Kamasutra - Vergleich der Übersetzungen

Autor: Andre Adrian
Version: 24.Dez.2019
Das Kamasutra (kama sutra, Kamasutram) entstand 250 nach Christus in Indien. Der Autor ist Vatsyayana Mallanaga (Mallanaga aus der Sippe Vatsyayana). Am Ende des Buches erzählt der Autor Vatsyayana Mallanaga über sich selbst: "In höchster Enthaltsamkeit und Andacht ist es [das Kamasutra] geschaffen worden für das Treiben der Welt; seine Einrichtung hat nicht die (blinde) Leidenschaft zum Ziele". Der Autor des ewigen Bestseller der Sex-Literatur hat als Asket gelebt. Er konnte vielleicht deshalb das Verhalten der unterschiedlichen sexuellen Tierchen ohne Bewertung beschreiben. 'Das Kamasutra ist eine Abhandlung über Männer und Frauen, über ihre Partnerschaft und über ihre Beziehungen zueinander. Die Aphorismen über die Liebe (Kamasutra) von Vatsyayana enthalten rund 1250 Slokas (Verse) und sind unterteilt in Abschnitte; die Abschnitte in Kapitel und die wiederum in vierundsechzig Paragraphen.' Dies schrieb Hilmar König in der Einführung von "Das Kamasutra des Vatsyayana", erschienen im Verlag Bassermann 1998. 'Es ist ein Buch über die Lebenskunst - über Partnerwahl, Machterhalt in der Ehe und Ehebruch, über das Leben als Kurtisane und mit einer Kurtisane, über den Gebrauch von Drogen - und über die Stellungen beim Geschlechtsverkehr. Die beiden Wörter in seinem Titel bedeuten "Begehren/Liebe/Lust/Sex" (kama) und "Abhandlung" (sutra).' Robin Cackett schrieb dies in dem Verlag Wagenbach Buch "Kamasutra" von 2004.
Alle Übersetzungen haben Stärken und Schwächen. Deshalb werden auf dieser Internet-Seite für einige ausgewählte Kapitel des Kamasutra mehrere Übersetzungen direkt nebeneinander gestellt. Die Übersetzungen sind:

Für das Kamasutra gibt es zwei Gliederungen. Einmal die Aufteilung in vierundsechzig Kapitel welche in diesem Text in den Schreibweise [25] dargestellt werden. Dann in die Gliederung nach Buch und Kapitel und ggf. Absatz mit der Schreibweise [3.2] oder [3.2.8]. Die Zählung der Absätze entspricht dem Text von Doniger und Kakar (Cackett) aus dem Jahr 2003. Die Bemerkungen und Zwischenüberschriften wie "Enthaltsamkeit" wurden von Andre Adrian eingefügt. Das Hervorheben der besten Übersetzung durch Fettschrift ebenfalls.
Das Kamasutra beschreibt die Sex-Stellungen in Kapitel [2.6] "Von verschiedenen Positionen beim Beischlaf". Nur in dem Buch "Das neue Kamasutra" von Anne Hooper werden diese Stellungen durch Bilder veranschaulicht.

Wie man das Vertrauen eines Mädchens gewinnt [3.2] [25]

Bemerkung: Dieses Kapitel ist eine Schritt für Schritt Anleitung für den ersten Sex. Die Hauptperson ist ein junges Mädchen, welches gerade mit der Menstruation begonnen hat und noch keinen Freund hatte. Sie wird mit einem älteren Mann verheiratet, den sie noch nie zuvor gesehen hat. Siehe [3.1.2]: "Braut ... daß sie eine Jungfrau ist, daß sie mindestens drei Jahre jünger ist" und [3.2.10]: "ob sie noch sehr jung ist und ihren Bräutigam früher gar nicht gekannt hat".
Die Kamasutra Anleitung zur Entjungferung will ein Trauma in der Braut verhindern. Siehe [3.2.34]: "jagt ihrem Herzen Furcht und Ekel, Widerwillen und Abscheu ein" und "Wenn ein Mädchen nicht auf die richtige Art und Weise eingeführt worden ist, nährt sie eine Abneigung gegen den Gatten, den sie haßt, und läuft anderen Männern nach". Richard Schmidt übersetzt drastischer: "bekommt sie Furcht, Zittern, Verwirrung und Haß zugleich" und "wird sie entweder zur Männerfeindin, oder sie geht, feindlich gesinnt, einem andern als diesem nach".

Tambula: ein Tütchen aus Betelblatt gefüllt mit Betelnuß (Arekanuß). Arekanuß liegt auf Platz vier der psychoaktiven Substanzen, nach Koffein, Nikotin und Alkohol. Tambula wirkt als mildes Stimulans, welches eine wärmende Empfindung im Körper und eine leicht erhöhte Wachsamkeit erzeugt. Vergleichbar sind ein Glas Sekt oder eine Zigarette.

Enthaltsamkeit [3.2.1]

C: Während der ersten drei Nächte, nachdem sie vereint sind, schlafe das Paar auf dem Boden, bleibe sexuell enthaltsam und esse ohne Salz und Gewürze.
S: Wenn sie beide vereint sind, findet drei Nächte lang das Lagern auf dem Erdboden statt, Enthaltsamkeit und Essen ohne Melasse und Salz;
L: Die ersten drei Nächte nach der Vermählung schlafen Mann und Frau auf dem Erdboden, enthalten sich aller geschlechtlichen Freuden und essen ungesalzene Speisen.
H: Das jungverheiratete Paar schläft drei Nächte lang auf der bloßen Erde; währenddessen wird strenge Zurückhaltung geübt. Die Nahrung muß ungesalzen, ja überhaupt ohne Würze genossen werden.
K: Während der ersten drei Tage nach der Hochzeit sollten Mann und Frau auf dem Boden schlafen, sich sexuellen Vergnügens enthalten und ihre Mahlzeiten ungewürzt zu sich nehmen.
P: Nach der Hochzeit liege das Paar drei Nächte lang auf dem Boden, sei sexuell enthaltsam, speise nur ohne Ätzendes und Salz.

Vertrauen [3.2.2]

H: Erst nach dieser Zeitspanne beginnt der Mann sich seiner Frau zu nähern. Seine Werbung um ihre Gunst muß dabei durch zarteste Rücksichtnahme gekennzeichnet sein und in einem verschlossenen Raum zu nächtlicher Stunde vor sich gehen.
S: Hierbei nähere man sich ihr in der Nacht und in der Einsamkeit mit zarten Werbungen.
L: Am Abend des zehnten Tages nähere sich der Mann seinem Weibe unter vier Augen mit zarter Werbung, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
K: In der Nacht des zehnten Tages beginnt der Mann, mit schmeichelnder Stimme zu sprechen und so das Vertrauen der Frau zu gewinnen.
C: Während dieser Zeitspanne von zehn Nächten beginnt er, sie mit sanften Aufmerksamkeiten zu umwerben, wenn sie nachts zusammen allein sind.
P: Während dieser Zeit nähere er sich ihr bei Nacht und in Zweisamkeit auf zarte Weise.

[3.2.4]
P: Er nähere sich ihr und gewinne ihr Vertrauen; er übertrete aber nicht die sexuelle Enthaltsamkeit. So lehrt Vatsyayana. Wenn er sich ihr nähert, soll er nichts gewaltsam tun. Für Frauen gelten die gleichen Regeln wie für Blumen: man muss an sie zart herangehen. Wenn sich ihnen Männer ohne ihr Vertrauen gewonnen zu haben gewaltsam nähern, werden sie den Geschlechtsverkehr stets hassen. Deswegen nähere er sich gütlich-zart.
S: Man nähere sich und gewinne ihr Vertrauen, aber übertrete das Gelübde der Enthaltsamkeit nicht. – So lehrt Vatsyayana. Der sich Nähernde gehe zu Werke, ohne etwas zu überhasten. Blumenartig sind ja die Frauen und müssen sehr zart umworben werden. Wenn sie von Leuten, die ihr Vertrauen noch nicht besitzen, ungestüm umworben werden, lernen sie die geschlechtliche Vereinigung hassen. Darum nähere man sich in zarter Weise.
L: Man nähere sich der Frau und suche ihr Vertrauen zu gewinnen, aber man enthalte sich vorerst des Geschlechtsgenußes, lehrt Vatsyayana. Die Frauen sind von zarter Verfassung und wünschen, daß man sie zart umwerbe. Wenn der Mann, den sie ja noch kaum kennen, sie roh besitzen will, dann lernen sie die geschlechtliche Vereinigung, oft auch das ganze männliche Geschlecht hassen. Darum nähere man sich seiner jungen Frau in zarter Weise, mit möglichster Schonung. Der Mann muß danach streben, ihr Vertrauen mehr und mehr zu gewinnen.
H: Vatsyayana ist der Überzeugung, daß zwar der Bräutigam um das Vertrauen seiner Braut werben soll, daß er jedoch von der eigentlichen Einung absehen und das Gebot der Enthaltung keinesfalls übertreten soll. Während dieser Umwerbung darf er niemals übereilt zu Werke gehen, denn die Frauen gleichen den Blumen und ertragen nur zärtliche Hände. Die Überstürzung in der Umwerbung versäumt nicht nur Vertrauen entstehen zu lassen, sondern erweckt auch eine Abneigung im Herzen der Braut gegen die innigste Einung. Deswegen muß der Bräutigam die ganze Zeit über sanft und zärtlich sein.
K: Vatsyayana sagt, daß der Mann beginnen sollte, ihr Vertrauen zu gewinnen, aber zunächst Abstand nimmt von sexuellen Annäherungsversuchen. Da Frauen von zarter Natur sind, möchten sie einen zärtlichen Anfang. Wenn sie gewaltsam von einem Mann genommen werden, mit dem sie gerade erst bekannt geworden sind, so können sie plötzlich zu Hassern von sexuellen Beziehungen werden und manchmal selbst zu Hassern des männlichen Geschlechtes. Der Mann sollte sich deshalb der Frau in einer Weise nähern, die sie mag, und er bedient sich dabei am besten solcher Mittel, mit denen er mehr und mehr ihr Vertrauen gewinnt.
C: Vatsyayana sagt: Er fängt an, sie zu umwerben und ihr Vertrauen zu gewinnen, aber er bleibt sexuell enthaltsam. Wenn er sie umwirbt, bedrängt er sie in keiner Weise, denn Frauen sind den Blumen gleich sehr zärtlich zu umwerben. Wenn sie von Männern, die ihr Vertrauen noch nicht gewonnen haben, gewaltsam genommen werden, werden sie zu Hasserinnen des Sex. Daher nimmt er sie durch sanfte Überzeugung für sich ein. Um aber ihre Abwehr zu durchsoßen, wendet er jedes Mittel an, selbst eine List, die ihm eine Annäherung ermöglicht.

Umarmung [3.2.8]

H: Der Mann nähere sich seiner ihm angetrauten Frau zunächst mit einer leichten und kurz dauernden Umarmung, die gewöhnlich nur ihren Oberkörper berührt; derartige Umwerbungen werden ziemlich leicht geduldet. Ob er das in der Dunkelheit oder beim Schein einer Lampe tun soll, kommt darauf an, ob die Braut völlig herangereift ist und ob sie den Mann schon einige Zeit kennt oder ob sie noch sehr jung ist und ihren Bräutigam früher gar nicht gekannt hat.
L: Zuerst umarme er sie, wie es ihm am besten gefällt, weil dies nicht lange dauert. Er beginne mit dem Oberkörper, da dies einfacher und leichter ist. Hat das Mädchen das Jungfrauenalter schon erreicht, oder ist es mit ihrem Gatten bereits vertraut, dann mag es bei Lampenschein geschehen. Kennt er es aber noch nicht genau, oder handelt es sich um ein ganz junges Mägdelein, dann umfange er es in der Dunkelheit.
S: Vermittelst der Ausführung der Umarmung, wie es ihr recht ist, da sie nicht zu lange dauert. Er beginne mit dem Oberkörper, da dieser etwas aushält. Bei einer, die das Jungfrauenalter erreicht und von früher her schon vertraut ist, bei dem Scheine der Lampe, bei einem Mädchen und bei einer, mit der man noch nicht vertraut ist, in der Dunkelheit.
K: Wenn sie seine Umarmung duldet, ...
C: Er verwendet eine Umarmung, die sie mag, weil sie nicht zu lange dauert. Er beginnt ihren Oberkörper zu umarmen, weil dies leicht zu erdulden ist. Er tut dies im Lampenschein, wenn sie bereits die Reife ihrer Jugend erlangt hat und mit ihm vertraut ist, oder im Dunkeln, wenn sie noch ein Kind und ohne jede Erfahrung ist.
P: Er dringe auf sie ein, indem er sie auf eine gebräuchliche, ihr angenehme Art umarmt, da eine solche Umarmung nicht zu lange dauert. Er beginne mit ihrem Oberkörper1, da sie sich das gefallen lässt. Das tue er im Schein einer Lampe, wenn sie schon ins Jugendalter1 getaucht ist und schon früher umschmeichelt wurde. Wenn sie noch ein Kind ist und es das erste Mal ist, tue er es im Dunkeln.

Kuß [3.2.11]

H: Hat sie die Umarmung tatsächlich nicht übelgenommen, so überreicht er ihr mit dem Mund ein Betelblatt. Wenn sie es anfangs nicht annehmen will, so muß er sie zu überreden suchen und zwar mittels freundlicher Worte oder durch flehentliche Seufzer und Bitten oder gar mittels eines Kniefalls. Es ist schließlich allgemein bekannt, daß sogar eine ganz scheue oder verärgerte Frau einem Kniefall ihres Gatten unmöglich widerstehen kann. Wenn er ihr also endlich das Betelblatt mit dem Mund darreicht, benütze er die Gelegenheit und gebe ihr einen leisen und hauchzarten Kuß.
S: Wenn sie die Umarmung geduldet hat, gibt er ihr mit dem Munde Betel. Wenn sie darauf nicht eingeht, lasse er sie es nehmen durch freundliche Reden, Verwünschungen, Gegenforderungen und Fußfälle. Selbst ein verschämtes und heftig zürnendes Weib kann einem Fußfalle nicht widerstehen: das ist allgemeingültig. Bei Gelegenheit des Darreichens desselben gebe er ihr einen zarten, lautern und nicht übermäßigen Kuß.
L: Hat sie die Umarmung geduldet, dann gebe er ihr ein "Tambula" (Betelnüsse und -blätter). Weigert sie sich, es zu nehmen, dann rede er ihr freundlich zu, versuche es mit Bitten und Beschwörungen. Endlich falle er ihr zu Füßen. Selbst ein verschämtes oder zürnendes Weib kann einem Manne nicht widerstehen, welcher vor ihr kniet. Das ist eine allgemeingültige Regel. Nimmt sie dann endlich das Tambula, dann küsse er ihr dabei den Mund licht und zart, ohne einen Laut.
K: ... schiebt er ihr eine "Tambula", ein Tütchen aus Betelblatt mit Betelnuß gefüllt, in den Mund. Sollte sie das nicht mögen, so muß er sie mit Überredung, mit Flehen, Schwüren, zu ihren Füßen kniend, dazu bewegen, denn es ist eine universelle Regel, daß eine Frau, mag sie noch so scheu oder ängstlich sein, niemals einen zu ihren Füßen knienden Mann abweist. Wenn er ihr diese "Tambula" gibt, sollte er sie zärtlich und weich auf den Mund küssen, ohne einen Laut von sich zu geben.
C: Wenn die Frau seine Umarmung akzeptiert hat, gibt er ihr mit dem Mund Betel. Wenn sie dies ablehnt, bewegt er sie mit versöhnlich stimmenden Worten, Schwüren, wiederholten Bitten und Fußfällen zur Annahme. (Selbst eine schüchterne oder sehr zornige Frau kann keinem Mann widerstehen, der ihr zu Füßen fällt; dies ist eine allgemeingültige Regel.) Während er ihr den Betel reicht, küßt er sie sanft, ruhig und geräuschlos.
P: Wenn sie sich die Umarmung gefallen lässt, gebe er ihr mit seinem Munde Betel1. Geht sie darauf nicht ein, bringe er sie durch freundliches Zureden, Flüche, Bitten und Fußfälle dazu, den Betel anzunehmen. Selbst eine verschämte oder wütende junge Frau kann einen Fußfall nicht übergehen. Dies gilt allgemein. Beim Übergeben des Betel küsse er sie sanft, lauter und ohne unanständige Worte.

Gespräch [3.2.13]

K: Willigt sie in dieser Richtung ein, dann muß er sie zum Sprechen bringen. Gelingt ihm das, stellt er ihr Fragen über Themen, von denen er vorgibt, nichts zu verstehen, und die in ein paar Worten beantwortet werden können. Spricht sie nicht, sollte er sie nicht ängstigen, aber wieder und wieder in versöhnlicher Art dieselben Fragen stellen. Antwortet sie immer noch nicht, dann drängt er sie zu einer Erwiderung. Denn Ghotakamukha sagt: "Alle Mädchen hören alle, was ihnen Männer sagen, während sie selbst manchmal kein Wort äußern." So bedrängt, kann sie mit dem Schütteln ihres Kopfes reagieren. Doch ist sie immer noch zu sehr beunruhigt, dann macht sie auch das nicht. Wird sie von dem Mann gefragt, ob sie ihn mag, schweigt sie zunächst lange. Erst wenn sie zur Antwort gedrängt wird, signalisiert sie durch Kopfnicken ihre Bejahung.
S: Wenn sie damit gewonnen ist, bringe er sie zum Sprechen. Um das zu hören, frage er, gleichsam als wisse er es nicht, nach irgend etwas, was sich mit wenigen Lauten beantworten läßt. Wenn sie hierbei nicht dreist wird, frage er wiederholt, voller Freundlichkeit und ohne sie zu verwirren. Wenn sie auch dann nicht redet, fahre er beharrlich fort. Alle Mädchen nämlich lassen sich die von dem Manne angewendeten Worte gefallen; aber sie sagen nicht einmal ein geringfügiges Wort dagegen. So sagt Ghotakamukha. Wenn sie aber beharrlich gefragt wird, soll sie durch Bewegen des Kopfes Antworten geben; bei einem Zanke aber soll sie den Kopf nicht bewegen. "Verlangst du nach mir oder verlangst du nicht nach mir? Gefalle ich dir oder gefalle ich dir nicht?" So befragt bleibe sie lange stehen und, wenn beharrlich gedrängt, bewege sie den Kopf dementsprechend; wird sie aber noch weiter gedrängt, so widerstrebe sie.
L: Ist er soweit, dann bringe er sie zum Sprechen. Zu diesem Zwecke frage er sie um Dinge, welche er nicht kennt oder nicht zu kennen vorgibt und die nur eine kurze Antwort erheischen. Tut sie nichts dergleichen, dann wiederhole er seine Frage freundlich. Redet sie auch dann nicht, dränge er sie dazu, denn, lehrt Ghotakamukha, "die Mädchen lauschen den Worten des Mannes, wenn sie auch selbst nicht reden". So gedrängt, wird sie endlich mit dem Kopf nicken. Zankte der Mann aber mit ihr, dann würde er nicht einmal diese Kundgebung erreichen. Fragt nun der Mann, ob er ihr gefalle und ob sie ihn liebe, dann wird sie lange stillschweigen, dringt er weiter in sie, dann wird sie zustimmend das Haupt neigen.
H: Hat er den Eindruck, daß sie bereits ein wenig gewonnen ist, so muß er sie zum Reden veranlassen. Das wird am geschicktesten so durchgeführt, daß er ihr Fragen stellt, die er angeblich nicht zu beantworten weiß. Ghotakamukha lehrt, daß alle Mädchen durchaus des Mannes Reden vernehmen, aber daß sie oftmals ihrerseits kein einziges Wort von sich geben. Geht sie endlich auf die Unterhaltung ein, so wird sie zunächst eine Antwort durch Kopfnicken oder Kopfschütteln geben. Wenn sie wirklich ihren Liebhaber verschmähen wollte, so würde sie nicht einmal nicken. Wenn der Bräutigam sie fragt: "Sehnst du dich nach mir oder nicht? Zieht es dich nicht zu mir hin?" so darf sie eine Zeitlang keine Antwort geben, sondern tun, als ob sie überlegen müsse; wird ihr mit weiteren dringenden Fragen zugesetzt, so sage sie gerade das Gegenteil von dem, was ihre wirkliche Meinung darstellt.
C: Wenn sie auf diese Weise gewonnen wurde, bringt er sie zum Sprechen. Um sie sprechen zu hören, fragt er sie nach dem einen oder anderen, das in wenigen Silben auszudrücken ist, als wüßte er es selbst nicht. Wenn sie darauf nicht antwortet, fragt er sie wieder, viele Male, indes er sie beruhigt und ohne sie zu verstören. Wenn sie immer noch nichts sagt, soll er sie weiter bedrängen. Denn Ghotakamukha sagt: "Alle Mädchen erdulden die Worte eines Mannes, äußern aber selbst kein Wort, nicht einmal um zu plaudern." Wenn sie jedoch bedrängt wird, antwortet sie durch Nicken und Kopfschütteln; außer bei einem Streit, wo sie selbst den Kopf nicht bewegt. Wenn er sie fragt, "Willst du mich oder willst du mich nicht? Gefalle ich dir oder gefalle ich dir nicht?", bleibt sie lange Zeit still, und wenn er sie bedrängt, nickt sie oder schüttelt den Kopf, um ihre Neigung anzudeuten; fragt er sie aber noch einmal, widersetzt sie sich ihm.
P: Wenn er sie damit gewonnen hat, bringe er sie zum Plaudern. Um sie zum Reden zu bringen, frage er sie nach irgendetwas, was sich mit wenigen Silben sagen lässt, so als ob er es nicht wüsste. Wenn sie darauf nicht eingeht, frage er sie beharrlich mit freundlichen Worten, ohne ihr Angst einzujagen. Redet sie auch dann nicht, nagle er sie fest. Denn alle Mädchen lassen sich von einem Manne immer wieder verwendete Worte gefallen. Aber sie sagen nicht einmal ein kurzes mehrdeutiges Wort. So sagt Ghoṭakamukha. Während er sie festnagelt, soll sie sie durch Kopfschütteln antworten. Bei einem Streit soll sie aber den Kopf nicht schütteln. "Magst Du mich oder magst Du mich nicht? Gefalle ich Dir oder gefalle ich dir nicht?" So gefragt, soll sie lange still bleiben. Wenn er sie beharrlich drängt, soll sie den Kopf je nachdem schütteln. Wird sie weiter beschwatzt, soll sie widerstreiten.

Vermittlerin [3.2.20]

H: Hat dann der Mann seine Braut etwas näher kennengelernt, kann er sich auf die beredete Weise in der Anwesenheit ihrer engsten und vertrautesten Freundinnen mit ihr unterhalten. Während dieser Unterhaltungen soll sie lächeln, wobei sie ihren Kopf aber gesenkt hält. Falls sodann irgendeine ihrer Freundinnen gewisse Grenzen überschreitet, soll die Braut sie schelten und tadelnde Worte mit ihr wechseln. Die Freundin soll ihrerseits behaupten, daß das Gesagte nur im Scherz geäußert worden sei, auch wenn dies tatsächlich gar nicht der Fall gewesen ist. Daraufhin bricht die Frau dieses Gespräch ab und hüllt sich in Schweigen, sobald sie von ihrem Bräutigam angeredet wird. Zu einer Antwort gedrängt, erwidert sie zögernd und kaum hörbar: "Das habe ich nicht gesagt". Hin und wieder wirft sie ihm von der Seite kokette Blicke zu. Das sind die Verhaltensweisen, die von einem Paar angewendet werden, das sich seit einer gewissen Zeitspanne kennt.
S: Wenn sie vertraut ist, läßt man eine geneigte und für beide Teile vertrauenswürdige Freundin dazwischen treten und eine Geschichte erzählen. Dabei lächele sie mit gesenktem Antlitz. Wenn jene zu viel sagt, schelte und streite sie. Sie aber sage im Scherz selbst Dinge, die jene nicht gesagt hat, mit den Worten: "Das hat sie gesagt". Hierbei stoße sie sie weg, und um Antwort gebeten bleibe sie still sitzen. Wenn sie aber beharrlich gefragt wird, sage sie mit undeutlichen Lauten und unsicherem Sinne: "So etwas sage ich nicht!" – Den Liebhaber blicke sie bisweilen lächelnd von der Seite an. – Das ist die Einleitung der Unterhaltung.
L: Kannte der Gatte sie schon vor der Hochzeit, dann mag er sich der Hilfe einer vertrauenswürdigen, ihm gewogenen Freundin bedienen, um sich mit ihr zu unterhalten. Diese hält die Wechselrede in Gang. Dabei wird die junge Frau mit gesenktem Antlitz lächeln. Sagt die Freundin nach ihrem Geschmack zu viel, dann wird sie mit ihr zürnen und sie schelten. Zum Scherz spricht die Freundin etwas, und fügt hinzu: "Das meint sie". Daraufhin erwidert das Mädchen rasch und leise: "So etwas sage ich nicht!" Dabei blickt es bisweilen den Liebhaber verstohlen von der Seite an.
K: Kannte der Mann die Frau schon vorher, könnte er auch eine Freundin einschalten, die das Vertrauen beider besitzt und die Konversation zwischen beiden zu fördern vermag. In solchem Fall hört die Frau gesenkten Kopfes und lächelnd zu. Doch wenn die vermittelnde Freundin ihrerseits mehr sagt, als gewünscht wird, sollte die Frau mit ihr schimpfen. Die Freundin könnte im Scherz etwas sagen, was die Frau gar nicht geäußert hat, und noch hinzufügen: "So hat sie es gesagt." Darauf kann die Frau undeutlich und verschmitzt ausrufen: "O nein! Das habe ich nicht gesagt!" Dabei sollte sie lächeln und einen verstohlenen Blick auf ihren Gatten werfen.
C: Wenn sie bereits mit ihm vertraut ist, kann er sie durch Vermittlung einer Freundin, der beide vertrauen, aber die ihm zugetan ist, in eine Unterhaltung verwickeln. Während dieser Unterhaltung lächelt das Mädchen mit gesenktem Kopf, und wenn die Freundin zu viel sagt, beschimpft es sie und zankt mit ihr. Die Freundin jedoch sagt, nur zum Scherz, "Sie hat das gesagt", obschon sie dies gar nie gesagt hat. Dann schickt das Mädchen die Freundin fort und schweigt selbst dann, wenn er um Antwort bittet. Beharrt er aber, so murmelt sie in undeutlichen Lauten von unklarer Bedeutung: "Ich sage nichts dergleichen". Und indem sie den Mann anlächelt, wirft sie ihm ab und an von der Seite einen Blick zu. So bringt er sie zum Sprechen.
P: Wenn sie schon umschmeichelt wurde, lasse er eine geneigte, beiden vertrauenswürdige Freundin vermitteln und eine Geschichte erzählen. Dabei lächle sie mit gesenktem Gesicht. Wenn die Vermittlerin übertreibt, schimpfe und streite sie. Sie sage, obwohl es die Freundin nicht gesagt hat, im Scherz: "Sie hat das gesagt!" Dabei stoße sie die Freundin weg und sitze schweigend da, wenn sie um Antwort gebeten wird. Wenn sie aber beharrlich bedrängt wird, sage sie mit undeutlichen Lauten und unklarem Sinn: "So etwas sage ich nicht." Den Liebhaber blicke sie bisweilen lächelnd mit einem Seitenblick an. So bringt man zum Schwatzen.

Initiative der Frau [3.2.21]

H: Eine Braut, die auf solche Art allmählich mit ihrem Gatten genügend vertraut geworden ist, kann Betelblätter, Sandelholzpaste und Blumengewinde für ihn herrichten, auch wenn er sie gar nicht erbeten hat, und letztere dann an seiner Oberkleidung befestigen. Wenn sie nun damit beschäftigt ist, sollte er ihre kleinen und schwellenden Brüste in der Achchhuritaka-Weise liebkosen.
K: Wenn die Frau mit dem Mann vertraut ist, legt sie die "Tambula", den Balsam oder die Girlande, um die er vielleicht gebeten hat, dicht vor ihn oder steckt es gar oben in seine Kleidung. Während sie das tut, könnte er ihre jungen Brüste berühren, indem er leicht mit den Fingernägeln darüber fährt.
S: Wenn sie so vertraut geworden ist, lege sie ohne ein Wort zu sagen in seine Nähe den erbetenen Betel, Salben und Kranz oder befestige es an seinem Obergewande. Bei dieser Gelegenheit berühre er sie mit dem tönenden Nägelmale oben an den Brustknospen.
L: Ist das Mädchenvertraut geworden, dann wird es ohne ein Wort das Tambula, die Salbe oder den erbetenen Kranz neben ihn hinlegen oder ihm diese Dinge in das Obergewand stecken. Dabei berühre er ihre jungen Brüste mit dem tönenden Nägelmale.
C: Und wenn sie sich auf diese Weise an ihn gewöhnt hat, legt sie wortlos den Betel, das Duftöl und die Girlande, um die er sie gebeten hat, neben ihn oder befestigt sie an seinem Obergewand. Während sie damit beschäftigt ist, wendet er an ihren Brustwarzen den "Gänsehaut"-Kratzer an.
P: Wenn sie so zutraulich geworden ist, lege sie ohne Worte in die Nähe des Liebhabers Betelblätter, Salbe und Kranz, um die er bittet. Oder sie befestige sie an seinem Obergewand. Wenn sie ihm so verbunden ist, berühre er sie oberhalb der Brustknospen mit der "klingenden Nägelspur" (acchuritaka).

Einschüchtern und Beschwichtigen [3.2.23]

H: Sollte sie ihm diese zu verwehren suchen, bedrängt er sie mit der Bitte, doch ihn zu umarmen. Dann läßt er seine Hand bis zu ihrem Nabel gleiten und zieht sie wieder zurück, wobei er betont, daß er nicht die Absicht hege, weiter zu dringen. Ganz allmählich muß er sie dazu bringen, sich auf seinen Schoß zu setzen; so gelangt er weiter voran. "Ich werde mit Zahnmalen deine Lippen zeichnen und mit Nägelmalen deine Brüste. Die gleichen Male werde ich an meinem eigenen Leib einzeichnen und dann deinen Freundinnen erzählen, daß du sie gemacht hast. Wie willst du das ihnen gegenüber dann erklären?" Indem der Mann solche Kniffe anwendet, die Kinder einschüchtern und sie zum Ruhighalten veranlassen sollen, vermag er nach und nach mit Klugheit das Vertrauen seiner jungen Frau zu gewinnen.
K: Will sie ihn daran hindern, entgegnet er: "Ich mache es nicht wieder, wenn du mich umarmst." Er sollte sie dazu bringen, daß sie ihn umarmt. Während sie das tut, streicht er ihr mit seiner Hand wiederholt über den Körper. Allmählich sollte er sie auf seinen Schoß ziehen und sich bemühen, ihre Einwilligung zu erhalten. Wenn sie ihm nicht nachgibt, kann er ihr drohen: "Mit meinen Zähnen und Nägeln werde ich deine Lippen und Brüste markieren und Ähnliches auch an meinem Körper machen und es meinen Freunden zeigen und erzählen, daß du das getan hast. Was wirst du dann sagen?" Auf diese Art, so wie man dem Gemüt eines Kindes Angst und Vertrauen einflößt, macht der Mann sie langsam seinen Wünschen gefügig.
S: Wird ihm gewehrt, dann sage er: "Umarme auch du mich, dann will ich es nicht wieder tun?". Unter dieser Bedingung bringe er sie dazu, ihn zu umarmen. Er selbst führe seine Hand bis zur Nabelgegend und wieder zurück. Allmählich setze er sie auf seinen Schoß und gehe weiter und weiter. Wenn sie nicht darauf eingeht, setze er sie in Furcht. "Ich werde auf deiner Unterlippe Zahnwunden hervorbringen und Nägelmale auf der Wölbung der Brüste; und nachdem ich dasselbe bei mir selbst getan habe, werde ich bei der Schar deiner Freundinnen erzählen, du hättest es getan. Was wirst du dann dazu sagen?" – Mit solchen Einschüchterungen für Kinder, die aber zugleich eine Beruhigung für sie sind, verwirre er sie nach und nach.
L: Wehrt sie ihm, dann sagt er: "Ich werde es nicht mehr tun, wenn du mich umarmst!" So bringt er sie dazu, ihn zu umarmen. Währenddessen streichle er ihren ganzen Leib mit seiner Hand. Dann setze er sie auf seinen Schoß und gehe sachte weiter und weiter. Will sie die Zustimmung nicht geben, dann versetze er sie in Furcht: "Ich werde meine Zähne in deine Unterlippe drücken und Nägelmale auf deinen Brüsten eingraben, dann werde ich mir die gleichen Male zufügen und meinen Freunden erzählen, du hättest sie mir beigebracht. Was wirst du dann sagen?" So ungefähr gewinnt man das Vertrauen von Kindern, indem man sie einschüchtert. Auf die gleiche Art erreicht der Mann von seiner Frau, was er will.
C: Und wenn sie ihn daran hindert, sagt er, "Umarme mich, dann werde ich es lassen", und so umarmt er sie. Und er bewegt seine Hand bis zu ihrem Nabel und wieder zurück. Und allmählich holt er sie auf seinen Schoß und geht weiter und weiter. Wenn sie seine Annäherungen ablehnt, droht er ihr: "Ich werde mit meinen Zähnen einmal auf deine Unterlippe und mit meinen Nägeln Kratzer auf den oberen Teil deiner Brüste setzen. Und ich werde dasselbe bei mir tun und deinen Freundinnen erzählen, du hättest es getan. Was sagst du dazu?" Und auf diese Weise, mit den Listen, die man benutzt, um Kinder einzuschüchtern und zu beschwichtigen, verführt er sie allmählich.
P: Wenn sie ihm das verwehrt, sage er: "Umarme auch du mich, dann werde ich mich nie wieder so verhalten!". Mit diesem Statut bringe er sie dazu, ihn zu umarmen. Er lasse seine Hand immer wieder bis zu Nabelgegend gleiten und wieder zurück. Allmählich setze er sie auf seinen Schoß und presche immer weiter vor. Wenn sie ihm nicht entgegenkommt, jage er ihr Angst ein. "Ich werde deiner Unterlippe Bisswunden beibringen und deiner Busenwölbung Kratzer. Und nachdem ich dasselbe an mir selbst gemacht habe, werde ich vor deiner Freundinnenschar erzählen, dass du das getan hättest. Was wirst  du darauf sagen?" Mit solcher Angstmache samt Beruhigung für Kinder1 kriege er sie langsam herum.

Streicheln [3.2.25]

C: In der zweiten und dritten Nacht, wenn sie ihm ein wenig mehr vertraut, bearbeitet er sie mit der Hand und küßt sie auf jede Stelle ihres Körpers. Wenn er seine Hand auf ihre Schenkel gelegt hat und diese erfolgreich streichelt, bewegt er die Hand schrittweise höher und streichelt sie sogar dort, wo Schenkel und Leib zusammenkommen. Wenn sie ihn am Streicheln hindert, verwirrt er sie mit der Frage, "Was soll daran unrecht sein?", und fährt damit fort, bis sie sich daran gewöhnt hat. Und hat er dies erfolgreich vollbracht, streichelt er ihre verborgenen Stellen. Dann lockert er ihr Gurtband, löst den Knoten, legt ihre Kleider beiseite und streichelt sie, wo Schenkel und Leib zusammenkommen. All dies tut er unter anderen Vorwänden.
K: In der zweiten und dritten Nacht, nachdem ihre Zutraulichkeit zugenommen hat, darf er sie mit seinen Händen am ganzen Körper abtasten und sie überall küssen. Er sollte seine Hände auf ihre Schenkel legen und sie massieren. Hat er Erfolg, dann reibt er zärtlich ihre Gelenke. Versucht sie, das zu verhindern, könnte er entgegnen: "Wem schadet es, wenn ich das tue?" Hat er diesen Punkt erreicht, streichelt er ihren Intimbereich, löst Gürtel und Knoten ihrer Kleidung, schlägt ihr Untergewand hoch und massiert die nackten Schenkel. Für das alles nennt er Vorwände, beginnt aber noch nicht mit dem eigentlichen Geschlechtsakt.
S: In der zweiten und dritten Nacht, wo sie etwas mehr vertraut ist, arbeite er mit der Hand. Er verschreite zu dem Küssen an allen Gliedern. Wenn er die Hand auf die Schenkel gelegt hat und die Handlung des Streichelns vollbracht ist, streichle er der Reihe nach auch die Vereinigungsstelle der Schenkel. Wird das Streicheln verboten, dann verwirre er sie durch die Frage: "Was ist da weiter dabei?" – und fahre ruhig damit fort. Ist das vollendet, so folgt das Befühlen der Schamgegend, das Losbinden des Gürtels, das Lösen des Untergewandes, das Ablegen der Kleider und das Streicheln der Vereinigungsstelle der Schenkel. Das alles geschieht von ihm unter anderen Vorwänden.
L: In der zweiten und dritten Nacht, wenn sie etwas vertrauter geworden ist, streichle er ihren ganzen Leib mit der Hand und küsse ihn all überall. Er lege seine Hände auch auf ihre Schenkel und massiere dieselben. Läßt sie dies zu, dann streichle er ihr die Weichen. Will sie ihn daran hindern, dann frage er: "Was ist denn weiter dabei?!" und fahre ruhig damit fort. Ist er soweit, dann liebkose er ihre Schamgegend, löse ihr den Gürtel und das Untergewand, entkleide sie und massiere ihren nackten Körper. Das alles geschieht unter verschiedenen Vorwänden.
H: Während der zweiten und der dritten Nacht, wenn sie schon größere Vertraulichkeit zeigt soll er weitere Fortschritte mit der Hilfe seiner Hände erzielen. Sodann soll der Mann alle Teile ihres Körpers mit Küssen bedecken und über ihre Schenkel streichen, wobei er sie oftmals drückt. Wenn sie ihm das nicht gestatten will, soll er ihre Einwände erörtern, aber zugleich mit dem Darüberstreichen fortfahren. Sobald er glaubt, daß sie es ertragen kann, soll er ihre Schamgegend berühren, ihr Untergewand lösen und beiseite legen und weiterhin ihre Schenkel drücken. Das sind die verschiedenen Möglichkeiten, sich der angetrauten Frau zu nähern.
P: In der zweiten und dritten Nacht, wenn er ihr etwas mehr Vertrauen eingeflößt hat, befummle er sie mit der Hand. Er gehe daran, sie auf allen Körperteilen1 zu küssen. Er lege die Hand auf die beiden Schenkel. Wenn er mit dem Streicheln zum Ziel gekommen ist, streichle er auch die Wurzel der Schenkel. Wehrt sie das Streicheln ab, verwirre er sie mit der Frage: "Was ist daran schlecht?" Und er bleibe  fest dabei. Wenn er damit Erfolg hatte, berühre er ihre Schamgegend.

Geschlechtsverkehr [3.2.28]

K: Er könnte von den vierundsechzig Arten sprechen, ihr seine große Liebe beteuern und von seinen Hoffnungen und Vorstellungen schwärmen, die er seit langem in Bezug auf sie hegt. Er verspricht ihr Treue für die Zukunft, zerstreut alle ihre Befürchtungen hinsichtlich Rivalinnen. Und zum Schluß, nachdem sie ihre Scheu ganz abgelegt hat, beginnt er, sie auf solche Art zu begatten, daß sie sich nicht fürchtet. Das zum Thema, wie man das Vertrauen des Mädchens gewinnt.
S:  Hat er den Penis eingeführt, so ergötze er sie; nicht zur Unzeit aber breche er das Gelübde. Er unterrichte sie, zeige die eigene Zuneigung und beschreibe die früheren Wünsche; für die Zukunft lasse er erkennen, daß sein Benehmen in Willfährigkeit gegen sie bestehen werde; die Furcht vor Nebenbuhlerinnen beseitige er; und wenn sie mit der Zeit allmählich den Mädchenstand verlassen hat, nähere er sich ihr, ohne sie zu erschrecken. – Das ist das Gewinnen des Vertrauens des Mädchens. So willfahrend mache man das Mädchen mit List bereit: auf diese Weise wird es voller Zuneigung und recht vertraut.
L: Den Beischlaf jedoch vollziehe er noch nicht. Dann lehre er sie die vierundsechzig Künste, sage ihr, wie sehr er sie liebe und sich nach ihr gesehnt habe. Er schwöre ihr Treue, beseitige ihre Furcht vor Nebenbuhlerinnen. Dann, wenn er so ihre Scheu überwunden hat, nähere er sich ihr, ohne sie zu erschrecken. So gewinnt man das Vertrauen der Mädchen.
H: Hat er mit ihr die Einung vollzogen, soll er ihr das Versprechen geben, ihr zu jeder Zeit Freude zu bereiten. Bis dahin darf er jedoch das Gebot der Enthaltsamkeit nicht übertreten. Nach diesem wird der Gatte sie in die vierundsechzig Künste einführen; er behandelt sie mit liebevoller Sorge, schildert ihr seine Sehnsucht nach ihr, schwört ihr, daß er von nun ab alle ihre Wünsche erfüllen werde. Er zerstreut ihre Befürchtungen, die sie im Hinblick auf seine Nebenfrauen hegt, und wiederholt die Einung mit ihr, die nun nicht länger eine Jungfrau ist, in der rücksichtsvollsten und wohltuendsten Weise. Das also ist alles notwendig, um die Aussaat des Vertrauens bei einer Frau zu erwirken. Der Mann, der gemäß der Neigung seiner Braut zu handeln versteht, wird so ihr Vertrauen erwerben, daß sie sich ihm immer enger verbunden fühlt und sein treuer Geselle wird.
C: Dann dringt er in sie ein und bereitet ihr sexuelle Lust. Doch sollte er sein Gelübde nicht vor der Zeit brechen. Er unterrichtet sie, zeigt ihr seine Liebe für sie und schildert ihr die Wünsche, die er in der Vergangenheit hatte. Er verspricht, ihr künftig jede Gefälligkeit zu erweisen. Er zerstreut ihre Ängste vor Nebenfrauen. Und wenn sie mit der Zeit keine Jungfrau mehr ist, nähert er sich ihr allmählich an, ohne sie zu verstören. Auf diese Weise gewinnt er das Vertrauen des Mädchens.
P: Dann löse er ihren Gürtel (rasana), ziehe ihr das Untergewand (nivi) aus, wickle das Gewand auf und streichle sie an der Wurzel der Schenkel. All dies tue er unter Vorwänden. Hat er den Penis mit ihr vereinigt, entzücke er sie. Nicht aber breche er das Enthaltsamkeitsgelübde zur Unzeit. Er unterrichte sie, zeige seine eigene Verliebtheit und schildere ihr seine früheren Wünsche. Er verspreche ihr, dass er in Zukunft nach ihren Neigungen handeln werde. Er nehme ihr die Angst vor Nebenfrauen.  Wenn sie sich im Lauf der Zeit allmählich vom Mädchensein gelöst hat, gehe er an sie heran ohne ihr Angst einzujagen. Soviel über die Gewinnung des Vertrauens des Mädchens.

Verse (Empfehlungen) [3.2.31]

H: Niemals wird es ihm möglich sein, ein Mädchen für sich zu gewinnen, wenn er allzu genau das ausführt, was sie wünscht, oder wenn er allzusehr gegen ihre Wünsche handelt. Der beste Weg, um sie für sich zu gewinnen, ist das Einhalten des goldenen Mittelwegs. Der Mann, der das Geheimnis kennt, höhere Freuden zu erlangen, der den Stolz eines Mädchens achtet und ehrt, und der die Kunst beherrscht, Vertrauen in sie zu säen, wird der beliebteste der Männer.
C: Ein Mann hat bei Jungfrauen Erfolg, wenn er sie weder zu sehr mit dem Strich noch zu sehr gegen den Strich bürstet; also erobert er sie auf halbem Weg in der Mitte. Ein Mann, der das Vertrauen einer Jungfrau zu gewinnen versteht und ihre Liebe zu ihm erweckt, steigt in der Achtung der Frauen und wird ihnen lieb und teuer.
S: Nicht durch übermäßiges Anklammern an die natürliche Ordnung, noch durch übermäßiges Handeln gegen die natürliche Ordnung erlangt man das Ziel bei den Mädchen; darum gewinne man sie durch den Mittelweg. Wer sich darauf versteht, das Vertrauen der Mädchen zu gewinnen, was ihm selbst Liebe einbringt und bei den Frauen den Stolz mehrt, der wird bei ihnen beliebt werden.
L: Man folge nicht blind den Neigungen des Mädchens, widersetze sich ihnen aber ebensowenig, sondern wähle einen Mittelweg. Wer sich darauf versteht, sich bei den Frauen beliebt zu machen, ihren Stolz zu mehren und ihr Vertrauen zu gewinnen, der kann ihrer Liebe sicher sein.
K: Ein Mann kommt weder zum Erfolg, indem er genau ihren Neigungen Folge leistet, noch indem er vollständig dagegen handelt. Er muß einen Mittelweg finden. Ein Mann, der weiß, wie er Frauen dazu bringt, daß sie ihn lieben, wie auch, ihnen Ehre zu erweisen und ihr Vertrauen zu gewinnen, der wird ein Objekt ihrer Liebe.
P: Bei Mädchen gelangt man zum Ziel weder dadurch, dass man allzusehr ihren Neigungen folgt, noch dadurch, dass man allzusehr gegen ihre Neigungen handelt. Deshalb gewinne man sie auf dem Mittelweg. Wer versteht, das Vertrauen eines Mädchens zu gewinnen, was ihm selbst Freude bringt und das Selbstbewusstsein der jungen Frauen stärkt, der wird den Frauen lieb.

[3.2.33]
C: Doch ein Mann, der eine Jungfrau verschmäht, weil er denkt: "Sie ist zu schüchtern", den verachtet sie wie ein Tier, weil sie denkt: "Er begreift nicht mein Sinnen."
S: Wer aber ein Mädchen als zu schamhaft verschmäht, der wird gleich einem Vieh verachtet, da er sich auf Gedanken nicht versteht.
L: Wer aber ein Mädchen verachtet, weil es ihm zu schamhaft scheint, gewinnt nur seine Mißachtung. Es hält ihn für ein Vieh, das keine Gedanken zu erraten versteht.
H: Ein Mann, der ein Mädchen verschmäht, weil er für ihre Schamhaftigkeit nichts übrig hat, der wird von ihr wie irgendein Vieh verachtet, denn er hat bewiesen, daß er von der Wesensart einer Frau nichts versteht.
K: Doch jener, der ein Mädchen vernachlässigt, weil er es als zu schüchtern betrachtet, der wird von ihm verachtet als Rohling, der keine Ahnung vom Wirken des weiblichen Gemüts hat.
P: Wer aber ein Mädchen nicht beachtet, weil es zu schamhaft ist, der wird wie ein Stück Vieh verachtet, da er  Absichten nicht versteht.

[3.2.34]
H: Ein Mann der seine junge Frau mit ungezügelter Heftigkeit ergreift, jagt ihrem Herzen Furcht und Ekel, Widerwillen und Abscheu ein. Wenn ein Mädchen nicht auf die richtige Art und Weise eingeführt worden ist, nährt sie eine Abneigung gegen den Gatten, den sie haßt, und läuft anderen Männern nach.
S: Mit Ungestüm aber genossen von einem, der das Mädchenherz nicht zu nehmen weiß, bekommt sie Furcht, Zittern, Verwirrung und Haß zugleich. Wenn sie nicht zum Genuße der Liebe gekommen oder durch ihn mit Verwirrung besudelt ist, wird sie entweder zur Männerfeindin, oder sie geht, feindlich gesinnt, einem andern als diesem nach.
L: Wird aber ein Mädchen mit Gewalt von jemand genommen, der sich auf Frauenherzen nicht versteht, dann wird es furchtsam, niedergeschlagen und zittert; es faßt Widerwillen gegen den Mann, der es mißbraucht, seine Liebe nicht zu gewinnen verstanden hat. Entweder wird es zur Männerfeindin oder, wenn es den Gatten besonders haßt, wendet es sich einem anderen zu.
K: Außerdem: Ein Mädchen, das gewaltsam von jemanden genommen wird, der die Herzen der Mädchen nicht versteht, dieses Mädchen wird nervös, ängstlich und deprimiert. Und plötzlich beginnt es, den Mann zu hassen, der ihm das angetan hat. Wenn die Liebe des Mädchens nicht verstanden und erwidert wird, gerät es in Verzweiflung und wird entweder ein Hasser der ganzen Männerwelt oder, während es den eigenen Mann haßt, sucht es schließlich Zuflucht bei anderen Männern.
C: Und wenn ein Mann einer Jungfrau wahre Gefühle nicht begreift, und sich ihr, gar gewaltsam, nähert, dann erlebt sie zugleich Furcht, Zittern, Besorgnis und Haß. Erfährt sie nicht die Genüsse der Liebe oder verunreinigt er sie durch Besorgnis, wird sie zu einer Hasserin der Männer oder verläßt ihn, verhaßt, um eines anderen willen.
P: Ein Mädchen, das jemand, der ihr Herz nicht findet, gewaltsam einnimmt, wird sofort in Angst, Zittern, Aufregung und Hass geraten. Wenn sie keine Freude hat, durch ihn mit Aufregung verdorben ist, wird sie entweder zur Männerhasserin oder sie geht mit Hass weg zu einem anderen.

Gewohnheiten des Mannes beim Verkehr [2.8] [18]

Bemerkung: In [2.8] wird die Situation der Entjungferung von [3.2] aufgegriffen und weiter ausgeführt. Schon vor 1800 Jahren war bekannt daß für Frauen (manchmal) Vaginalverkehr nicht genügt um einen Höhepunkt zu erleben. Deshalb gibt es die Anleitung wie die weiblichen Bedürfnisse durch die männliche Hand befriedigt werden: [2.8.19] "legt er seine Hand wie einen Elefantenrüssel in sie hinein".

Lingam: Penis, Glied
Yoni: Vagina, Vulva, Scheide

Vorspiel [2.8.8]

C: Während die Frau auf dem Bett liegt, zerstreut der Mann gleichsam ihre Aufmerksamkeit durch Gespräche und lockert ihr Gurtband. Wenn sie sich dagegen sträubt, bestürmt er sie mit Küssen auf die Wangen. Wenn er steif wird, berührt er sie hier und dort. Wenn sie zum ersten Mal zusammengekommen sind, streichelt er sie zwischen ihren eng geschlossenen Schenkeln. Und wenn sie Jungfrau ist, streichelt er ihre Brüste, die sie dicht aneinander drückt, sowie ihre Hände, Achselhöhlen, Schultern und ihren Hals. Bei einer losen Frau tut er, was angemessen und machbar ist.
H: Er soll damit beginnen, daß er den Knoten ihres Untergewandes löst; sie liegt indessen auf dem Lager, scheint von seinen verliebten Reden verwirrt zu sein und hindert ihn am Aufbinden des Knotens. Er aber soll ihre Ängste dadurch zerstreuen, daß er ihre Wangen und andere Körperstellen küßt. Ist sein Lingam bereit, soll er zärtlich ihren Leib kosen; vollzieht er die Einung mit seiner Geliebten zum ersten Mal, soll er sie zwischen den eng zusammengedrückten Schenkeln berühren. Ist sie noch unberührt, dann soll er ihre Brüste drücken, ihre Arme, ihre Seiten, ihre Schultern, den Hals und die geschlossenen Schenkel kosen, ehe er den Knoten löst. Ist sie jedoch eine erfahrene Frau, dann richtet sich der Vorgang gewöhnlich nach den beiderseitigen Neigungen.
S: Der Mann löse das Untergewand der auf dem Bett liegenden Frau, deren Sinn durch seine Reden gleichsam abgelenkt wurde. Wenn sie zurückweisend ist, verwirre er sie durch einen Kuß auf die Wange. Mit seinem aufgerichteten Glied berühre er sie da und dort. Wenn er zum ersten Mal mit ihr zusammen ist, berühre er einen Teil innerhalb der eng zusammengepreßten Schenkel; wenn sie noch Jungfrau ist, (berühre er) die eng zusammengepreßten Brüste, die Hände, Achseln und den Hals; wenn sie eine draufgängerische Frau ist, (handle er) nach der Sitte und Situation.
L: Wenn sie auf dem Lager ruht, mit ihm in Gespräch vertieft, wird er ihr leise den Gürtel lösen. Macht sie ihm Vorwürfe, dann bringe er sie durch Küsse zum Verstummen. Sanft erstreichle er ihren Leib mit seinen Händen, berühre auch wohl einzelne Stellen mit dem aufgerichteten Lingam. Ist das Weib sehr schamhaft und besitzt er es zum ersten Mal, dann muß er die Hand zwischen ihre Schenkel zu zwängen trachten, die sie aneinander zu pressen bestrebt sein wird. Ist sie ein ganz junges Mädchen, dann suche er sich ihrer Brüste zu bemächtigen, welche sie mit den Händen bedecken wird. Dann lege er ihr den Arm um Schultern und Nacken. Ist sie dagegen lusterfahren, dann verfahre er mit ihr nach Gelegenheit und Verlangen.
K: Während die Frau auf seinem Bett liegt und durch seine Unterhaltung abgelenkt wird, sollte er den Knoten ihres Untergewandes lösen. Wenn sie sich deshalb wehren will, überwältigt er sie mit Küssen. Dann, wenn sein Lingam steif ist, berührt er sie mit seinen Händen an verschiedenen Körperstellen und streichelt sie zärtlich. Wenn die Frau schüchtern ist und man erstmals zusammen ist, sollte der Mann seine Hände zwischen ihre Schenkel legen, die sie wahrscheinlich geschlossen hält. Wenn sie sehr jung ist, sollte er zunächst eine Hand auf ihre Brust, die sie sicherlich mit ihren Händen bedecken will, dann unter ihre Achsel und auf den Nacken legen. Ist sie allerdings eine erfahrene Frau, kann er alles machen, was beiden gefällt.

Küssen [2.8.13]

L: Er fasse sie bei den Haaren, halte ihr Kinn fest, um sie zu küssen. Dabei wird eine Jungfrau schamhaft die Augen schließen.
S: Um sie zu küssen, greife er mit gekrümmten Fingern in ihre Haare und an das Kinn. Dabei zeigt sie Schamgefühl und schließt die Augen: beim ersten Zusammensein, wenn sie noch Jungfrau ist.
H: Auch soll er mit stürmischer Bewegung die Locken ihres Haares ergreifen, ehe er sie auf den Mund küßt, und ihr Kinn mit zusammengehaltenen Fingern pressen. Gewöhnlich schließt das Mädchen, das noch keine Erfahrung in Liebesangelegenheiten hat, bei der ersten Einung die Augen.
K: Danach streichelt er ihr Haar, und hebt ihr Kinn, um sie zu küssen. Dabei wird sie schamvoll die Augen schließen, wenn sie noch sehr jung ist.
C: Er packt sie erbarmungslos bei den Haaren, um sie zu küssen, und ergreift mit gekrümmten Fingern ihr Kinn. Dies macht seine Partnerin verlegen, und wenn sie zum ersten Mal zusammen sind oder wenn sie Jungfrau ist, sorgt er dafür, daß sie die Augen schließt.

Weibliche Vorlieben erkennen [2.8.15]

L: In jedem Falle wird ihm das Verhalten der Geliebten den richtigen Weg weisen, um ihr angenehm zu sein. Hierzu bemerkt Suvarnanabhus, daß der Mann während der Begattung stets jene Körperteile der Frau eifrigst zu liebkosen hat, auf welche sie gerade den Blick richtet.
S: Beim Geschlechtsverkehr werde die Frau naturgemäß so durchleuchtet (erforscht), daß herausgefunden wird, wie sie Befriedigung erreicht. Wohin sie ihr Auge richtet, während sie nach dem Eindringen des Gliedes bedient wird, dort werde sie gedrückt. Das ist das Geheimnis bei Jungfrauen, sagt Suvarnanabhus.
H: In jedem Fall soll der Mann herausfinden, welche Kunstgriffe die Leidenschaft der Frau bei der Einung entflammen und demgemäß vorgehen. Nach der Ansicht von Suvarnanabhus liegt das Geheimnis, das Verlangen einer Frau zufriedenzustellen, darin, daß der Mann wahrnimmt, wohin die Frau ihren Blick nach der Einung wendet; jene Stellen ihres Körpers muß er mit sich steigernder Lebhaftigkeit und Kraft drücken.
K: Vom Verhalten der Frau und von ihren Reaktionen sollte er ablesen, welche Dinge ihr vor oder während der Vereinigung gefallen.
C: Und in dem Gedanken "Wie kann ich ihre Leidenschaft erregen?" beobachtet er sie genau, während sie sich im Liebesakt vereinigen. Wenn er sich in ihr bewegt und sie bei der Berührung bestimmter Stellen mit den Augen rollt, drückt er genau diese Stellen. Suvarnanabhus sagt: "Dies ist das Geheimnis der jungen Frauen."

Weiblicher Orgasmus [2.8.17]

H: Die gänzliche Befriedigung der Frau zeigt sich durch die Mattigkeit der Glieder an, durch das Schließen der Augen, das Verschwinden ihrer Schamhaftigkeit und das Drücken ihres Unterleibs gegen den des Mannes.
S: Das Erschlaffen der Glieder, das Schließen der Augen, das Schwinden der Scham, die dichteste sexuelle Vereinigung: sind Zeichen der Lust bei den Frauen.
L: Den Eintritt des Orgasmus und der Wollust erkennt man beim Weibe an nachstehenden Merkmalen: der Körper erschlafft gleichsam, sie schließt die Lider, läßt jegliche Scham außer acht und zeigt den lebhaftesten Wunsch nach engster Vereinigung der Geschlechtsteile.
K: Die Zeichen des Vergnügens und der Befriedung der Frau äußern sich so: Ihr Körper entspannt sich. Sie schließt die Augen. Sie legt alle Scheu und Zurückhaltung ab und deutet wachsende Bereitschaft an, die beiden Organe so eng wie nur möglich miteinander zu vereinen.
C: Die Anzeichen für das Erreichen des Höhepunkts bei einer Frau sind, dass ihre Glieder erschlaffen, sie ihre Augen schließt, sie jedes Schamgefühl verliert und ihn tiefer und tiefer in sich aufnimmt.

Weibliche Befriedigung wenn Vaginalverkehr nicht genügt [2.8.18]

L: Findet sie aber keine Wonne, so zeigt sich dies auf folgendem: Sie zuckt mit den Händen, läßt den Mann sich nicht aufrichten, scheint niedergeschlagen, beißt und schlägt den Geliebten und bleibt erregt, wenn der Mann auch schon geendet hat. In diesem Falle muß ihr der Mann die Yoni mit dem Finger reiben, wie der Elefant mit seinem Rüssel, bis sich der Reiz gegeben hat, bevor er zu neuerlichem Beischlaf ansetzt. Erst dann soll er wieder den Lingam einführen.
S: Sie schüttelt die Hände, ist traurig, beißt, läßt den Mann nicht los, stößt mit dem Fuß und übertrifft am Ende des Verkehrs den Mann. Bevor das Glied eingeführt wird, errege er mit der Hand ihre Scheide wie ein Elefant, bis sie feucht wird; dann führe er das Glied ein.
H: Sie schüttelt ihre Hände, bricht in Schweiß aus, beißt, hindert ihn daran, sich abzuwenden, stößt mit ihren Beinen, und setzt die Bewegungen sogar noch fort, nachdem der Mann schon aufgehört hat. Der Mann soll mit dem Ablauf vertraut sein; darum soll er nie versäumen, das Yoni durch Kitzeln mit dem Finger vorzubereiten, ehe die eigentliche Einung vollzogen wird.
K: Andererseits sind die Zeichen ihres Wartens auf sexuelle Freude sowie ausbleibender Befriedigung diese: Sie schüttelt ihre Hände. Sie läßt den Mann nicht aufstehen, beißt den Mann, stößt ihn und setzt ihre sexuellen Bewegungen fort, nachdem der Mann schon aufgehört hat. In solchen Fällen sollte der Mann beim Vorspiel die Yoni der Frau so mit den Fingern reiben und massieren (so wie der Elefant alles mit seinem Rüssel reibt und greift), bis sie feucht wird. Dann kann er seinen Lingam in sie einführen.
C: Sie schlägt mit ihren Händen um sich schwitzt, beißt, läßt nicht zu, daß er sich aufrichtet, tritt ihn und fährt fort, sich auf dem Mann zu bewegen, selbst wenn er den Liebesakt schon beendet hat. Bevor er in sie eindringt, legt er seine Hand wie einen Elefantenrüssel in sie hinein und erregt sie, bis sie weich und feucht wird, danach dringt er in sie ein.

Darstellung des Liebesgenusses nach Maß, Zeit und Temperament [2.1] [6]

S: Darstellung des Liebesgenusses nach Maß, Zeit und Temperament
L: Die unterschiedlichen Arten des Leibesgenusses nach Maß, Begehren und Zeiten
H: Die Weisen der Einung, wie sie den Maßen der Körper, den Leidenschaften und den gewährten Zeiten entsprechen

Bemerkung: Das Kamasutra unterscheidet zwischen kleinen, mittleren und großen Penis. Genauso wird enge, normale und weite Vagina unterschieden. Dabei paßt am besten kleine Ausstattung des Mannes zur kleinen Ausstattung der Frau, mittel zu mittel und groß zu groß. Wenn der Mann die Frau im Maß übertrifft, dann wird von "hoher Liebesgenuss" oder "höheren Liebesgenuss" gesprochen. Wenn der Mann der Frau an Größe nachsteht, dann wird von "niedrigen Liebesgenuss" oder "niedrigeren Liebesgenuss" gesprochen.


Gazelle,
Vagina eng
Stute,
Vagina mittel
Elefantenkuh,
Vagina weit
Hase, Penis klein
besten Liebesgenuss
niedrigen Liebesgenuss niedrigeren Liebesgenuss
Stier, Penis mittel
hohen Liebesgenuss
besten Liebesgenuss niedrigen Liebesgenuss
Hengst, Penis groß
höheren Liebesgenuss
hohen Liebesgenuss
besten Liebesgenuss

[2.1.1]
S: Die verschiedenen Arten der Liebhaber sind mit Rücksicht auf das Geschlechtsglied: Hase, Stier, Hengst; die der Liebhaberinnen dagegen Gazelle, Stute, Elefantenkuh.
L: Mit Rücksicht auf die Größe ihres Lingam (Gliedes) teilt man die Männer in drei Klassen: Hase, Stier, Hengst, die Frauen dagegen nach der Tiefe ihrer Yoni in Gazelle, Stute, Elefantenkuh.
H: Drei Arten der Männer gibt es gemäß der Größe ihres Lingam: den Typ des Stiers und den Typ des Hengstes. In ähnlicher Weise gibt es drei Arten der Frauen, die nach der Ausdehnung des jeweiligen Yoni unterschieden werden: den Typ der Gazelle, den Typ der Stute und Typ der Elefantenkuh.
K: Die Männer werden in drei Kategorien unterteilt, nämlich - entsprechend der Größe ihres Lingams (Glied) - in den Hasen-Mann, den Bullen-Mann und den Pferde-Mann. Frauen unterteilt man ebenfalls - entsprechend der Tiefe ihrer Yoni (Scheide) in folgende drei Kategorien: in Reh, Stute und Elefantenkuh.
C: Ein Mann wird "Rammler", "Stier" oder "Hengst" genannt, je nach Größe seines Geschlechtsteils; eine Frau jedoch wird "Gazelle", "Stute" oder "Elefantenkuh" genannt.

Von verschiedenen Positionen beim Beischlaf [2.6] [13]

Bemerkung: Gleichgroße Ausstattung von Mann und Frau bringt den besten Liebesgenuß. Die Kamasutra Stellungen erklären wie man bei unterschiedlicher Ausstattung guten Sex erleben kann.

Avapatika: Zerreißung der Vorhaut.

Penis ist größer als Vagina

[2.6.1]
H: Wenn die Leidenschaft zu voller Höhe emporgeflammt ist, soll die Frau vom Typ der Gazelle, die sich einem Mann in der Uchharata oder hohen Einung hingibt, sich auf den Rücken legen, ihre Beine weit auseinander.
S: Zur Zeit des sinnlichen Verlangens lege sich die Gazellenfrau beim Verkehr nieder und mache bei einer vollkommenen Vereinigung die Scheide gleichsam weit.
L: Bei der "hohen Vereinigung" lege sich eine Mrgi (Gazelle) derart, daß ihre Yoni sich erweitere.
K: Bei der "hohen Vereinigung" sollte die Rehfrau (Mrigi) sich so legen, daß ihre Yoni sich weitet
C: Zum Zeitpunkt der Leidenschaft nimmt eine "Gazelle" bei einer Paarung, bei der der Mann größer ist als die Frau, eine Stellung ein, durch die sie sich innerlich weitet.

[2.6.7]
L: Die Gazelle hat also drei Stellungen, nämlich: Die "weit geöffnete", die "gähnende", die Lage von Indras Gattin.
S: Die aufblühende, die gähnende, die indranische – diese drei Arten passen im allgemeinen zur Gazellenfrau.
H: Es gibt drei Stellungen, die für die Frau vom Typ der Gazelle angemessen sind.
K: Die Rehfrau hat drei Möglichkeiten, sich zu legen: die weit geöffnete Stellung; die gähnende Stellung; die Position der Gattin von Indra.
C: Eine "Gazelle" kann im Allgemeinen zwischen drei Stellungen wählen: der "weit geöffneten", der "gähnenden" oder der "junonischen".

[2.6.8]
H: Utfullaka oder die weit geöffnete Lage, bei der sie auf dem Rücken liegt, den Oberkörper herabgedrückt hält und ihre Hüften so hoch als möglich hebt. Diese Stellung sollte bald nach der Einung gelockert werden, da das plötzliche Eindringen beiden Schmerzen bereitet und daraus die als Avapatika bekannte Verletzung entstehen kann.
S: Wenn der Kopf nach unten gesenkt und die Scheide nach oben gehoben wird, dann wird der "aufblühende" Verkehr bewirkt.
L: Durch Senken des Kopfes und Heben des Jaghana wird die "weit geöffnete" Stellung erzielt.
K: Wenn sie ihren Kopf nach hinten senkt und den Mittelteil ihres Leibes hebt, dann heißt das die "weit geöffnete Stellung".
C: Bei nach hinten geworfenen Kopf und erhobenem Becken ist sie "weit geöffnet".
N: Die "weit geöffnete Stellung": Aus der einfachen Missionarsstellung kann sich wie von selbst die "Weit geöffnete Stellung" entwickeln. Die Frau hebt dabei die Beine und spreizt sie weit. Sie ermöglicht dem Mann, sich vor ihr hinzuknien und sich bei seinen Stößen gegen ihre Schenkel zu lehnen. Er **, Sie **.

[2.6.10]
L: Aufstellen und Auseinanderspreizen der Schenkel bewirkt die "gähnende" Lage.
S: Beide Schenkel nicht gesenkt und gleich weit öffnend empfange sie: dieser Verkehr ist der "gähnende".
H: Vijrimbhitaka oder die klaffende Lage, bei der die Frau auf dem Rücken liegt, ihre recht weit auseinandergehaltenen Schenkel hebt und so das Eindringen ermöglicht.
K: Wenn sie ihre Schenkel hebt und für den Koitus weit spreizt, dann heißt das die "gähnende Stellung".
C: Ohne ihre Schenkel zu senken, sondern hängend und weit gespreizt, empfängt sie ihn in der "gähnenden" Stellung.

[2.6.11]
K: Wenn sie die Schenkel so hochzieht, daß ihre Knie bis an die Achseln stoßen, und sie so zum Koitus bereit ist, dann heißt das die "Stellung von Indrani". Man lernt sie nur durch Übung.
S: Sie stelle in gleicher Weise beide Schenkel zu beiden Seiten (des Mannes) und lege beide Knie (des Mannes) auf beide Seiten: dieser indranische Verkehr muß durch Übung erlernt werden.
L: Zieht die Frau Schenkel und Beine gegen die Hüften, um dem Mann den Eintritt zu erleichtern, so nennt man dies die Stellung von Indras Gattin. Nur die Übung kann dieselbe lehren.
H: Indrani oder die Lage der Gemahlin des Indra, bei der die Frau ihre weit auseinandergehaltenen Beine im Knie beugt und eng an sich heranzieht. Diese Stellung, die einige Übung erfordert, kann auch bei der hohen und der höchsten Einung angewendet werden.
C: Indem sie seine Flanken mit ihren Schenkeln umfängt und gleichzeitig die Knie an ihre eigenen Flanken hochzieht, nimmt sie die "junonische" Stellung ein, die nur durch Übung zu erreichen ist.
N: Gefährtin des Indra: Die Stellung ist nach Indrani benannt, der Frau des Hindugottes Indra. Das Kamasutra empfiehlt sie als "höchste Vereinigung". Die Frau zieht dabei die angewinkelten Knie dicht an den Körper heran. Der Mann hebt ihre Hüfte an und dringt im Knien in sie ein. Er kontrolliert seine Stöße, indem er sich an ihren Schenkeln festhält. Er ****, Sie ***.

Vagina ist größer als Penis

[2.6.2]
H: Eine Frau vom Typ der Elefantenkuh, die sich einem Mann in der Nicharata oder niedrigen Einung hingibt, soll sich mit möglichst eng geschlossenen Beinen hinlegen.
S: Die Elefantenfrau (lege sich) bei einem weniger befriedigenden Verkehr nieder und mache die Scheide gleichsam eng.
L: Bei einem "niederen Beischlaf" dagegen wird eine Hastini (Elefantenkuh) die ihre verengen.
K: während bei der "niederen Vereinigung" der Elefantenfrau (Hastini) sich so legt, daß ihre Yoni sich verengt.
C: Und bei einer Paarung mit einem Kleineren zieht sich eine "Elefantenkuh" innerlich zusammen.

[2.6.13]
H: Für sie gibt es insgesamt vier in Frage kommende Stellungen: Samputaka oder die umklammernde Lage; Piditaka oder die zusammendrückende Lage; Veshtitaka oder die verflechtende Lage; Vadavaka oder die Stutenlage.
S: Bei einem einfacheren Verkehr geschieht die Empfängnis durch die Schale. Deshalb ist bei einem noch niedrigeren Verkehr der Schalenverkehr der Elefantenfrau gepreßt, umschlingend, pferdeähnlich.
L: Die "geschlossene Stellung" wird bei niederem und niedrigerem Koitus, zugleich mit der "Schenkelklammer", der "gebundenen" und der "Stutenlage" angewendet.
K: Die "umfassende Stellung" wird in der "niederen Vereinigung" und in der "niedersten Vereinigung" zusammen mit der "pressenden Stellung", der "umwindenden Stellung" und der "Stutenposition" bevorzugt.
C: Bei einer Paarung mit einem Kleineren empfängt sie ihn mit dem "Kelch", und ebenso bei der Paarung mit einem Kleinsten. Eine "Elefantenkuh" kann den "Kelch", die "Drückende", den "Kreis" und die "Stutenfalle" verwenden.
N: Die umwindende Stellung: Bei dieser Variante der "Pressenden Stellung" legt die Frau ein Bein um den Schenkel des Partners, um ihn auf diese Weise möglichst nahe an sich heranzuziehen. Er **, Sie **.

[2.6.16]
K: Wenn die Beine des Mannes und der Frau ganz ausgestreckt aufeinander liegen, heißt das die "umfassende Stellung". Da gibt es zwei Arten: die Seitenlage sowie die Rückenlage
S: Wenn beide Füße beider Partner gerade gestellt werden, ist dies der Verkehr der Schale. Jener (Verkehr) geschieht zweifach: die Seitenschale und die emporgehobene Schale, so nämlich wird sie durchgeführt.
L: Liegen beide mit gestreckten Beinen aufeinander, dann gibt dies die "geschlossene Stellung". Sie ist von zweierlei Art, je nachdem ob sie in Seiten- oder in Rückenlage stattfindet.
H: Werden während der eigentlichen Einung die Beine der beiden Liebenden ausgestreckt, so nennt man das Samputaka. Samputaka läßt sich in zwei Abwandlungen gliedern: Parshva oder die Seitenlage, wobei die beiden Liebenden auf der Seite liegen, das Gesicht einander zugewandt. Uftana oder Rückenlage, wenn die Frau auf dem Rücken liegt
C: Beim "Kelch" strecken beide Partner ihre beiden Beine gerade aus. Es gibt zwei Varianten: "den Kelch in Seitenlage" oder den "Kelch in Rückenlage", je nachdem, wie der Akt ausgeführt wird.
N: Die seitliche Stellung: Eine liebevolle Umarmung wie diese vermittelt das Gefühl von Sicherheit und Wärme, vor allem zu Beginn einer Beziehung. Geborgenheit und Zärtlichkeit sind auch wichtig, um in aller Ruhe mit dem Liebesspiel zu beginnen. Er **, Sie **.

[2.6.19]
K: Wenn nach Beginn des Koitus in der "umfassenden Stellung" die Frau ihren Partner fest mit den Schenkeln drückt, dann heißt das die "pressende Stellung".
S: Ein "gepresster" Verkehr wird erreicht, wenn die Frau nach dem Einführen des Penis gemäß dem Verkehr der Schale ihre Schenkel sehr zusammenpresst.
L: Presst die Frau, nachdem der Beischlaf in dieser Stellung begonnen hat, den Mann zwischen ihre Schenkel, so wird dies die "Schenkelklammer" genannt.
H: Piditaka oder die zusammendrückende Lage entsteht so, daß die Frau nach der Einung mittels Samputaka ihre Schenkel so eng als möglich gegeneinander preßt.
C: Wenn er, sobald er im "Kelch" in sie eingedrungen ist, ihre beiden Schenkel kräftig zusammengedrückt, wird daraus die "Drückende".
N: Die Pressende Stellung: Die Frau umfasst ihren Partner mit einem kräftigen Schenkeldruck, sodass sie seinen Penis mit Becken- und Scheidenmuskeln umklammert. Diese Stellung ermöglicht einen nahezu spielerischen Übergang vom Vorspiel zum Geschlechtsverkehr. Er ****, Sie **.

[2.6.20]
K: Wenn die Frau einen ihrer Schenkel um die Hüfte ihres Partners legt, dann heißt das die "umwindende Stellung".
S: Ein umschlingender Verkehr findet statt, wenn sie ihre Schenkel verschränkt.
L: Legt die Frau einen ihrer Schenkel quer über den des Geliebten, dann nennt man diese Stellung "gebunden".
H: Veshtitaka oder die verflechtende Lage wird bewirkt, wenn in der Samputaka die Frau ihren linken Schenkel zum rechten hindreht und den rechten zum linken hin. Die beidseitige Drehung der Schenkel zieht den Unterleib sogar mehr zusammen als es bei der Piditaka geschieht.
C: Schlägt sie dann ihre Schenkel übereinander, wird daraus der "Kreis".
N: Die umklammernde Stellung: In unserer schnelllebigen Zeit müssen Liebende vielleicht erst lernen, was es heißt, sich bei der Liebe Zeit zu lassen. Diese Stellung, bei der Arme und Beine verschränkt sind, bietet Körperkontakt von Kopf bis Fuß und vereint die Liebenden in einer leidenschaftlichen Umarmung. Er **, Sie *.

[2.6.21]
K: Wenn die Frau den Lingam in ihrer Yoni festhält, dann heißt das "Stutenposition", die man nur durch Übung lernt.
S: Der pferdeähnliche Verkehr, der durch Übung erlernt werden muß, geschieht, wenn die Frau die eine Pferdefrau (das Glied mit den Schamlippen) festhält.
L: Hält die Frau den Lingam des Mannes gewaltsam in ihrer Yoni fest, dann heißt dies "Stutenstellung". Die Praxis allein kann sie lehren.
H: Vadavaka oder die Stutenlage ergibt sich, wenn die Frau den Lingam des Mannes nach der Einung mit aller Kraft in ihrer Yoni ähnlich einer Stute festhält. Es erfordert viel Übung.
C: Bei der "Stutenfalle", die nur durch Übung zu erreichen ist, ergreift sie ihn wie eine Stute so fest, dass er sich nicht bewegen kann.
N: Stutenstellung: Die Stutenstellung gehört trotz ihres Namens nicht zu den üblichen Tierstellungen Vatsyayanas. Sie betont vielmehr den mütterlichen Aspekt des Akts, bei dem die Frau sich des Mannes annimmt. Im Vordergrund steht nicht so sehr eine Stellung, als eine Technik, bei der die Frau mit ihren Vaginalmuskeln den Penis des Mannes wiederholt drückt, als würde sie ihn melken. Mehrere Stellungen bieten sich für diese Technik an. Die "Umklammernde Stellung" ist für manche Paare wundervoll, anderen gefällt es besser, wenn die Frau rittlings auf dem Mann sitzt. Er ***, Sie **.

Suvarnanabha (Sauvarnabhi) Stellungen

[2.6.24]
K: Wenn die Frau beide Schenkel gerade hochstreckt dann heißt das "emporgehobene Position".
S: Aber von den Sauvarnabhi überliefert: beide Schenkel hoch erhoben: dies ist die gekrümmte des Verkehrs.
L: Die "aufgestellte" Lage: Die Frau stellt beide Schenkel senkrecht auf.
H: Stemmt die Frau ihre beiden Beine hoch, so nennt man das Bhugnaka oder die aufgestellte Lage.
C: Wenn beide Schenkel der Frau erhoben sind, wird dies die "Gekrümmte" genannt.

[2.6.25]
K: Wenn die Frau beide Schenkel noch höher zieht und die Füße auf die Schultern des Partners stellt oder legt, dann heißt das "gähnende Position".
S: Wenn der Liebhaber ihre beiden Beine nach oben zieht, entsteht der gähnende Verkehr.
L: Die Frau legt beide Beine auf die Schultern des Geliebten: die "weit geöffnete Lage".
H: Wenn der Mann ihre Beine hochhebt, dann heißt das Jrimbhitaka oder die gähnende Lage.
C: Wenn der Mann ihre Beine in die Höhe hält, das "Gähnen".
N: Weit geöffnete Stellung einmal anders: Sie werden wahrscheinlich wie von selbst zu dieser Stellung übergehen, nachdem Sie mit der "Weit geöffneten Stellung" experimentiert haben. Insbesondere der Mann wird sich wohlfühlen, da er tief eindringen kann, ohne auf die Bequemlichkeit der Missionarsstellung verzichten zu müssen. Die Frau, deren Waden auf den Schultern des Mannes liegen, reckt die Beine hoch in die Luft, was auf beide Partner erregend wirkt. Er ***, Sie **.

[2.6.26]
K: Wenn die angewinkelten Beine der Frau vom Liebhaber vor seine Brust gehalten werden, heißt das die "gepreßte Stellung".
S: Wenn er die gebeugten (Beine an seine Brust zieht), ist dies der gepresste Verkehr.
L: Die "gedrängte Lage": Der Liebhaber hält Schenkel und Beine des Weibes aufeinander gelegt vor seine Brust.
H: Beugt der Mann die Beine der Frau und drückt sie mit seiner Brust nieder, dann ist das Utpiditaka oder die gedrängte Lage.
C: Wenn er dasselbe tut, aber dabei ihre Knie beugt, die "Hochdrückende".
N: Gepresste Stellung: Die Frau zieht die Beine an den Körper und stützt beide Füße an der Brust des Partners ab. Wie bei der "Halb gepressten Stellung" muss der Mann darauf achten, der verkürzten Scheide nicht wehzutun. Er ***, Sie **.

[2.6.27]
K: Wenn bei der vorigen Stellung eins ihrer Beine ausgestreckt ist, heißt das "Halb gepreßte Position".
S: Wenn (bei diesem Verkehr) nur ein Bein gestreckt wird, entsteht der halb-gepresste Verkehr.
L: Ist dabei ein Bein ausgestreckt, dann ergibt sich die "halbgezängte Lage".
H: Wird nur das eine Bein der Frau so gebeugt und gedrückt, nennt man das Ardhapiditaka oder die halbgedrängte Lage.
C: Wenn er dasselbe tut, aber eines ihrer Beine ausstreckt, die "Halbdrückende".
N: Halb gepresste Stellung: Diese Stellung wirkt eher wie eine Gymnastikübung als wie ein Weg zu lustvollem Genießen körperlicher Liebe. Die Frau streckt ein Bein am Körper ihres Partners entlang in die Höhe, während sie das andere zur Brust zieht, die Fußsohle gegen die Brust des Partners gestützt. Das ermöglicht eine Stimulierung der Klitoris, was bei der "Gepressten Stellung" nicht der Fall ist. Ein ausgestrecktes Bein wirkt zudem sexy und steigert die Erregung des Mannes. Er ***, Sie **.

[2.6.28]
K: Wenn die Frau eines ihrer Beine auf die Schulter des Liebhabers legt und das andere ausstreckt, dann das andere auf die Schulter des Liebsten legt, und das abwechselnd tut, dann heißt das "einen Bambus spalten".
S: Wenn ein Bein auf die Schulter des Liebhabers gelegt wird, das andere gestreckt wird und das abwechselnd wiederholt wird, ist das "die Spaltung des Schilfrohres".
L: Legt das Weib ein Bein auf die Schulter des Mannes, während sie das andere ausstreckt und fährt sie damit wechselweise fort, so entsteht die "Bambusspalte".
H: Wenn in der oben beschriebenen Stellung das eine Bein ausgestreckt ist, während das andere auf die Schulter des Mannes zu liegen kommt, so heißt das Venudaritaka oder das Bambusspalten.
C: Wenn eines ihrer Beine auf der Schulter des Mannes liegt und das andere ausgestreckt ist und darin immer wieder abgewechselt wird, wird dies "Bambusspalten" genannt.
N: Gespaltener Bambus: Bei dieser akrobatischen Stellung beugt und streckt die Frau die Beine während des Akts - sie muss also höchst gelenkig sein. Es wiederholt sich die immer gleiche Abfolge: Die Frau zieht ein Bein an und legt es ihrem Partner auf die Schulter; nach einer Weile legt sie dieses Bein wieder ab und zieht das andere an. So "spaltet sie den Bambus". Liebesspiele wie diese erinnern mich daran, wie frisch verliebte Paare eine verrückte Stellung nach der anderen erfinden. Er ***, Sie [nichts].

[2.6.29]
H: Wenn das eine Bein über den Kopf der Frauen gehalten wird, während das andere ausgestreckt bleibt, so spricht man von Shulachitaka. Diese Stellung kann erst nach gehöriger Übung eingenommen werden.
S: Wenn das eine Bein über den Kopf gehoben wird, das andere gestreckt wird, ist dieser durch Übung zu erlernende Verkehr das "mit der Lanze durchbohren".
L: Legt die Frau ein Bein über den Kopf, während sie das andere ausstreckt, so heißt dies "Nageleinschlagen". Man erlernt es nur durch die Übung.
K: Wenn eins ihrer Beine auf ihrem Kopf ruht und das andere ausgestreckt wird, heißt das "einen Nagel einschlagen". Die Frau muß sehr gelenkig sein und lernt die Position nur mit viel Übung.
C: Wenn eines ihrer Beine über ihren Kopf hochgezogen und das andere ausgestreckt wird, was nur durch Übung zu erreichen ist, so wird dies "Pfählen" genannt.
N: Der eingeschlagene Nagel: Die Frau setzt ihre Ferse an die Stirn des Mannes. Bein und Fuß gleichen dann einem Hammer. Stellungen wie diese sollen unbeschwert genossen werden. Er *, Sie [nichts].

[2.6.30]
H: Beugt die Frau ihre Knie und drückt die Beine kurz vor der Einung unterhalb seines Nabels gegen den Mann, so heißt das Karkata oder die Krabbenlage.

S: Wenn (der Liebhaber) die beiden gekrümmtem Beine (der Frau) an seine Blase stellt, ist das der Krebs-Verkehr.
L: Zieht das Weib beide Beine gegen die Mitte des Leibes, dann nimmt sie die "Krabbenstellung" ein.
K: Wenn die Frau beide Beine angewinkelt auf ihren Leib legt, dann heißt das "Krabbenstellung".
C: Wenn ihre beiden Beine am Knie eingeschlagen und auf ihren eigenen Bauch gelegt werden, ist dies der "Krebs".
N: Die Krabben-Stellung: Die Frau zieht die angewinkelten Beine dicht an den Körper heran. Wenn wir uns in Stellungen wie dieser "gehen lassen" können, lernen wir die tiefsten Gefühle des anderen kennen. Er ***, Sie ****.

[2.6.31]
H: Hebt die Frau ihre Schenkel und kreuzt sie übereinander, so nennt man das Piditaka oder die geballte Lage.
S: Wenn die gehobenen Schenkel überkreuzt werden, ist das der gepresste Verkehr.
L: fehlt
K: Wenn beide die Schenkel gehoben haben und sie gegeneinander pressen, heißt das die "gepackte Stellung".
C: Wenn ihre Schenkel emporgehoben und übereinander geschlagen werden, ist dies die "Gedrückte".
N: Die erhobene Stellung: Die Frau hebt die Beine hoch und legt die Füße auf den Schultern des Mannes ab. Dieser kniet vor ihr und dringt in dieser Position in sie ein. Dabei presst sie die Schenkel zusammen, was beiden Partnern die angenehmsten Gefühle verschafft. Er ****, Sie ****.

[2.6.32]
K: Wenn die Unterschenkel aufeinander gelegt werden, heißt das die "Lotus ähnliche Position".
S: Wenn die Unterschenkel überkreuzt werden, wird der Verkehr "Lotussitz" bewirkt.
L: Kreuzt sie die Beine, dann ist dies die "Lotosblatt-Stellung".
H: Werden die Schenkel gekreuzt, so heißt das Padmasana oder die Lotoslage.
C: Wenn sie ihre Knie öffnet und ihre Unterschenkel übereinander schlägt, der "Lotussitz".
N: Die Lotusähnliche Stellung: Die Frau kreuzt die Beine und zieht sie zum Oberkörper, ehe der Mann sich über sie beugt und in sie eindringt. Diese Stellung ist nicht ganz ernst zu nehmen, da sie wegen der Anspannung in den Gliedern kaum als angenehm empfunden werden kann. Die wenigen Frauen, die diese Position überhaupt einnehmen können, werden Schwierigkeiten haben sie lange zu halten. Er *, Sie [nichts].

[2.6.33]
K: Wenn ein Mann sich während des Geschlechtsaktes dreht und sich dabei nicht von seiner Partnerin trennt, während sie ihn die ganze Zeit über an der Lendenwirbelsäule festhält, dann heißt das die "Wendeposition". Man lernt sie wiederum nur durch Üben.
S: Wenn sie den Rücken umfaßt, während er sich abwendet, ist dies der Wende-Verkehr, der durch Übung erlernt werden muß.
L: Dreht sich ein Mann während des Beischlafs um den Lingam als Achse im Kreise herum, ohne im Genuss innezuhalten und hält dabei das Weib seine Hüften umschlungen, so nennt man dies die "Mühle". Man erlernt sie nur durch Übung.
H: Wenn der Mann nach der Einung sich dreht, ohne die Frau zu verlassen, während die Frau weiterhin seinen Rücken umarmt hält, si wird das als Paravrittaka oder die gedrehte Lage bezeichnet. Diese Stellung setzt eine lange Erfahrung voraus.
C: Wenn er ihr den Rücken zuwendet und sie seinen Rücken umarmt, was nur durch Übung zu erreichen ist, ist dies die "Gedrehte".
N: Die Gedrehte Stellung: Viele Menschen ändern ihre Bewegungen beim Sex spontan. Die "Gedrehte Stellung" kommt allen entgegen, die beim Sex gerne experimentieren. Hierbei vollzieht der Mann eine Drehung von 180°, ohne seinen Penis aus der Vagina zu ziehen.

S: Wenn die Frau nach Art eines Vierfüßlers auf dem Boden kniet und wie beim Liebesspiels eins Stiers bestiegen wird, so ist das der Verkehr der Kuh. Dabei kommt der Rücken in den Genuß der Dinge, die der Brust zustehen.
H: Wenn ein Mann sich auf Hände und Füße niederläßt und die Haltung eines Tieres einnimmt, ehe er gleich einem Stier die Einung mit der Frau von rückwärts vollzieht, so nennt man das Dhenuka oder die Einung von Kuh und Stier. Bei dieser Stellung sind die verschiedenen Möglichkeiten der wachsenden Leidenschaft - wie das Umarmen, Nagelmale und dergleichen - auf ihren Lippen anstatt auf ihren Brüsten zu verwirklichen.
L: Hält sich das Weib auf allen Vieren im Liegestütz, während der Mann sie besteigt wie ein Stier, dann heißt dies die "Kuh". Bei dieser Gelegenheit erhält der Rücken des Weibes alle Liebkosungen, die sonst dem Busen gebühren.

S: Der vollendete Verkehr mit zwei Frauen, die miteinander in Zuneigung verbunden sind, wird der doppelte (Verkehr) genannt.
H: Wenn ein Mann die Einung mit zwei Frauen, die ihn beide gleich lieben, gemeinsam vollzieht, so wird das Sanghataka genannt oder die vereinigte Einung.
L: Genießt ein Mann gleichzeitig zwei Frauen, die ihn ebenfalls lieben, so ist dies die "Doppelbegattung".

N: Die hoch gerundete Stellung: In dieser Stellung kann die Frau ihr Verlangen deutlich zum Ausdruck bringen, indem sie den Rücken nach oben wölbt und dem Mann das Becken entgegenstreckt. Er **, Sie ****.

N: Die Elefantenstellung: Vatsyayana schlägt vor, sich vom Paarungsverhalten im Tierreich inspirieren zu lassen. Einfallsreiche Paare können ihr Repertoire so erweitern und ihrem Liebesspiel einen zusätzlichen erotischen Reiz verleihen. Diese kopulierenden Elefanten abgeguckte Stellung bezieht ihre besondere Erotik daraus, dass der Mann von hinten in die Partnerin eindringt. Er ***, Sie **.

N: Die Zange: Das Gesicht ihm zugewandt, sitzt die Frau mit angewinkelten Knien auf dem Mann, der flach auf dem Rücken liegt. Sie führt seinen Penis in sich ein, presst ihn immer wieder mit der Scheide und hält ihn lange fest. Die Penetration ist tief. Er **, Sie ****.

Von Schlägen und Geräuschen aus Leidenschaft [2.7] [15]

Bemerkung: Schläge gehören zur härteren Gangart im Sex. Laut Kamasutra beginnt man mit Blümchensex, weil [3.2.6] "die Frauen gleichen den Blumen und ertragen nur zärtliche Hände". Wenn die Leidenschaft erwacht geht es zur Sache, weil [2.7.2] "das Schlagen als eine der wichtigsten Ausdrucksmöglichkeiten der wachsenden Leidenschaft betrachtet" wird. Dabei schlagen beide, Mann und Frau, siehe [2.7.9] "kann er sie mit der Faust auf den Rücken schlagen. Sie muß ihm die Schläge heimzahlen". Das Schlagen soll nicht zu Narben führen, siehe [2.7.25] "doch ist Vatsyayana der Meinung, daß diese Praktiken als schmerzhaft, barbarisch und entstellend unbedingt zu verwerfen sind."

Jaghana: Intimbereich, Bereich zwischen den Schenkel, Bereich unterhalb des Bauchnabels und oberhalb der Knie von vorne und hinten.

[2.7.1]
C: Man sagt, Sex sei eine Form des Streitens, weil Begehren seinem Wesen nach Streit ist und von widerborstigen Charakter.
S: Man sagt, der Liebesgenuß sei eine Art Streit, indem die Liebe ihrem Wesen nach ein Streiten und von schlechtem Charakter ist.
L: Man kann füglich den Liebesgenuß mit einem Streit vergleichen, wegen der Widerwärtigkeiten, welche oft neben der Liebe einhergehen und des häufigen Zankes.
H: Die Einigung der Geschlechter ist dem Wesen nach ein Kampf, der für gegensätzliche Meinungen ein weites Feld bietet.
K: Der Geschlechtsakt kann angesichts der Gegensätzlichkeiten der Liebe und ihrer Tendenz zum Disput mit einem Zwist verglichen werden.

[2.7.2]
H: Dementsprechend wird im Zustand erhöhter Leidenschaft das Schlagen als eine der wichtigsten Ausdrucksmöglichkeiten der wachsenden Leidenschaft betrachtet; die geeignetsten Stellen dafür sind die Schultern, der Kopf, der Busen, der Rücken, das Jaghana und die Seiten. Bei den Schlägen lassen sich vier Arten unterscheiden: Apahastaka, nämlich das Schlagen mit dem Handrücken und ausgestreckten Fingern; Prasritaka, welches später beschrieben wird; Mushti, nämlich mit den zur Faust geballten Fingern; Samatalaka, nämlich das Schlagen mit der flachen Hand.
S: Darum ist das Schlagen ein Teil desselben. Schultern, Kopf, Zwischenraum zwischen den Brüsten, Rücken, Schamgegend und Seiten sind die Stellen.
L: Darum ist das Schlagen untrennbar mit ihr verbunden. Vorzüglich eignen sich nachstehende Stellen hierzu: Schultern, Kopf, der Raum zwischen den Brüsten, Rücken, Jaghana oder Unterleib, Flanken.
K: Schläge aus Leidenschaft treffen bestimmte Körperstellen: die Schultern, den Kopf, die Stelle zwischen den Brüsten, den Rücken, den Mittelteil des Leibes Jaghana, die Flanke. Es gibt vier Arten des Schlagens: mit dem Handrücken; mit etwas gekrümmten Fingern; mit der Faust; mit der offenen Hand.
C: Daher besteht Sex zum Teil aus Schlagen - auf die Schultern, auf den Kopf, zwischen die Brüste, auf den Rücken, zwischen die Beine und auf die Flanken -, und zwar auf viererlei Art: mit dem Handrücken, der ausgestreckten Hand, der Faust oder der glatten Handfläche.

[2.7.9]
L: Wenn die Frau auf dem Schoße des Mannes sitzt, dann kann er sie mit der Faust auf den Rücken schlagen. Sie muß ihm die Schläge heimzahlen, ihn beschimpfen, als zürne sie ihm und dabei weinen und girren.
S: Wenn sie auf dem Schoße sitzt, dann gibt es mit der Faust Schläge auf ihren Rücken.
H: Wenn ein Mann der Frau, die auf seinem Schoß sitzt, mit den Fäusten Schläge gibt, soll sie unverständliche Laute ausstoßen, so, als ob sie unfähig wäre, den Schmerz  zu ertragen - und zwar Stanita, Rudita und Kujita; zugleich vergilt sie ihm durch Schläge mit den Fäusten.
K: Schläge mit der Faust sollten auf den Rücken der Frau gemacht werden, während sie auf dem Schoß des Mannes sitzt; und sie sollte die Schläge erwidern, den Mann beschimpfen, als wäre sie ärgerlich, die gurrenden und weinenden Laute von sich geben.
C: Während sie auf seinem Schoß sitzt, schlägt er sie mit der Faust auf den Rücken. Dann gibt sie vor, es nicht mehr zu ertragen, und schlägt ächzend, weinend oder lallend zurück.

[2.7.11]
K: Während des Koitus sollte mit dem Handrücken auf die Stelle zwischen den Brüsten der Partnerin geklatscht werden, erst leicht, dann mit sich steigernder Leidenschaft zunehmend bis zum Ende.
S: Wenn sie mit dem Penis versehen worden ist, schlage er sie mit dem Handrücken zwischen die Brüste.
L: Während des Beischlafs schlage man mit dem Handrücken zwischen die Brüste, zuerst langsam, dann aber immer schneller, wie eben die Leidenschaft wächst.
H: Während der eigentlichen Einung soll der Mann die Frau auf den Busen - den Zwischenraum zwischen den Brüsten - gemäß der Apahastaka-Weise schlagen; dies erfolgt zunächst langsam, nimmt aber allmählich an Heftigkeit zu, bis ihre Leidenschaft sich voll erhoben hat und schließlich gestillt ist.
C: Während er in ihr ist, schlägt er sie mit dem Handrücken zwischen die Brüste, erst sacht, dann, wenn ihre Leidenschaft wächst, immer härter, bis zum Höhepunkt.

[2.7.14]
K: Wenn der Mann beim Laut Phat mit etwas gekrümmten Fingern die Frau leicht auf den Kopf schlägt, heißt das Prasritaka.
S: Das Schlagen mit der Hand, deren Finger etwas gebogen sind, auf den Kopf der Widerstrebenden unter dem Laute phut ist das Schlagen mit der ausgestreckten hohlen Hand.
L: Schlägt der Mann die Geliebte mit der ausgestreckten hohlen Hand auf den Kopf und läßt dabei den Laut "Phat" hören, so nennt man dies Prasrtaka.
H: Wenn ein Mann auf den Kopf der Frau mit den gekrümmten Fingern schlägt, sie sich aber dagegen wehrt, während er den Fu-Fu-Laut ausstößt, so nennt man das Prasritaka.
C: Wenn sie protestiert, schlägt er sie mit einer Hand, deren Finger leicht gekrümmt sind und die die "ausgestreckte" Hand genannt wird, auf den Kopf, bis sie schluchzt.

[2.7.19]
H: Wenn ein Mann sich dem Küssen und anderen Möglichkeiten hingibt, um die Leidenschaft der Frau zu erwecken, dann soll sie auf die nämliche Weise antworten und Sitkrita und andere Schreie ausstoßen.
S: Überall soll die mit Küssen usw. Bedachte unter sit-Machen (schreien) auf eben die Weise Vergeltung üben.
L: Jeden Kuß, jede Liebkosung erwidere das Weib mit einem pfeifenden Ton.
K: Immer wenn das Küssen und die anderen Handlungen des Vorspiels beginnen, sollte die Frau das mit einem zischenden Geräusch begleiten.
C: Wann immer der Mann sie gewaltsam mit Küssen und so fort bedrängt, stöhnt sie und vergilt es ihm mit eben demselben.

[2.7.20]
H: Wenn der Mann, von seiner Leidenschaft überwältigt, mit dem Schlagen der Frau fortfährt, soll sie Laute ausstoßen, die ihn von seinem Tun abhalten und sie frei machen; die Laute müssen zeigen, daß sie genug gehabt hat; "amba" (Mutter) und andere ähnliche unverständliche Laute oder Vogelrufe, die Schmerz vermelden. Wenn die Leidenschaft nach dem Gipfelpunkt zu schwinden beginnt, soll er die Frau unablässig auf ihr Jaghana und an den Seiten schlagen.
S: Bei dem eifrigen Austeilen von Schlägen infolge der Leidenschaft werden Worte, die ein Verbot, ein Loslassen, genug und Mutter bedeuten, und Schreie ausgestoßen, vermischt mit von erstickten Seufzern und Weinen begleitetem Donnern. Zur Zeit des Aufhörens des Liebesgenußes findet das Schlagen der Schamgegend und der Seiten statt, außerordentlich schnell bis zum Abschlusse.
L: Während des Aktes mag die Frau, wenn sie Schläge nicht gewohnt ist, Laute ausstoßen, die "genug!" oder "nicht mehr!" bedeuten, oder "Vater!", "Mutter!" rufen, untermengt mit erstickten Seufzern, Weinen und "Donnern". Gegen das Ende des Liebesgenußes presse der Mann mit der inneren Handfläche stark die Brüste, das Jaghana und die Hüften der Geliebten.
K: Während der Erregung stößt die Frau, die an das Schlagen nicht gewöhnt ist, ständig Wörter der Ablehnung hervor, wie "aufhören" oder "es reicht", und ebenso Wörter, wie "Vater", "Mutter", unterbrochen von Seufzern, Schluchzen und aufbrausenden Geräuschen. Gegen Ende des Koitus sollten die Brüste, der Jaghana und die Flanken der Frau mit der Handfläche etwas kräftig gedrückt und dabei Geräusche der Wachtel oder der Gans geäußert werden.
C: Wenn ein Mann in der Hitze der Leidenschaft eine Frau wiederholt schlägt, benutzt sie Worte wie "Halt!" oder "Laß mich los!" oder "Genug!" oder "Mutter!" und stößt Schreie aus, die sich mit schwerem Atmen, Keuchen, Weinen und Ächzen vermischen. Wenn die Leidenschaft sich dem Ende nähert, schlägt er sie, äußerst schnell, zwischen die Beine und auf ihre Flanken, bis zum Höhepunkt.

[2.7.23]
K: Erregung und Lust sowie persönliche Gewohnheiten und Eigenheiten können mitunter zu einer Umkehr führen; aber das hält nicht lange an, und am Ende wird das natürliche Wesen wiederhergestellt.
S: Bisweilen finde in der Leidenschaft und der Praxis entsprechend auch ein Tausch statt: aber nicht lange; und bei Beendigung desselben finde wieder die Beachtung des natürlichen Verhältnisses statt.
L: Das Feuer der Leidenschaft und gewisse Gewohnheiten mögen uns manchmal das Gegenteil vortäuschen: immer behält die Natur die Oberhand.
H: Manchmal jedoch - in der Hitze der Leidenschaft oder bei einer ungewöhnlichen Stellung - kann das Gegenteil als wahr erscheinen; allerdings währt dieser Anschein nicht lang, denn das Ganze endet wieder im naturgegebenen Verhältnis.
C: Ihre Leidenschaft und eine besondere Technik bewegen sie manchmal zum Rollentausch; aber nicht sehr lange. Am Ende sind die natürlichen Rollen wiederhergestellt.

[2.7.24]
K: Aber diese vier Arten des Ansetzens von Instrumenten sind den Menschen der südlichen Länder eigen und die dadurch verursachten Narben sieht man auf den Brüsten der Frauen. Das sind allerdings örtliche Besonderheiten, von denen Vatsyayana jedoch meint, sie sind schmerzhaft und barbarisch und ziemlich unwert, zur Nachahmung empfohlen zu werden.
L: Die Verwendung der Werkzeuge aber ist eine südländische Gepflogenheit, deren Spuren man an den Brüsten der Frauen sieht. Wohl handelt es sich hierbei um einen örtlichen Gebrauch, doch ist Vatsyayana der Meinung, daß diese Praktiken als schmerzhaft, barbarisch und entstellend unbedingt zu verwerfen sind.
S: Bei den jungen Frauen derselben sieht man an der Brust die Keile und ihre Wirkung. Das ist eine lokale Gepflogenheit. Das ist bösartig, barbarisches Treiben und verwerflich, sagt Vatsyayana.
H: Diese Arten der Schläge werden von den Bewohnern des Südens sehr bevorzugt, insbesondere Kila, das auf dem Busen junger Frauen gemäß dem vorherrschenden örtlichen Brauch angebracht wird. Vatsyayana ist der Ansicht, daß man niemals Handlungen frönen soll, die anderen Schmerz bereiten; dergleichen Dinge werden nur von bösartigen und barbarischen Menschen verübt.
C: Die durch "Keile" bewirkten Male sind auf der Brust der jungen Frauen dort zu sehen. Dies ist ein besonderer örtlicher Brauch. Aber Vatsyayana sagt: Es ist eine schmerzreiche und barbarische Unsitte, die nicht erlaubt sein sollte.

Anfang und Ende des Liebesakts [2.10] [20]

Bemerkung: Laut Kamasutra ist der sexuelle Akt in einen gesellschaftlichen/sozialen Akt eingebettet. Vor und nach dem sexuellen Akt gibt es Unterhaltung, Tanz und Spiel, wie in [2.10.10] beschrieben: "Hallisaka und andere Tänze, Lieder, mimische Szenen, der von Gesang begleitete Rundtanz der Frauen, das Betrachten des Mondes und der Sterne".

[2.10.10]
H: Wenn die Liebenden auf angenehme Weise zu Beginn und am Ende der Einung zärtlich miteinander tändeln und so gegenseitige Vertraulichkeit entstehen lassen, werden sie bemerken, daß sie die Liebe zwischen sich vertiefen. Folgende Handlungen kommen dem Geschmack beider entgegen, zerstreuen jegliche Mißstimmung und steigern die Liebe: Hallisaka und andere Tänze, Lieder, mimische Szenen, der von Gesang begleitete Rundtanz der Frauen, das Betrachten des Mondes und der Sterne mit liebestrunkenen, gefühlvoll glänzenden Augen. Wenn sich die Liebenden der Wonne ihres ersten Zusammentreffens erinnern oder der Qual der Trennung, dann empfinden sie ihre wachsende Leidenschaft und suchen sie durch Umarmungen und Küsse auszudrücken.
S: Sogar bei dem Aufhören erzeugt eine mit höflicher Aufwartung verschönte Liebe durch vertraute Erzählungen und Ausführungen die höchste Wollust. Durch gegenseitige Liebe bewirkendes Willfahren gegen das Wesen des eignen Selbstes, bald durch Abwenden in Zorn, bald durch Anblicken in Liebe. Durch Spiele wie der hallisa-Tanz, Gesang und Scherze von Lata, durch das Betrachten der Mondscheibe mit vor Leidenschaft unruhigen und feuchten Augen. Durch Erzählen aller jener Dinge: welche Wünsche erwachten, als das erste Zusammentreffen stattfand und dann wieder welches Unglück bei der Trennung; Und am Ende des Erzählens durch leidenschaftliches Umarmen unter Küssen – durch solche und andere Zustände unterstützt wächst die Leidenschaft des Jünglings.
C: Selbst am Ende ruft die durch wohlüberlegte Handlungen und Worte und Vertraulichkeiten gesteigerte Liebe noch höchste Ekstase hervor. Durch ihrer beider Selbstgefühl erwecken sie im anderen die Liebe, bald im Zorn sich abwendend bald in Liebe sich betrachtend, zerstreuen sie sich mit dem "Pfluggriff"-Spiel, mit Gesängen und mit Tänzen aus Lata; sie betrachten die Mondscheibe mit vor Leidenschaft feuchten und flackernden Augen. Sie reden über alles, über das Begehren, das jeder bei der ersten Begegnung einst empfand, und darüber, wie unglücklich sie sich ob ihrer späteren Trennung fühlten. Und wenn das Gespräch versiegt, umarmen und küssen sie sich leidenschaftlich. Durch dieses und durch andere Gefühle wächst die Leidenschaft des jungen Paares erneut.

Das Streben nach den drei Zielen des Lebens [1.2] [2]

Bemerkung: Laut Kamasutra gibt es die drei widersprüchlichen Lebensziele Rechtschaffenheit, Wohlstand und Sinnesfreuden. Der Tastsinn spielt eine besondere Rolle, wegen dem [1.2.12] "besondere Vergnügen, das der Tastsinn hervorzurufen vermag". Durch Streicheln wird das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet.

Dharma: Rechtschaffenheit, Religion.
Artha: Wohlstand, Macht.
Kama: Sinnesfreuden, Lust.
Moksa, Moksha: Befreiung, Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt. Das vierte Lebensziel.

[1.2.2]
L: In der Kindheit soll er Wissen erlangen, in der Jugend und dem reifen Mannesalter Artha und Kama, im Alter dagegen suche er Dharma zu gewinnen, auf das er Moksa (Erlösung) erreiche, Befreiung von weiterer Wanderschaft seiner Seele.
S: In der Kindheit (beschäftige man sich) mit der Erlangung des Wissens und ähnlichen Gegenständen des Artha. Und in der Jugend mit der Liebe. Im reifen Alter mit Dharma und Erlösung.
H: In der Kindheit richte sich der Mann darauf aus, Wissen und Kenntnis zu erwerben. In der Jugend gebe er sich all den irdischen Vergnügungen hin. In seinen alten Tagen stehe ihm nur mehr das Ziel der Erlösung vor Augen, dem er mittels der Einübung in den Dharma zustrebt.
C: Die Kindheit ist die Zeit, Wissen und andere Arten von Macht zu erwerben, die Jugend ist die Zeit der Lust, und das Alter die Zeit der Religion und Erlösung.
P: In der Kindheit gebe er sich dem Erwerb von Wissen und ähnlichen Gegenständen, die zweckrationalem Handeln dienen (artha). In der Jugend ergebe er sich der Liebeslust (kama). Im reifen Alter der religiösen Pflicht (dharma) und der Erlösung (moksa).

[1.2.7]
S: Dharma ist das lehrbuchsmäßige Anbefehlen von Opfern und ähnlichen Handlungen, die (aber) unterbleiben, weil sie nicht dieser Welt angehören und man (darum) keinen Erfolg sieht; sowie das lehrbuchsmäßige Abhalten vom Fleischgenuß und ähnlichen Handlungen, die (aber) geschehen, weil sie dieser Welt angehören und man den Erfolg sieht.
L: Dharma ist die Befolgung der Shastras oder Heiligen Schrift, welche gewisse Handlungen anbefiehlt, wie Opfer, welche nicht allgemein gebracht werden, weil sie nicht von dieser Welt sind und darum äußerlich nicht sichtbar werden, oder aber Unterlassungen, wie die Enthaltung vom Fleischgenuß, den man meidet, weil die Welt es sieht.
H: Dharma bedeutet die Vornahme von Handlungen gemäß den Anordnungen der heiligen Schriften, wozu etwas die Verrichtung von Opfern gehört, die auf Überirdisches gerichtet sind und deren Auswirkungen darum menschlichen Augen nicht sichtbar werden. Dharma bedeutet aber auch das Verbot bestimmter Dinge wie etwa des Verzehrs von Fleisch, was hinwiederum sichtbare Auswirkungen auf die Menschen hat.
C: Religion besteht darin, den Anordnungen der Lehrbücher gemäß Opfer und ähnliche Handlungen auszuführen, die nicht dem materiellen Leben zugehören, weil sie nicht von dieser Welt und ihre Wirkungen unsichtbar sind; sowie darin, den Anordnungen der Lehrbücher gemäß auf den Verzehr von Fleisch und auf ähnliche Handlungen zu verzichten, die dem materiellen Leben zugehören, weil sie von dieser Welt und ihre Wirkungen sichtbar sind.
P: Religiöse Pflicht (dharma) ist (1) die dem Lehrwerk (śāstra) gemäße Durchführung von Opfern und anderen Handlungen, die sonst unterbleiben würden, weil sie nicht dieser Welt zugehören und ihr Zweck und Erfolg nicht sichtbar ist (2) das nur dem Lehrwerk gemäße Verhindern von Essen von Fleisch und ähnlichen Handlungen, die sonst geschehen würden, weil sie dieser Welt zugehören und ihr Zweck und Erfolg sichtbar ist.

[1.2.9]
H: Artha bedeutet die Erlangung von Kenntnis und von Reichtum in der Form von Grundbesitz, Geld, Vieh, Getreide, Geräten, Freunden und dergleichen.
S: Erwerb von Wissen, Land, edlem Metall, Vieh, Getreide, Geschirrvorrat, Freunden usw. und Mehrung des Erworbenen ist Artha.
L: Artha ist der Erwerb von Wissen, Ländereien, Gold, Vieh, Reichtum, Gefolge und Freunden.
C: Macht, in Form von Reichtum, besteht im Erwerb von Wissen, Land, Gold, Vieh, Getreide, Haushaltsgütern und Möbeln, Freunden und so fort sowie in der Mehrung des Erworbenen.
P: Zweckrationales Handeln (artha) ist Erwerb von Wissen, Land, Gold, Vieh, Getreide, Waren, Ausstattung, Freunden und ähnlichem sowie die Mehrung des Erworbenen.

[1.2.11]
L: Kama nennt man den Genuß der angenehmen Dinge vermittels der fünf Sinne: Gehör, Gefühl, Gesicht, Geschmack und Geruch. Seele und Empfinden unterstützen sie.
S: Das in der gehörigen Ordnung und je auf ihrem Gebiete stattfindende Wirken der in dem zur Seele gehörenden Empfinden zusammengefaßten (Sinne): Gehör, Gefühl, Gesicht, Geschmack und Geruch ist Kama.
H: Kama bedeutet die Freude an Dingen auf Grund der fünf Sinne: des Hörens, des Sprechens, des Sehens, des Fühlens und des Schmeckens - jeweils gemäß der Ausrichtung des Bewußtseins, das sich in Übereinstimmung mit der Seele befindet.
C: Lust besteht im Allgemeinen in der durch Geist und Herz kontrollierten, selbstbewussten Inanspruchnahme von Ohr, Haut, Auge, Zunge und Nase, ein jeder Sinn entsprechend seinem Empfinden.
P: Liebeslust (kama) ist die ihrer Neigung entsprechende Tätigkeit in ihren jeweiligen Objektbereich von Gehör, Haut, Auge, Zunge und Nase, die beherrscht werden vom Mentalorgan (manas), das mit dem Atman verbunden ist.

[1.2.12]
H: Im Eigentlichen ist Kama jenes besondere Vergnügen, das der Tastsinn hervorzurufen vermag, wenn die Berührung mit dem Gegenstand, der als Ursache der Freude wirkt, erfolgt ist.
S: Das erfolgreiche, infolge der besonderen Berührungen von der Wonne des Selbstbewußtseins begleitete richtige Empfinden derselben aber ist hauptsächlich Kama.
L: Das wichtigste dabei ist die innige Berührung zwischen Sinnesorgan und Gegenstand der Wahrnehmung. Das daraus entspringende zweckbewusste Wohlgefühl heißt Kama.
C: Lust in ihrer primären Form jedoch ist die direkte Erfahrung eines Sinnesobjekts, welche Früchte trägt und von der sinnlichen Lust der erotischen Erregung durchdrungen ist, die durch die besondere Empfindung der Berührung hervorgerufen wird.
P: Hauptsächlich aber ist Liebeslust (kama) die fruchtbare Erfahrung der Sinnesobjekte, die durchdrungen ist vom Glück seines Begehrens infolge des Objektbereichs besonderer Berührungen.

[1.2.14]
L: Treffen alle drei, Dharma, Artha und Kama zusammen, dann ist immer das Vorangehende wichtiger, besser als das Folgende, das heißt, Dharma ist besser als Artha und Artha besser denn Kama.
S: Bei einer Kollision derselben ist immer der Vorangehende der Wichtigere.
H: Von den drei also dargelegten Zielen: Dharma, Artha und Kama, besitzt das erstere jeweils mehr Gewicht als das letztere. Dies heißt, daß Dharma mehr Gewicht besitzt als Artha und daß Artha mehr Gewicht besitzt als Kama.
C: Falls diese drei Ziele - Religion, Macht und Lust - einander widerstreiten, ist das vorangehende jeweils wichtiger als das folgende.
P: Wenn diese Lebensziele miteinander kollidieren, dann hat das jeweils vorher genannte Vorrang.

[1.2.17]
H: Dagegen behaupten sie aber, daß Kama ohne Bewußtsein sogar von den Tieren ausgeübt werde und ein gelehrter Text über diesen Gegenstand sich demnach völlig erübrige. Das trifft jedoch nicht zu. Die Art und Weise der Männer und Frauen unterscheidet sich durchaus von derjenigen der niedrigen Tierwelt. Es gibt auch noch andere bedeutsame Gesichtspunkte, die bei ihrem Umgang zu beachten sind. Einer erklärenden Erörterung kommt deshalb entscheidendes Gewicht zu; dies kann in dem Kamasutra von Vatsyayana abgelesen werden.
S: Da jedoch sogar bei den Tieren der Kama von selbst geübt wird und angeboren ist, so ist mit einem Lehrbuche (darüber) nichts anzufangen, sagen die Lehrer. Da (der Kama) in der fleischlichen Vereinigung von Mann und Frau besteht, verlangt er ein Hilfsmittel.
L: Kama jedoch wird von den Tieren geübt, ist ihnen angeboren und überall zu sehen. Daher braucht er nicht durch ein Buch gelehrt zu werden. Dieser Schluß ist unrichtig. Da die fleischliche Vereinigung von Mann und Frau abhängig ist, erfordert sie die Anwendung gewisser Hilfsmittel, welche das Kamashastram lehrt.
C: Aber da sogar Tiere von sich aus Sex haben und da dieser fortwährend geübt wird, benötigt man zu seiner Ausübung kein Lehrbuch. Vatsyayana sagt: Weil Mann und Frau beim Sex aufeinander angewiesen sind, ist eine Methode nötig, und diese Methode erlernt man durch das Kamasutra.
P: Lehrer sagen, dass mit einem Lehrwerk für Liebeslust nichts anzufangen sei, da diese auch bei den Tieren von selbst abläuft und der Trieb immer vorhanden ist. Vatsyayana aber sagt: Da Liebeslust von der Vereinigung von Mann und Frau abhängt, bedarf sie der Mittel.

[1.2.30]
C: Vatsyayana sagt: Alle Unternehmungen bedürfen einer Methode, weil sie menschliche Anstrengungen voraussetzen.
S: Auch ein notwendig erfolgendes Vermögen ist durch Hilfsmittel bedingt: ein Untätiger hat kein Glück. – So lehrt Vatsyayana.
L: Der Erwerb eines jeglichen Dinges setzt unter allen Umständen eine Betätigung des Menschen voraus, die Anwendung bestimmter Mittel.
H: Auf dies antwortet Vatsyayana, daß jegliches Ding, das von Menschen erworben und genossen wird, seinerseits wenigstens irgendeine Anstrengung voraussetzt.
P: Vatsyayana sagt dazu: Für alle Vorgänge gibt es ein Mittel als Ursache, da sie menschliche Tätigkeit voraussetzen.

[1.2.37]
C: Vatsyayana sagt: Die Lüste sind, wie Essen, ein Mittel, den Körper zu erhalten, und der Lohn von Religion und Macht.
S: Die Taten des Kama stehen auf gleicher Stufe mit dem Essen, da sie das Gedeihen des Leibes bedingen; und sind die Frucht von Dharma und Artha.
L: Der Leib bedarf des Vergnügens ebenso wie der Nahrung, um zu gedeihen. Darum sind auch die Taten des Kama berechtigt. Überdies entspringen sie dem Dharma und Artha.
H: All dem entgegnet Vatsyayana, daß die Freuden des Kama für die richtige Erhaltung des menschlichen Körpers ebensoviel bedeuten wie die Nahrung.
P: Vatsyayana sagt dazu: Liebeslust hat das gleiche Recht wie Speise, da sie Ursache für den Erhalt und Fortbestand des Körpers ist. Und sie ist die Frucht von religiöser Pflichterfüllung und zweckrationalem Handeln.

[1.2.40]
H: Ein weiser Mann vollbringt seine Handlungen ohne unangebrachte Rücksichtnahme auf ihre Auswirkungen im nachherigen Leben; er beachtet aber dabei in zureichender Weise sein eigenes Wohl. Jegliche Handlung ist wünschenswert, die dem Ziel von Dharma, Artha und Kama zusammen förderlich ist oder wenigstens zweien von den dreien oder auch nur einem von ihnen, keinesfalls aber ein Verhalten, das zwar dem einen dient, den beiden anderen Lebenszielen jedoch Abbruch tut.
S: Bei einer Tat, wo die Befürchtung nicht entsteht, was anderswo geschehen mag, und wo ein Glück erlangt wird, welches den Artha nicht tötet, bleiben die Edlen stehen. Was die drei Lebensziele erreichen hilft, zwei oder auch nur eines, die Tat vollbringe man, aber nicht eine, die die beiden anderen schädigt.
L: Ein Mann, der dem Dharma, Artha und Kama obliegt, erlangt also hienieden wie im anderen Leben volles Glück. Der Edle mag furchtlos alles tun, was ihm in seinem künftigen Leben nicht schaden kann und sein Heil nicht gefährdet. Was die drei Lebensziele, oder auch nur ein einziges derselben erreichen hilft, möge man vollbringen. Man enthalte sich nur einer Tat, welche auf Kosten der beiden anderen Ziele bloß ein einziges fördert.
C: Die Kundigen beginnen ein Unternehmen nur, wenn sie nicht fürchten müssen: "Was wird im Jenseits?" oder "Ist diese Lust der Untergang meiner Macht?" Beginne jedes Unternehmen, das alle drei Lebensziele, oder zwei, oder auch nur eines, erlangen kann, aber keines, das nur eines erlangt, auf Kosten der anderen beiden.
P: Gebildete verweilen bei einer Tat, bei der kein Zweifel entsteht, was im Jenseits daraus werden wird, und auch nicht, ob das Glück die erstrebten Zwecke vernichtet. Eine Tat, die die drei Lebensziele verwirklicht, zwei oder auch nur eines, eine solche Tat vollbringe man, nicht aber eine, die einem Ziel dient, die beiden anderen aber beeinträchtigt.

Bemerkung: In [1.2.40] wird die Zukunft einmal mit "nachherigen Leben", d.h. die Zukunft im jetzigen Leben, aber auch mit "Jenseits", d.h. die Zukunft im nächsten Leben, oder mit beidem "hienieden wie im anderen Leben" übersetzt.

Von den Künsten und Wissenschaften, die man studieren soll [1.3] [3]

Ganika: Edelkurtisane. Eine gebildete und schöne Prostituierte.
Kamasastra, Kama Shastra, Kamasastram: Lehrwerke der Erotik wie Kamasutra, Anangaranga und Ratirahasya.
Öffentliche Frau: Prostituierte.

[1.3.1]
L: Der Mann soll das Kamasutram und dessen Nebenfächer studieren
S: Der Mann soll das Lehrbuch der Liebe und dessen Nebenzweige studieren
H: Der Mann sollte das Kamasutra und die diesem beigeordneten Kunstfertigkeiten studieren
K: Männer sollten das Kamasutra und die ihm zugeordneten Künste und Wissenschaften studieren
C: Ein Mann sollte das Kamasutra und die ihm beigeordneten Wissenschaften studieren

[1.3.2]
L: Auch die jungen Mädchen haben sich die Lehren des Kamasutram wie dessen Hilfswissenschaften zu Eigen zu machen und sollten mit der Zustimmung ihres Gatten dieses Studium selbst nach ihrer Verheiratung fortsetzen.
S: Die Frau [soll das Lehrbuch der Liebe studieren] vor der Jugendzeit, und, wenn hingegeben, nach der Meinung des Gatten.
H: Ein Mädchen sollte sich dem Studium des Kamasutra und dessen Nebenfächern vor der Heirat widmen; im Fall ihrer Verheiratung sollte sie dasselbe mit der Zustimmung ihres Gatten studieren.
K: Selbst Jungfrauen sollten dieses Kamasutra zusammen mit den Künsten und Wissenschaften vor der Heirat studieren, und danach sollten sie das Studium mit Einwilligung ihres Gatten fortsetzen.
C: Eine Frau sollte es [das Studium des Kamasutra] tun, bevor sie die Blüte ihrer Jugend erreicht, und nachdem sie vergeben wurde, sollte sie damit fortfahren, sofern ihr Gatte es wünscht.

[1.3.11]
C: Sodann gibt es Frauen, deren Kenntnis durch das Lehrbuch geschärft wurde: Edelkurtisanen und Töchter von Königen und Ministern.
S: Es gibt freilich auch Frauen, deren Geist von dem Lehrbuche getroffen wird: die ganika(-Hetären), die Töchter von Königen und die Töchter von hohen Beamten.
L: Wir wissen auch aus Erfahrung, das gewisse Frauen, Fürsten- und Ministertöchter, oder Hetären sogar, den Geist der Kamasastra erfaßt haben.
H: Es gibt allerdings gelegentlich Kurtisanen, Prinzessinnen und Ministertöchter, deren Verstand durch übertriebene Anstrengungen beim Erlernen der Schriften geradezu in Verwirrung gerät.
K: Und aus Erfahrung kennen wir auch Frauen, beispielsweise Töchter von Prinzen und von Ministern sowie öffentliche Frauen, die im Kama Shastra tatsächlich versiert sind.

Bemerkung: In [1.3.11] gibt es ein Beispiel für unterschiedliche Übersetzung. König schreibt "kennen wir auch Frauen ... die im Kama Shastra tatsächlich versiert sind", Heel übersetzt "deren Verstand durch übertriebene Anstrengungen beim Erlernen der Schriften geradezu in Verwirrung gerät". Die Übersetzung von König passt besser zu der sonst im Kamasutra vorgestellten Einstellung zu Frauen.

[1.3.12]
L: Daher soll die Frau das Kamasastram zumindest auszugsweise unter der Leitung einer erfahrenen Freundin praktisch erlernen.
S: Von einer solchen Vertrauensperson lerne die Frau heimlich die Praxis, das Lehrbuch oder nur einen Teil.
H: Es ist aber empfehlenswert, daß eine Frau diese Schrift oder einen Teil derselben und ebenso die praktische Erläuterung ihrer Lehrsätze mit der Hilfe einer ihres Vertrauens würdigen Person im geheimen erlerne.
K: Eine weibliche Person sollte deshalb das Kama Shastra, oder wenigstens Teile daraus, lernen, indem ihr eine Vertraute die Praxis erklärt.
C: Eine Frau sollte also die Techniken und das Lehrbuch oder zumindest einen Teil davon privat von einer Vertrauensperson erlernen.

[1.3.17]
H: Eine Kurtisane, die über Charakter, Schönheit und Tugend verfügt, wird einen ehrenvollen Platz in der Gesellschaft erhalten und sich den Titel einer Ganika erwerben, wenn sie in diesen vierundsechzig Künsten erfahren ist.
S: Eine Hetäre, die sich durch diese [die vierundsechzig Künste] auszeichnet und mit Charakter, Schönheit und Vorzügen begabt ist, bekommt den Titel ganika und eine hohe Stellung im Kreise der Leute.
L: Eine Hetäre, die sich durch diese Kenntnisse [die vierundsechzig Künste] und Fertigkeiten auszeichnet und überdies Schönheit und Anmut besitzt, erhält den Titel "Ganika". Sie nimmt einen hohen Rang ein.
K: Eine öffentliche Frau, gesegnet mit einem guten Charakter, mit Schönheit und anderen reizenden Eigenschaften und obendrein versiert in den oben aufgezählten Künsten [die vierundsechzig Künste], erhält den Namen Ganika, was öffentliche Frau von hohem Standard bedeutet, sowie einen Ehrenplatz unter der Versammlung von Männern.
C: Eine Kurtisane, die sich in diesen Künsten auszeichnet und die ein angenehmes Wesen, Schönheit und Vorzüge besitzt, erwirbt den Titel einer Edelkurtisane und einen Platz in der öffentlichen Versammlung.

[1.3.21]
H: In ähnlicher Weise gewinnt ein Mann, der in diesen Künsten bewandert sowie beredt und höflich ist, im Handumdrehen die Herzen der Frauen, selbst wenn er ihnen völlig fremd ist.
S: Ein Mann, der in den Künsten erfahren, gesprächig und Schmeichler ist, findet das Herz der Frauen schnell, auch wenn er nicht bekannt ist.
L: Ein Mann welcher in dieser Kunst erfahren ist, gewinnt das Herz der Frauen schnell nach kurzer Bekanntschaft.
K: Ein Mann, der sich in diesen Künsten auskennt, der beredt und mit den Feinheiten der Galanterie vertraut ist, gewinnt sehr schnell die Herzen von Frauen, selbst wenn er mit ihnen erst seit kurzem bekannt sein sollte.
C: Ein Mann, der in diesen Künsten bewandert, beredt ist und im Schmeicheln gewandt, wird, selbst wenn er nicht sehr bekannt, schnell den Weg zu der Frauen Herz finden.

Oralverkehr [2.9] [19]

Bemerkung: Das Kamasutra ist egalitär. Im Gefühlsrausch schlagen Männer Frauen und Frauen schlagen Männer [2.7.9]. Die vierundsechzig Künste sollen von Mann und Frau studiert werden [1.3]. Die sexuellen Handlungen von Homosexuellen und Transsexuellen werden zwar als "widernatürlich" bezeichnet, aber nicht verurteilt.

Auparishtakam: Fellatio, jemanden einen blasen.
Dritte Art: Ein Sammelbegriff für Homosexuelle und Transsexuelle.

[2.9.1]
K: Es gibt zwei Typen von Eunuchen - jene, die sich als Männer [Homosexuelle] verkleiden und aufführen, und jene, die als Frauen [Transsexuelle] daherkommen.
S: Zweifach ist die dritte Art, entweder in weiblicher oder männlicher Form.
L: Es gibt zwei Arten von Eunuchen, männliche und weibliche.
H: Es gibt zwei Arten von Eunuchen: solche, die der männlichen Erscheinung nacheifern, und solche, die der weiblichen Art zu gleichen suchen.
C: Die dritte Natur ist von zweifacher Art, von der Gestalt einer Frau und von der Gestalt eines Mannes.

[2.9.2]
H: Der weibliche Eunuch soll sich aller Kniffe des Kurtisanen-Geschäfts bedienen; ein solcher Mensch ahmt einer Kurtisane Kleidung, Stimme, Gang, Lachen, Zärtlichkeit, Furchtsamkeit, Lieblichkeit, Hilflosigkeit und Schamhaftigkeit nach. Ein weiblicher Eunuch verdankt das Vergnügen geradeso wie den Lebensunterhalt der Mund-Einung [Fellatio] mit einem Mann, was anderweitig Auparishtaka genannt wird.
S: Hier ahme die mit weiblicher Form ausgestattete Art die Kleidung der Frau nach, ihre Stimme, ihre Natur und Gewohnheit, ihre Zartheit und Furchtsamkeit, ihre Einfachheit und Schwäche sowie ihre Schamhaftigkeit. In ihrem Munde geschehe das, was gewöhnlich in der Scheide ausgeführt wird; und das nennt man den Mundverkehr [Fellatio]. Daraus kann man ein bewußt entstehendes Vergnügen suchen sowie Gelderwerb; wie eine Dirne kann man seine Lebensweise zeigen. Dies ist die weibliche Art.
L: Solche des weiblichen Habitus ahmen die Frauen in allem nach, in Kleidung, Sprechweise, Bewegungen, lieblichem Gehaben, Zurückhaltung und Scheu, Sanftmut und Bescheidenheit. Die Handlungen, deren Schauplatz das Jaghana der Frauen zu sein pflegt, vollziehen sich in dem Munde dieser Angehörigen des dritten Geschlechts. Man nennt dies Auparishtakam [Fellatio]. Die Eunuchen finden an dem Mundkoitus ein eingebildetes Vergnügen wie ihren Lebensunterhalt. Sie führen das Leben von Hetären, besonders jene des weiblichen Habitus.
K: Die als Frauen verkleideten Eunuchen tragen entsprechende Kleider, imitieren Sprache, Gesten, Zärtlichkeit, Schüchternheit, Einfachheit, Weichheit und Scheu der Frauen. Was der Mann gewöhnlich am weiblichen Unterleib macht, geschieht nun im Mund des Eunuchen. Dies nennt man Auparishtaka [Fellatio]. Diese Eunuchen erlangen ihr imaginäres Vergnügen und ihren Lebensunterhalt durch diese Form der Vereinigung. Sie leben das Leben von Kurtisanen.
C: Diejenige von der Gestalt einer Frau ahmt Kleidung, Schwatzhaftigkeit, Anmut, Gefühle, Zartheit, Zaghaftigkeit, Unschuld, Zerbrechlichkeit und Schüchternheit einer Frau nach. Der Akt, der im Geschlechtsorgan ausgeführt werden sollte, wird in ihrem Mund ausgeführt und "Oralverkehr" genannt. Sie bezieht daraus sowohl ihren sexuellen Genuss wie ihren Lebensunterhalt, und sie lebt wie eine Kurtisane. Dies ist die dritte Natur in Gestalt einer Frau.

[2.9.6]
K: Als Männer verstellte Eunuchen behalten ihre Wünsche für sich. Wenn sie eine Tätigkeit ausüben, dann bevorzugen sie die des Masseurs. Unter dem Vorwand des Massierens umfaßt ein Eunuch dieses Typs die Schenkel des Mannes, den er massiert, zieht sie an sich heran und berührt danach dessen Hüften und den mittleren Teil des Körpers. Wenn er bemerkt, daß der Lingam des Mannes steht, preßt er ihn mit der Hand und reizt ihn weiter. Wenn der Mann die Absicht des Massierenden erkannt hat und sich nicht dazu äußert, setzt der Eunuch seine Tätigkeit fort und beginnt den Verkehr. Wenn der Mann den Masseur allerdings nachdrücklich zum Weitermachen auffordert, dann sträubt der sich zunächst ein bißchen, und gibt erst zum Schluß, scheinbar widerwillig, nach.
S: Die männliche Art verberge ihr Verlangen und, wenn sie einen Mann gewinnen will, führe sie das Geschäft eines Masseurs aus. Bei der Massage umfasse er gleichsam mit seinen Gliedern die Schenkel des Liebhabers und drücke sie. Bei fortgeschrittener Vertrautheit berühre er die Wurzeln der Schenkel zusammen mit den Geschlechtsteilen. Wenn er sieht, daß dessen Glied sich aufgerichtet hat, errege er es durch Reiben mit der Hand. Er lache dabei und schimpfe ihn gleichsam wegen seiner Zügellosigkeit. Wenn er von einem Mann, obwohl er alle Anzeichen zeigt und er seine widernatürliche Art kennt, nicht aufgefordert wird, beginne er von sich aus. Wenn er aber von dem Mann eingeladen wird, soll er sich sträuben und nur widerwillig sich nähern.
L: Die Eunuchen männlichen Typus halten ihre Praktiken geheim. Wenn sie einen Beruf ausüben, dann ist es gewöhnlich der eines Masseurs. Solch ein Eunuch umfaßt unter dem Vorwande der Massage die Schenkel des zu Behandelnden, dann berührt er dessen weichen und den Jaghana oder die Lenden. Gerät dabei der Lingam in Erektion, dann reibt er ihn mit den Händen, um ihn in dieser Lage zu erhalten. Wenn daraufhin der Mann in Kenntnis der Absicht des Eunuchen diesem nicht fortzufahren befiehlt, dann tut es der Eunuch aus eigenem. Verlangt er es aber, dann weigert sich der Eunuch, ihm zu willfahren und läßt sich erst nach vielen Zureden ungern dazu bereit finden., ihm zu willfahren und läßt sich erst nach vielen Zureden ungern dazu bereit finden.
H: Wenn der männliche Eunuch sich mit einem Mann zu verbinden wünscht, dann verheimlicht er sein Verlangen und sucht ihn zu massieren. Er massiert die Schenkel des Mannes mit seinen Gliedern, als ob er ihn umarme; mit zunehmender Vertraulichkeit berührt er die Gelenke der Schenkel immer wieder und kommt so zum Lingam. Stellt er fest, daß der Lingam fest ist, spielt er mit den Händen damit und scherzt mit ihm über seine Wankelmütigkeit. Sieht der Eunuch sodann, daß der Mann ihn nicht zu weiterem auffordert, beginnt er selbst die Einung mit dem Mund (Fellatio). Fordert der Mann jedoch dazu auf, dann benimmt er sich schamhaft und tut es erst nach Ausflüchten.
C: Diejenige in Gestalt eines Mannes dagegen verheimlicht, wenn sie einen Mann will, ihr Begehren und verdient ihren Lebensunterhalt als Masseuse. Während sie den Mann massiert, streichelt sie mit ihren Gliedmaßen seine beiden Schenkel, als wolle sie ihn umarmen. Dann wird sie verwegener und vertraulicher und berührt die Stellen, wo seine Schenkel sich mit dem Leib verbinden, und sein Geschlechtsteil. Wenn sie bemerkt, dass er deswegen steif geworden ist, stimuliert sie ihn, indem sie ihre Hand wie ein Butterfass einsetzt, indes sie ihn zum Schein mit seiner leichten Erregbarkeit hänselt und auslacht. Wenn der Mann sie trotz dieses deutlichen Anzeichens und seiner offensichtlichen Erregung nicht zur Fortsetzung drängt, tritt sie ihm selbst näher. Wenn der Mann sie zur Fortsetzung drängt, streitet sie mit ihm und fährt nur widerwillig fort.

[2.9.35]
S: Bei gewissen Männern pflegen junge Sklaven, mit glänzenden Ohrringen behängt, Mundverkehr. Auf dieselbe Weise erweisen einige vertraute Freunde, die sich um ihr gegenseitiges Wohl sorgen, einer dem anderen diesen wohlwollenden Dienst. Auf dieselbe Weise tun auch Männer bei Frauen dieses, wobei man wissen muß, daß die Art der Ausführung dieselbe ist wie bei der Durchführung des Küssens eines süßen Mundes. Wenn aber Mann und Frau mit umgedrehten Körpern gleichzeitig eine den anderen genießt [Stellung 69], ist das die Liebe der Krähen.
L: Die männlichen Diener einiger Stutzer vollziehen mit ihren Herren den Mundkoitus. Es gibt auch Männer, die denselben miteinander betreiben, wenn sie gut befreundet sind. Auch verliebte Haremsweiber liebkosen gegenseitig ihre Yonis mit dem Munde. Manche Männer tun ein Gleiches mit den Frauen. Um dies zu vollbringen, ahmt man den Kuss des Mundes nach. Vollziehen ein Mann und ein Weib gegenseitig in dieser Stellung (Kopf bei Fuß) solche Begattung, so heißt dies "Rabenbeischlaf".
H: ... In einigen Fällen geben sich ein Mann und eine Frau zusammen der Mund-Einung hin; hierbei wird in derselben Weise verfahren wie beim Küssen. Die Mund-Einung zwischen einem Mann und einer Frau, die umgekehrt nebeneinander liegen und jeweils des anderen Lingam beziehungsweise Yoni küssen, wird als Kakila bezeichnet.
K: Die Diener einiger Personen pflegen den Oralverkehr mit ihren Herren. Auch unter einigen Bürgern, die sich gut kennen, ist er untereinander üblich. Einige Haremsdamen haben Oralverkehr mit ihren Gefährtinnen, wenn sie liebebedürftig sind. Und einige Männer machen es mit Frauen. Wie man das macht (d.h. die Yoni küssen), kennt man vom Küssen des Mundes. Wenn ein Mann und eine Frau beim Oralverkehr Kopf an Fuß liegen, dann heißt das "Vereinigung der Krähe".
C: Selbst junge Männer, Diener, die glänzende Ohrringe tragen, frönen dem Oralverkehr nur mit bestimmten Männern. Und ebenso erweisen bestimmte Lebemänner, die einander wohlwollen und in engem Vertrauen stehen, sich wechselseitig diesen Dienst. Bisweilen führen Männer diesen Akt auch an Frauen aus, indem sie dabei vorgehen, als küssten sie einen Mund. Bisweilen können ein Mann und eine Frau auch ihre Körper verkehren und sich beide gegenseitig lieben zur selben Zeit; dies ist als "Sex nach Krähenart" bekannt.

Zusammenfassung

'Es ist ein Werk, das von allen studiert werden sollte, von Alt und Jung. Die Alten werden darin viel Wahres finden, bestätigt aus eigenen Erfahrungen und von ihnen selbst geprüft, während die Jungen dem Werk viel Wissenswertes zum eigenen Vorteil entnehmen können, was sie sonst vielleicht nie erfahren würden, oder das sie lernen, wenn es schon zu spät ist, daraus Nutzen zu ziehen' schrieb Hilmar König. Das Kamasutra ist nicht nur der Bestseller der Sex-Literatur, sondern stellt die widersprüchlichen Lebensziele vor und weist auf die Zielkonflikte hin. "Leben um zu arbeiten oder arbeiten um zu leben" ist der Konflikt zwischen Wohlstand und Sinnesfreuden. Ein Beispiel für den Konflikt zwischen Rechtschaffenheit und Wohlstand ist die Manipulation von Fibor und Euribor durch die Banken.

Schamanismus, Magie, Tantra, Kamasutra

Nach etlichen Jahren Beschäftigung mit Kamasutra rücken ähnliche Themenbereiche wie Tantra, Magie und Schamanismus in den Fokus der Aufmerksamkeit. Dieser Abschnitt enthält meine subjektive Aufstellung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Zuerst einmal der Versuch der zeitlichen Einordnung. Kamasutra entstand im 2. oder 3. Jahrhundert nach Christi. Tantra begann als Verehrung der Mutter-Göttin schon 1750 bis 2000 vor Christi. Die volle Ausprägung war im 7. und 8. Jahrhundert nach Christi. Schamanismus und Magie begleiten die Menschheit schon während ihrer ganzen Entwicklung.
Kamasutra ist ein Buch eines Autors. Tantra hat eine längere zeitliche Ausdehnung, eine Unterteilung in buddistisches Tantra und hinduistisches Tantra und bedeutet für verschiedene Menschen Verschiedenes. Für einige ist Tantra das Binden des Stammes-Gottes oder Stammes-Dämon durch sexuelle Handlungen an den Stammes-Führer, d.h. eine magische Bindung. Für andere ist Tantra das Erreichen von Ekstase, tiefe und erfüllende Orgasmen für Frau und Mann.
Schamanismus ist wie Tantra ein weites Gebiet. Bei einigen nordamerikanischen Stämmen gingen alle Menschen auf Visionssuche - alle waren Schamanen. Oft bedeutet Schamane, Medizinmann (egal ob Mann oder Frau) einen besonders erfahrenen oder begabten Menschen. Entweder auf dem Gebiet von besonderen Bewusstseinszuständen oder auf dem Gebiet der körperlichen und spirituellen Heilung oder auf dem Gebiet Kontakt mit Geistern (Dämonen, Göttern) und Ahnen (Verstorbene).
Magier, Zauberer, Hexe usw. beschreiben ebenfalls Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Das Wort Magie hat auch unterschiedliche Bedeutungen. Je nach Sichtweise ist ein Schamane ein Magier oder nicht. Für mich sind die Gemeinsamkeiten größer als die Unterschiede. Zauberer, Magier, Schamane, Medizinmann sind für mich Worte aus verschiedenen Sprachen welche "Sucher" bedeuten. Die Suche nach dem Umwandlung von Blei nach Gold, die Suche nach sexueller Ekstase, die Suche nach Geistern oder die Suche nach dem Nirvana sind Beispiele.
Die Magie wird oft in weisse und schwarze Magie unterschieden. Nach meiner Meinung gibt es nur eine Magie. Die Anwendung dieser Magie zum Guten führt zu weißer Magie, die Anwendung zum Schlechten zu schwarzer Magie. Natürlich kann die Definition von gut und schlecht unterschiedlich sein: Einen Menschen beschützen mag etwas Gutes sein, ihn durch das Beschützen an seiner Entwicklung zu hindern etwas Schlechtes.
Als naturwissenschaftlich geprägter Mensch ist Magie für mich das Verbessern von Wahrscheinlichkeiten. Ein Magier, Schamane, usw. ist nicht frei von Krankheiten. Aber er hat eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Gesundheit als andere Menschen die nicht suchen. Matthäus 7:8 wird in der Lutherbibel übersetzt zu "Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan". Die christliche Kirche hat große Probleme mit "Suchern", wie z.B. der Umgang mit Heiden und Hexen gezeigt hat. Dabei spricht Jesus Christus die Suchenden direkt an.
Ich ermuntere alle Menschen Sucher zu werden. Übrigens, die christliche Kirche verurteilt Magier (altgriechisch μάγος mágos, Plural μάγοι magoi), erwähnt aber die "Weisen [magoi] aus dem Morgenland" lobend, siehe Matthäus 2:1.  Das gleiche Wort "magos" wird in Apostelgeschichte 13:6 benutzt: "Und da sie die Insel durchzogen bis zu der Stadt Paphos, fanden sie einen Zauberer [mágos] und falschen Propheten, einen Juden, der hieß Bar-Jesus" und in Apostelgeschichte 13:8: "Da widerstand ihnen der Zauberer [mágos] Elymas (denn also wird sein Name gedeutet) und trachtete, daß er den Landvogt vom Glauben wendete." Übersetzung Lutherbibel 1912. Siehe biblehub.

Über den Autor

Der Autor ist ein interessierter Laie, kein Sanskrit Experte oder Sexualwissenschaftler. Zuerst waren zwei Übersetzungen des Kamasutra vorhanden, H: und L:. Beim Lesen in beiden Büchern ist mir aufgefallen das der gleiche Absatz im Kamasutra je nach Übersetzer entweder klar und nachvollziehbar dargestellt wurde oder unverständlich. Deshalb wurden fünf Übersetzungen nebeneinander gestellt. Jeder Mann und jede Frau sind herzlich eingeladen in dem vorgestellten Material möglichst viel Erkenntnis über den Inhalt des Kamasutra zu finden. Die Übersetzungen sind die "Schatten an der Wand" welche das Original-Kamasutra wirft, entsprechend dem Höhlen-Gleichnisses des Platon.