Energieversorgung
Autor: Andre Adrian
Version: 23.nov.2008
Einleitung
Werte Leser, zuerst eine Klarstellung: Ich bin bei dem Thema
Energieversorgung ein interessierter Laie. Als Nicht-Insider
übersehe ich vielleicht kritische Details die meine Ideen
unrealistisch machen. Auf der anderen Seite habe ich den Blick von
außen - die Scheuklappen eines Zukunftsforscher im Sold der
Erdöl-Industrie habe ich nicht.
Unser Ofen
Unser Ofen, die Energiequelle, ist die Sonne. Wie allgemein bekannt
liefert die Sonne in Äquatornähe die meiste Energie pro
Quadratmeter und an den Polen am wenigsten. Diese Tatsache führt
direkt zum ersten Eckstein meiner Idee: Sonnenkraftwerke stehen am
Äquator in Ländern deren Einwohmer heute teilweise unter
Bürgerkrieg, Hungersnot, Krankheiten und weiteren schlimmen
Bedingungen leiden. Das diese Länder der optimale Standort
für Sonnenkraftwerke sind wird der Entwicklung dieser Länder
helfen - so wie das Erdöl den Erdölförderländern
geholfen hat.
Die Verbraucher
Für den Menschen sind Temperaturen zwischen 20°C und 30°C
angenehm. Diese Temperaturen herrschen in mittleren Breitengraden. Die
Länder der mittleren Breitengrade sind als "1.Welt" oder
Industrienationen bekannt. Die älteren Industrienationen liegen
nördlich des Äquators, neuere Industrienationen liegen
teilweise südlich des Äquators (Brasilien, Argentinien,
Südafrika, Neuseeland...).
Der Transport
Die Energie der Sonnenkraftwerke am Äquator muß zu den
Verbrauchern in den mittleren Breitengraden transportiert werden. Um
die Transportfrage gut beantworten zu können sind nach Meinung des
Autors noch einige Erfindungen, bzw. die Weiterentwicklung von heutigen
Erfindungen zur Marktreife nötig.
Ausgangspunkt meiner Überlegung ist die Nutzung der Sonnenenergie
durch Pflanzen. Die Pflanzen speichern die Energie in Stärke.
Stärke ist eine grosses träges Molekül welches sich in
der Pflanze gut lagern läßt. Die Umwandlung von
Sonnenenergie in Stärke hat wahrscheinlich einen schlechten
Wirkungsgrad. Und die Zurückwandlung von Stärke in "Energie"
ist auch nicht ohne Verluste. Alle diese Nachteile werden durch den
Vorteil der guten Lagerfähigkeit von Stärke aufgewogen.
Der Energieträger Sonnen-Benzin (sunoline)
Der Leser ahnt schon das der Autor als nächstes die
grosstechnische Produktion von Kartoffelmehl in Sonnenkraftwerken am
Äquator, den Schiffstransport in die mittleren Breitengraden und
die Verbrennung von Kartoffelmehl im Kraftwerk vorschlägt. Ja,
ungefähr so lautet mein Vorschlag. Einen chemisch trägen
Energieträger zu benutzen. Dabei ist jedes längere
Kohlenstoffmolekül geeignet. Hauptsache die Lagerhalterung ist
einfach. Am besten in einem Tank wie Erdöl heute. Als Name
für den Energieträger schlage ich Sonnen-Benzin vor. Im
Englischen kann man aus sun und gasoline den Begriff sunoline bilden.
Umwandlung Sonnenenergie in lagerbare Energie
Genau hier sind die Erfinder gefragt. Mein Vorschlag: Am einfachsten
erzeugt ein Sonnenkraftwerk Hitze. Diese Hitze treibt einen chemischen
Prozess an. Der chemische Prozess produziert lange Kohlenstoffketten,
den Energieträger. Der nötige chemische Prozess ist das
Gegenteil des heutigen "Cracking".
Beim Cracken werden
lange Kohlenstoffenketten in kürzere Ketten geteilt. Eventuell
kann eine thermoacoustic engine helfen bei der Umwandlung von
Kohlendioxid und Wasser in Sonnen-Benzin. Bei dem Prozess
Gas-Verflüssigung (gas liquefying) werden thermoacoustic engines
schon getestet, siehe Los
Alamos National Laboraties Webseite und New
Horizons Idea Award. Eine Einführung zum Thema gibt es im Thermoacoustics
Buch von Gregory W. Swift.
Meine naive Idee ist: Beim Cracking wird Hitze benötigt um lange
Ketten in kurze Ketten aufzubrechen. Beim "Glueing" als Gegenteil des
Cracking mag Kälte helfen. Durch Kälte wird die Atombewegung
geringer. Ein Glue Katalysator hat es bei kalten Zutaten eventuell
leichter seine Oberflächen-Magie durchzuführen.
Thermoacoustic engines können aus Hitze Kälte produzieren
(Kühlschrank).
Nötig für die Kohlenstoffketten sind Kohlenstoff C,
Wasserstoff H und Sauerstoff O. Kohlenstoff ist im Kohlendioxid in der
Luft zu finden, Sauerstoff ist in Luft und Wasser zu finden und
Wasserstoff ist in Wasser zu finden. Luft und Wasser zu einem
Sonnenkraftwerk am Äquator zu transportieren als "Rohmaterial"
klingt machbar. Doch woher den Kohlenstoff nehmen? Trotz
Klimakatastrophe ist der Anteil von Kohlenstoff in der Luft doch sehr
gering.
Thermochemische Wasserstoff Produktion
Für die Produktion von Alkane (Kohlenwasserstoff) ist Wasserstoff
nötig. Der Wasserstoff muß autotroph, d.h.
aus Kohlendioxid und Wasser, erzeugt werden. Das Schwefelsäure-Iod-Verfahren
benötigt Temperaturen von 830°C, 320°C und 120°C. Der S-I cycle
wird heute im Labor getestet. Weil aggresive Flüssigkeiten
(Schwefelsäure) bei hohen Temperaturen verwendet werden ist der
Bau einer grosstechnische Anlage schwierig. Hier ist noch einige
Material- und Verfahrensforschung nötig.
Es dürfte am Ende eine politische Entscheidung sein ob das
Schwefelsäure-Iod-Verfahren im eigenen Land zusammen mit einem
Atomreaktor betrieben wird oder in Äquatornähe zusammen mit
einem Sonnenenergie-Wärme-Kraftwerk. Auf Dauer dürfte das
Sonnenenergie-Kraftwerk als die umweltfreundlichere Alternative gelten.
Methan bildende Organismen
Die Archaeen
(Urbakterien) beherrschen die Umwandlung von Wasserstoff und
Kohlendioxid zu Methan (C02 + 4 * H2 -> CH4
+ 2 * H2O). Der Kuh helfen diese Symbioten bei der
Verdauung. Die Methanbildung kann mit Hilfe dieser Urbakterien erfolgen
oder die Wirkprinzipien werden in den Urbakterien erforscht und dann
ohne diese Lebenwesen angewandt.
Methan-Gas kann in weiteren Schritten in längere Alkane
umgewandelt werden die flüssig und leicht transportierbar sind. Nonan ist C9H20
und hat einen Flammpunkt von 31°C und ist deshalb nicht leicht
endzündlich.
Geschlossener Kohlenstoffkreislauf
Bei der Verbrennung wird Kohlenstoff frei in Form von Kohlendioxid. Bei
der "Energieaufladung" des Energieträgers Kohlenwasserstoffketten
werden kurze Kohlenstoff-Moleküle zu langen
Kohlenstoff-Molekülen verbunden.
Die Transportschiffe zwischen Verbraucher und Erzeuger müssen in
die eine Richtung "verbrannte Kohlenstoffketten" und in die andere
Richtung "aufgeladene Kohlenstoffketten" transportieren. Bei der
Verbrennung (Nutzung ) der Kohlenstoffketten in den
Verbraucherländern muß bei der Verbrennung der
Kohlenstoffketten zu Kohlendioxid das Kohlendioxid gebunden werden.
Hier wird eine chenische Reaktion gesucht die Kohlendioxid nur
"schwach" bindet. Diese Bindung soll später im Sonnenkraftwerk
wieder aufgetrennt werden.
Kohlendioxid Binder
Mein eigener Chemie Unterricht ist schon lange her und ich war nie gut
in Chemie. Auf jeden Fall benötigt man als Kohlendioxid Binder ein
Molekül dem absichtlich etwas fehlt. Kohlendioxid kann sich mit
dem zweiten Molekül verbinden. Das entstandene Molekül ist
dann chemisch träge, weil nichts mehr fehlt. Mein Chemie Lehrer
möge mir die einfachen Worte verzeihen...
Das Kohlendioxid bindende Molekül ist notwendigerweise
"aggressiv". Auf den Kohlendioxid Binder läßt sich
verzichten wenn die Luft den Kohlendioxid von Verbraucher in den
mittleren Breitengraden zum Sonnenkraftwerk am Äquator
transportiert. Das Kohlendioxid Binder Molekül benötigt
Energiezufuhr zur Produktion. Es sollte daher auch am Standort der
Sonnenkraftwerke produziert werden.
Können Umweltschützer, Kraftwerkbetreiber und
Entwicklungshelfer zufrieden sein?
Eine Lösung kann gut für die eine Seite (Kraftwerksbetreiber)
und schlecht für die andere Seite (Umweltschützer) sein. Die
hier vorgeschlagene Lösung beschreibt einen Kreislauf. Der
Kreislauf ist schlecht für die Sonne (unseren Ofen), aber ein
Perpetuum Mobile gibt es bekanntermaßen nicht. Der Kohlendioxid
welcher in den Ländern der 1.Welt in die Luft gelangt wird in den
Sonnenkraftwerken am Äquator wieder aus der Luft herausgeholt.
Ohne diesen Kohlenstoff kann in der chemischen Fabrik am
Sonnenkraftwerk kein Energieträger (lange Kohlenwasserstoffkette)
produziert werden. Der Kraftwerksbetreiber muß Kohlendioxid aus
der Luft "holen" sonst kann er sein "Sonnen-Benzin" nicht
produzieren.
Die Entwicklungshilfe findet hoffentlich eine wirtschaftlich
nützliche Anwendung für die Wüsten in
Äquatornähe. Jedes Sonnenkraftwerk dort fördert das
Wirtschaftleben im Geberland.
Wann werden diese Träume war?
Auch wenn ich selbst nicht die nötigen Fabriken bauen könnte,
es gibt bestimmt genügend viele Wissenschaftler, Ingenieure,
Betriebswirte und Politiker die das können. Es gibt aber heute
keinen
Anlaß für einen geschlossenen Kohlenstoffkreislauf. Es ist
billiger den offenen Kreislauf Erdöl/Erdgas fördern und
verbrennen zu nutzen.
Somit ist die Bedingung für die Verbesserung die Verschlechterung
vorher: Erst wenn die letzte Erdölquelle erschöpft ist, wird
ein geschlossener Kreislauf rentabel. Erdöl wäre heute schon
unrentabel wenn die "Ölscheichs" Geld an die Lebewesen zahlen
müßten die vor langer Zeit das Erdöl in den Boden
"gelegt" haben. Eigentlich sind alle Erdöl Nutzer
Plünderer... Niemand entschädigt die Bäume die zu
Erdöl wurden.
Methanolwirtschaft
Die Recherche für diesen Artikel hat mich zu dem Buch "Beyond Oil
and Gas: The Methanol Economy" von George A. Olah
gebracht. Methanol ist CH3OH, ein Alkohol. Aufgrund der OH
Bindung ist das kleine Molekül bei Raumtemperatur flüssig. Am
Ende dürfte die Entscheidung zwischen Alkane und Alkohole am
Gesamtwirkungsgrad und den Umweltauflagen liegen. Methanol ist z.B.
giftiger als Benzin. Längere Alkohole wie Ethanol C2H5OH
sind ungefährlicher (naja) und führen vielleicht zur
"Vodkawirtschaft" anstelle der Methanol- oder Sonnenbenzin-Wirtschaft.
Warum die Energiekrise Panikmache?
Pflanzen und Tiere betreiben schon seit langer Zeit einen geschlossenen
Kohlenstoffkreislauf. Die Pflanzen atmen Kohlendioxid ein und
Sauerstoff aus, die Tiere atmen Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus.
Wenn die 1.Welt sich selbst hilft indem in Wüsten am Äquator
Sonnenkraftwerke entstehen wird der Kohlenstoffkreislauf auf unserem
Planeten ein wenig optimiert. Vereinfacht gesprochen: Am Äquator
gibt es neue Anbauflächen für Kartoffeln - dabei steht
Kartoffel für "Fabrik der langen Kohlenstoffketten".
Nach der "Erdöl Ära" gibt es die "Sonnenkraftwerk am
Äquator Ära" mit ihren "Sonnen-Benzin" Tankern.
Eigentlich kein Grund für Panik an den Börsen und auch kein
Grund für Panik bei den Umweltschützern. Wenn es kein
Erdöl mehr gibt kann ein Energieträger nur produziert werden
wenn man Kohlenstoff (Kohlendioxid) aus der Umwelt herausholt und in
den Energieträger hineinsteckt.
Wahrscheinlich hat der Mensch einfach Freude an Katastrophen. Eugen
Roth schrieb über diese Lust:
Ein Mensch verspürt, meist unbewusst,
Geheime Katastrophenlust:
Mit Gruseln liest er in der Zeitung,
Dass wo geplatzt die Hauptrohrleitung,
Ein Riesenwald verbrannt durch Funken,
Ein Schiff mit Mann und Maus gesunken,
Ein Flugzeug im Gebirg’ zerschellt –
Kurz, was so vorkommt auf der Welt.
Der Mensch liest dabei umso gerner,
Je grausiger es ist – doch ferner.
Und schon ein Unmensch wär er, säh er
So schlimme Dinge lieber näher.
Doch Mensch und Unmensch sind sich gleich:
„Nur nicht im eigenen Bereich!“
Da hemmt schon ein verrußter Ofen
Jedwede Lust an Katastrophen.
aus Eugen
Roth: Ansichten und Einsichten
Wo bleibt Kernenergie und Wasserstoff?
Tiere und Pflanzen verwendet einen Kohlenstoffkreislauf mit langen
Kohlenstoffketten als leicht lagerbare Energieträger. Wir Menschen
nutzen heute in der Erdöl Ära einen offenen
Kohlenstoffkreislauf. Atomkraftwerke funktionieren, und es funktioniert
auch ein mit Wasserstoff angetriebenes Automobil. Aber besser
funktioniert der Kohlenstoffkreislauf. Sonst gäbe es
höchstwahrscheinlich auf Uran-235 Stoffwechsel basierte Bakterien
und auf Wasserstoff Stoffwechsel basierte Amöben. Wir sollten
nicht vergessen: Die Natur wägt Vorteile und Nachteile schon viel
länger gegeneinander ab als unsere menschliche Zivilisation es
tut. Und der Kompromiß der Natur ist der Kohlenstoffkreislauf.