Mechanische Armbanduhren

Autor: Andre Adrian
Version: 18.Okt.2007

Einleitung

Armbanduhren sind nicht nur Zeitmesser sondern auch Schmuckstücke. Heutzutage gibt es Funk-, Quarz-, Solar-, Kinematik-, Flieger-, Taucher- und noch viel mehr Armbanduhren. Diese Website vertieft nach einem kurzem Rundumblick das Thema mechanische Armbanduhren.
Schwerpunkte sind Ganggenauigkeit und Schönheit. Die Funktion einer Uhr macht aus ihr mehr als eine Verzierung.
Der Preis einer Armbanduhr ist einmal im Material und in der Verarbeitung begründet, im anderen aber auch im Markennamen. Eine echte Patek Philippe, Breitling, Rolex usw. hat einen sehr hohen Preis. Eine Replika (im Sinne von Fälschung) dieser Uhren gibt es auf dem Basar im Urlaub für unter 100 Euro. Viele Laien halten eine gut gemachte Replika für ein Original, oder eine Original-Uhr für eine gut gemachte Replika.
Einmal wegen dem hohen Preis und dann wegen der Gefahr als Laie einer guten Fälschung aufzusitzen werden im weiteren weniger bekannte Uhrenmarken wie Swatch (Hamilton, Tissot, Omega, Rado, Mido), Citizen, Seiko, Orient, Rivado, Buran, Aviator, Zeno, Comor, Frederique Constant, Limes, Marcello C, Oris und Maurice Lacroix erwähnt. Hier ist der Preis günstiger und die Fälschungsgefahr hoffentlich niedriger.

Inhaltsverzeichnis

Replikas (Fälschungen)

Die Spam-Mails mit "Rolex für 100 Euro" kennt wohl jeder. Im weiteren Anzeigentext wird hoffentlich erklärt das die beworbene Uhr keine echte Rolex ist. Im Gegenteil: Das geschützte Aussehen einer Rolex wurde unerlaubt kopiert. Die Ganggenauigkeit der Replika ist viel schlechter als beim Original. Weiterhin sind die verwendeten Materialien manchmal so schlecht das die Uhr keinen Sturz oder Schlag überlebt. Und last but not least ist das Gehäuse undicht. Auch wenn diese Uhr nicht ins Wasser getaucht wird, der Wasserdampf vom Handgelenkschwitzen dringt ins Gehäuse ein und schlägt sich als Schleier auf dem Uhrenglas nieder.
Für 100 Euro Kaufpreis bekommt man Ware im Wert von maximal 100 Euro. Der "Rolex" Aufdruck auf dem Ziffernblatt ändert nichts an dieser Tatsache.
Leid tun mir nur die Menschen welche eine gute Fälschung im Glauben kaufen eine echte Rolex zum Schnäppchenpreis zu erhalten. Echte Markenuhren gibt es bestimmt ab und zu bei Zwangs-Versteigerungen usw. günstig zu kaufen. Aber auch hier gibt es die Katze im Sack: Wie genau ist die Uhr und wie lange funktioniert die Uhr noch wissen weder der Auktionator noch der Käufer.
Kurz und knapp: Entweder 100 Euro ausgeben und sicher sein das man, egal was der Verkäufer erzählt, eine Fälschung kauft oder deutlich mehr Geld ausgeben beim Uhrmacher, Juwelier oder etablierten Direktversender und auf ein Echtheitszertifikat, 2-jährige Garantie und Verkäuferanschrift bestehen.
Manche Uhrenhersteller verwenden Replika im eigentlichen Wortsinn: Die Wiederauflage einer alten Serie. Diese Replikas sind keine Fälschungen, auch wenn sich das Replika Uhrwerk meist vom Uhrwerk des Originals unterscheidet.

Günstige und gute Uhren

Wenn es eine echte Rolex sein muss dann ist viel Geld fällig. Wenn es aber nur eine gute, schöne, echte vollmechanische Uhr sein soll, dann gibt es viel Auswahl zu fairen Preisen von Firmen die nicht so bekannt wie Rolex sind, aber auch ihr Uhrmacher-Handwerk verstehen. Swatch mit seinen Skelett Automatik Uhren "Body & Soul" oder "Oscillation", Seiko mit der orangen SNZD29K1 oder Citizen und Orient Watches mit ihren konservativen Modellen sind Beispiele.
Ein Qualitätsmerkmal ist ein echter "Swiss Made" Aufdruck. Dies bedeutet der Zusammenbau des Uhrwerks und der Uhr erfolgte in der Schweiz. Das Gold für das Gehäuse und das Straussenleder für das Armband dürfen woanders herkommen.
Swatch aus der Schweiz sowie Seiko, Citizen und Orient Watches aus Japan haben den Ruf günstige und gute Automatik-Uhren herzustellen. Zu "The Swatch Group" gehört auch die US-amerikanische Marke Hamilton. Hier gibt es günstige Uhren mit ETA 2824 und ETA 7750 Kaliber (Uhrwerk, Ebauche). Weitere Swatch Group Marken sind Tissot, Mido, Longines, Omega, Rado, Blancpain, Breguet, Glashütte Original und weitere. Achtung: Ab der Longines Preisklasse gibt es Fälschungen.
In Deutschland vertreibt Karstadt-Quelle die Handels-Marke Rivado. Diese Uhren haben wahrscheinlich deutsches Design und russische Uhrwerke.

Swatch OscillationCitizen NH7390-50AESeiko SNZD29K1

Abbildung links: Swatch "Oscillation" Skelettuhr Automatik.
Abbildung mitte links: Citizen "NH7390-50AE Automatik.
Abbildung mitte rechts: Seiko "SNZD29K1" Automatik.
Abbildung rechts: Orient Watches "Multi Year Calendar" Automatik.

NoName Uhren

In der Replika Preisregion oder darüber sind die NoName Marken angesiedelt. Oft aus der gleichen Produktion wie die Replikas ist der Unterschied nur der aufgedruckte Markenname auf dem Ziffernblatt. Die Qualität ist oft so schlecht wie bei den Replikas. Leider trifft dieses Vorurteil auch alle Hersteller von günstigen Uhren welche sich als Uhrmacher verstehen, d.h. eine taugliche, nützliche Uhr bauen wollen.
Wie erkennt man Qualität? Man kann den Uhrmacher oder Juwelier fragen. Diese Leute sollten NoName mit Qualität von NoName Schrott unterscheiden können und nur Qualität verkaufen wollen. Wer einem Juwelier alleine nicht traut kann ja von verschiedenen Juwelieren die Meinung zu einer Uhr erfragen.
Schneller ist oft das "googlen" im Internet. Einmal lässt sich der Hersteller hinter einem "Markennamen"ermitteln, andererseits schreiben enttäuschte Kunden oft ihre schlechten Erfahrungen nieder.

Uhrenglas

Als Uhrenglas wird Plexiglas (Hesalitglas, Acrylglas), Mineralglas und Saphirglas verwendet. Dabei ist Saphirglas ein künstlich produzierter Halbedelstein. Jedes der Materialen hat seine Stärken und Schwächen. Saphirglas ist das teuerste Uhrenglas, hat aber eine Materialhärte von 9 Mohs. Diamant, das härteste Material, hat 10 Mohs. Diese Härte macht Saphirglas unempfindlich für Kratzer.
Saphirglass kann durch Beschichtung entspiegelt werden. Eine Beschichtung auf der Innenseite des Glasses ist immer sinnvoll. Eine Beschichtung der Außenseite kann sich abreiben weil die Beschichtung weniger hart ist als das Saphirglass.
Die Swatch Marke Rado ist bekannt für kratzfeste Hartmetall Gehäuse. Leider ist auch diese Metall-Keramik nicht perfekt. Bei starkem Schlag kann ein Stück des Gehäuses abplatzen. Hartes Material ist spröde.

Mido CommanderBuran Poljot 3133Rado Original R12408234

Abbildung links: Mido "Commander" mit Plexiglas und Kaliber ETA 2836.
Abbildung mitte: Buran "3133/2121114" mit Mineralglas und Kaliber Poljot 3133.
Abbildung rechts: Rado "DiaStar  R12408234" mit Saphir-Uhrglas und Hartmetall-Gehäuse, Kaliber ETA 2836.

Ganggenauigkeit

Mechanische Armbanduhren sind ungenau. Egal welcher Preis bezahlt wurde. Wer eine genaue Armbanduhr will, muss eine Funkuhr oder eine Quarzuhr kaufen. Eine Funkuhr in Deutschland muss nie nachgestellt werden, selbst der Wechsel von Sommer- auf Winterzeit und umgekehrt erfolgt automatisch. Eine Quarzuhr ist weniger genau als eine Funkuhr, kann aber prinzipbedingt genauer als eine mechanische Uhr sein.
Die Unruhe, der Anker und das Ankerrad sind die zeitbestimmenden Bauteile in der mechanischen Uhr. Die Unruhe (der Unruh-Reifen) dreht sich hin und her. Bei jeder Hin- und Herdrehung wird der Anker von links nach rechts oder von rechts nach links bewegt. Diese Ankerbewegung erzeugt das Tick-Tack Geräusch der Uhr. Die Ankerbewegung erlaubt dem Ankerrad sich eine Position (einen Zahn) weiterzubewegen. Durch Untersetzung wird die Ankerrad Drehung in Sekunden-Zeiger, Minuten-Zeiger usw. Drehung umgesetzt.
Die Ganggenauigkeit ist die Abweichung in Sekunden pro Tag zwischen der angezeigten Uhrzeit und der echten Uhrzeit. Die Ganggenauigkeit besteht aus einem jeden Tag gleichen Gang (Fehler) und einer immer unterschiedlichen Gangabweichung.
Eine einfache Quarzuhr erreicht eine Genauigkeit von -1/+1 Sekunden pro Tag. Eine Funkuhr welche das Zeitsignal empfängt hat überhaupt keine für den Benutzer wahrnehmbare Abweichung mehr.

Kaliber (Uhrwerk, Ebauche)
Ganggenauigkeit in Sekunden/Tag
Funkuhr
0
COSC Quarzuhr
0.03 (10s pro Jahr)
Quarzuhr
-1/+1
COSC Chronometer, z.B. Omega Seamaster
-4/+6
ETA (Valjoux) 7750, 7751
-5/+5
ETA 2824, 2836, 2892 -10/+20
Poljot 3133, 2612
-20/+40
unadjusted
-30/+30

Gangabweichung

Der Gang kann vom Uhrmacher per Regulierung (Reglage, Feinstellung) am Rücker mit Hilfe der Zeitwaage beseitigt werden. Die Gangabweichung, d.h. der von Tag zu Tag unterschiedliche Fehler der angezeigten Uhrzeit, wird hauptsächlich von zwei Faktoren bestimmt: Bewegung der Uhr und Lage (Position) der Uhr. Magnetismus, Erschütterung, unterschiedliche Federkraft und Grössenänderung der Metallteile durch unterschiedliche Temperaturen bewirken im kleineren Maße Gangabweichung.
Besonders dem ETA 2824 Kaliber sagt man große Gangabweichung nach. Begonnen hat dieses Kaliber als "die billige Automatik von ETA" mit entsprechend grosser Gangabweichung. Heute dürfte jede aktuell produzierte "Swiss Made" Automatik mit ETA 2824 zu den guten Automatik Uhren gehören.
Dünne Kaliber haben konstruktionsbedingt eine grössere Gangabweichung als dicken Kalibern. Diese Tatsache gibt dicken Rolex Kalibern einen Vorteil gegenüber dem dünnen ETA 2892 Kaliber.

Bewegung

Die Lageänderung der Unruhe durch Drehen und Bewegen des Handgelenks läßt die Uhr langsamer ticken.
Die Unruhe läßt sich mit einem Kreisel vergleichen. Wie bekannt möchte ein drehender Kreisel seine Lage im Raum beibehalten. Die Bewegung der Uhr ändert die Lage des Unruhe-"Kreisels" im Raum. Der Widerstand des "Kreisel" gegen die Lageänderung bewirkt das ein Teil der Kreisel-Bewegungsenergie in Wärmeenergie durch Lagerreibung umgewandelt wird. Diese Energie fehlt für die Bewegung der Unruhe, das "Tick-Tack" dauert minimal länger, die Uhr tickt minimal langsamer.
Ein Einfluss von 0.1 Promille, d.h. 1 Teil auf 10000, durch die Bewegung bewirkt eine Zeitabweichung von 9 Sekunden pro Tag (86400 Sekunden geteilt durch 10000). Typisch sind -2s bis -4s Gangabweichung durch Bewegung pro Tag.

Erschütterung

Die Erschütterung von Unruhe, Anker und Ankerrad durch Schlag oder Stoß oder ruckartige Bewegung des Handgelenks können die Uhr schneller ticken lassen.
Eine Möglichkeit für diesen Effekt ist: Die Rubinsteine (Paletten) in dem Anker halten das Ankerrad fest, während sich der Unruhe-Reifen von der Mittelstellung zur Endposition und zurück bewegt. Bei Erschütterung kann das Ankerrad durchrutschen. Dann bewegt sich das Ankerrad bei einem "Tick-Tack" um zwei Positionen anstelle von einer Position weiter, ein "Galoppieren" der Uhr tritt auf. Dreht sich das Ankerrad nicht exakt im Mittelpunkt, können die Rubinsteine des Anker die meisten Zähne des Ankerrades sicher halten. Nur bei einigen Zähnen rutscht das Ankerrad bei Erschütterung durch. Manchmal sind auch einzelne Zähne des Ankerrads kürzer und führen bei Erschütterung zum Galoppieren.

Lage

Eine Armbanduhr ist am Handgelenk in unterschiedlichen Lagen (Positionen). Wird die Uhr am linken Handgelenk getragen ist "Krone unten" die typische Lage im Stehen, "Zifferblatt oben" die typische Lage beim 10-Finger-Tippen und "Krone links" die typische Lage beim Auto fahren. Wird die Uhr nachts abgelegt ist "Zifferblatt oben" wieder die typische Lage.
Die Zapfen der Unruhe, der Anker und des Ankerrades werden in je zwei Rubinlagern geführt. Auf den Zapfen und die Lager wirkt die Schwerkraft. Wie die Lager durch den Zapfen belastet werden und wie die Bauteile Unruhe, Anker und Ankerrad zueinander stehen wird durch die Lage der Uhr bestimmt. Bei "liegend, Ziffernblatt oben" wird das untere Lager mehr belastet, bei "hängend, Krone links" verteilt sich das Gewicht der Unruhe auf beide Lagersteine an einer Stelle, bei "hängend, Krone unten" an einer anderen Stelle. Aufgrund von minimalen Unterschieden der Zapfenenden und der Lagersteine ist die Lagerreibung je nach Lage unterschiedlich. Diese minimalen Unterschiede machen die Dauer des "Tick-Tack" abhängig von der Lage.
Dünne Kaliber sind allgemein stärker Lage-empfindlich als dicke Kaliber. Deshalb haben Rolex Kaliber eine Dicke von 6mm und mehr.
Die Regulierung der Uhr kann nur für eine Lage optimiert werden, üblich ist "hängend, Krone unten". In den anderen Lagen hat die Uhr einen Gang. Der von der Lage abhängige Gang hat eventuell einen Nutzen: Man sollte die verschiedenen Lagen (Krone oben, Ziffernblatt oben, Krone unten, Ziffernblatt unten, Krone links, Krone rechts) durchprobieren. Vielleicht ist eine Lage dabei welche über Nacht den Gang des Tages kompensiert. Dieser Tipp stammt von der Uhren-Klinik Dresden.



Abbildung links: Armbanduhr in Lage "hängend, Krone unten".
Abbildung rechts: Armbanduhr in Lage "hängend, Krone links".

Magnetismus

Je nach Material reagiert der Unruhe-Reifen und die Unruhe-Spirale mehr oder weniger empfindlich auf Magnetfelder. Magnetfelder können die Unruhe beschleunigen. In der Praxis treten große Magnetfelder selten auf (Kernspin Tomograph, Strom-Generatoren in Kraftwerken, Gleichstrom-Straßenbahn).
Ärgerlich ist, wenn magnetisierbare Teile der Uhr durch starke Magnetfelder magnetisch werden. Die Magnetisierung der Uhr verstärkt den Lage-abhängigen Gang. Mit einem Kompaß läßt sich feststellen ob das Gehäuse der Uhr magnetisierbar ist. Die Magnetnadel des Kompaß bewegt sich in Richtung von Eisen bzw. eisenhaltigen Materialien. Eine Magnetisierung läßt sich etwas schwieriger feststellen. Hierzu wird das Uhren-Gehäuse neben den Kompaß gedreht und gewendet. Wird die Magnetnadel des Kompaß von der Uhr abgestoßen, ist die Uhr selbst magnetisch (gleichnamige Pole zweier Magneten stoßen sich ab).
Gute Uhren-Gehäuse, auch solche aus Edelstahl, bestehen aus nicht-magnetisierbaren (anti-magnetischen) Material.



Abbildung links: Magnetisierte Uhr, Anziehung der Kompassnadel
Abbildung mitte: Magnetisierte Uhr, Abstossung der Kompassnadel
Abbildung rechts: Unmagnetisierte Uhr, keine Auswirkung auf Kompassnadel

Federkraft

Eine unterschiedliche Zugkraft der Feder bewirkt über das Ankerrad und die Anker auf die Unruhe eine Gangabweichung. Ist die Feder komplett aufgezogen ist die Zugkraft grösser als wenn die Feder fast entspannt ist. Die unterschiedliche Zugkraft bestimmt ebenfalls wie lange ein "Tick-Tack" benötigt.
Federn aus dem Material Nivaflex sind bekannt für kleinen Unterschied zwischen Federkraft bei Feder komplett aufgezogen und Federkraft bei Feder fast entspannt. Bei Handaufzug-Uhren die einmal täglich aufgezogen werden ergeben sich grössere Unterschiede in der Federkraft als bei Automatik-Uhren. Der ständige Aufzug durch die Bewegung beim Tragen hält die Federkraft bei der Automatik nahezu konstant.

Temperatur

Unterschiedliche Temperaturen bewirken eine Gangabweichung. Metalle dehnen sich bei Wärme aus. Durch geschickt gewählte Metall-Legierungen kann diese temperaturbedingte Größenänderung kompensiert werden. Bekannte Legierungen sind Glucydur für den Unruhe-Reifen und Nivarox für die Unruhe-Spirale.

Chronometer

Eine Uhr darf sich nach ISO 3159 Chronometer nennen wenn die bei einem definierten Test gemessene mittlere tägliche Abweichung des Kalibers zwischen -4 und +6 Sekunden pro Tag liegt. Dieser COSC Test (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres) wird mit einem individuellen Zertifikat pro Kaliber bestätigt. Es gibt keine Musterabnahme. Chronometer sind schon allein wegen dem Test teurer als nicht zertifizierte Uhren. Gute mechanische Uhren erreichen Chronometerqualität. Die meisten Chronometerzertifikate erhalten die Firmen Rolex, Omega und Breitling.
Mit den ETA Kaliber 7750, 2824, 2836 und 2892 werden Chronometer gebaut.
Der COSC Test bewertet die Gangabweichung durch Lage und Temperatur, ignoriert aber die Gangabweichung durch Bewegung. In der Praxis ergibt die Chronometer Regulierung eine Uhr welche nachgeht. Eigentlich müsste die tägliche Abweichung zwischen -2 und +8 Sekunden nach COSC Bedingungen liegen um zusammen mit der Bewegung am Handgelenk (-3 Sekunden pro Tag) eine hochpräzise Armbanduhr zu ergeben.
Für das Bestehen des COSC Test ist Material und Verarbeitung wichtiger als ausgefallene technische Lösungen. Ein Schwingsystem aus Glucydur Unruhe Reifen und Nivarox Flachspirale welches mit Laser ausgewuchtet wurde zusammen mit präzise bearbeiteten Lagersteinen und polierten Zapfen sieht unscheinbar aus, ist aber völlig ausreichend.

Mido Commander ChronometerOmega Seamaster

Abbildung links: Mido "Commander Chronometer M8419.4.C1.4" Kaliber ETA 2836.
Abbildung mitte: Frederique Constant "FC-303CA3P6" Kaliber FC-303 (Basis ETA 2824).
Abbildung rechts: Omega "Seamaster 300 M Diver 2551.80" Kaliber Omega 1120.

Funkuhr

Ein Langwellen Rundfunksender in Mainflingen in Deutschland strahlt die hochgenaue Uhrzeit der physikalisch-technischen Anstalt in Braunschweig aus. Die Sendefrequenz ist 77kHz, deshalb der Name DCF77. Bis zu einer Entfernung von 450km vom Senderstandort können Funkuhren dieses Signal empfangen. Üblicherweise wird eine Quarzuhr mit dem Funkuhr-Signal einmal täglich korrigiert. Ist die Funkuhr ausserhalb des Empfangsbereiches arbeitet sie als Quarzuhr.

Junghans Mega 1000
Abbildung: Junghans "Mega 1000 026/4511.00" Funkuhr.

Quarzuhr

Der Quarzkristall verändert nach Anlegen einer elektrischen Spannung seine Form. Diese Effekt wird bei Piezo Hochtönern in Lautsprecherboxen eingesetzt. Ebenfalls kann ein Piezo-Kristall durch Druck eine Spannung produzieren. Alle Piezo-Feuerzeuge arbeiten nach diesem Prinzip. In der Quarzuhr arbeitet ein Quarzkristall zusammen mit einem Verstärker. Die typische Resonanzfrequenz in einer Quarzuhr, welche sich aus den mechanischen Abmessungen des Quarzkristall ergibt, ist 32768 Schwingungen pro Sekunde oder 32768Hz. Diese Zahl lässt sich als 2 hoch 15 schreiben. Nach 15 binären Teilerstufen, welche sich einfach aus Flip-Flops aufbauen lassen, ergibt sich 1 Schwingung pro Sekunde.
In einer Quarzuhr mit Zeiger erzeugt der Uhren-IC mit Hilfe des Quarzkristalls kleine Stromstöße für einen Miniatur Elektromotor, einen Schrittmotor. Mit jedem Stromstoß springt der Sekundenzeiger eine Position weiter. Eine mechanische Untersetzung mit Zahnräder wie bei einer mechanischen Uhr erzeugt die Minutenzeiger- und Stundenzeigerbewegung aus der Sekundenzeigerbewegung.
Der Markenname Swatch ist heute der Inbegriff für modische Quarzuhren mit Zeigern. Neben diesem Massenmarktgeschäft ist "The Swatch Group", die Firma hinter dem Markennamen Swatch, auch der weltweit grösste Produzent von vollmechanischen Armband-Uhrwerken, den sogenannten Kalibern.

Quarzuhren ohne Batterie

Alle 2 bis 3 Jahre die Batterie wechseln ist für die meisten Quarzuhr-Träger kein Problem. Entweder wird gleich eine neue Quarzuhr gekauft, oder die 10 Euro für Batterie und Batteriewechsel beim Uhrmacher werden bezahlt. Es geht aber auch anders. Einmal gibt es Solar-Uhren. Hier ist im Ziffernblatt eine Solarzelle eingebaut welche Licht in Strom wandelt. Dann gibt es Kinematik Uhren. Hier treibt eine Automatik einen Dynamo an welcher Strom erzeugt. In den Solar- und Kinematikuhren gibt es einen Stromspeicher, z.B. bei aktuellen Seiko Uhren einen Lithium-Ionen Akkumulator. Diese elektrochemischen Speicher haben eine begrenzte Lebensdauer - vielleicht 10 bis 15 Jahre.

Junghans Solar 014/2963.00Seiko Kinetic SMY 091 P1Seiko Kinetic SMY 091 P1Seiko Kinetic SMY 091 P1Seiko SNP015P1

Abbildung links: Junghans "Solar 014/2963.00" Solar-Quarzuhr mit Datum
Abbildung links mitte: Citizen "BL9009-54M Eco-Drive" Solar-Quarzuhr mit ewigen Kalender ohne Wochentag und Minutenrepetition
Abbildung mitte: Seiko "Kinetic SMY 091 P1" Kinematik-Quarzuhr mit Datum und Wochentag
Abbildung rechts: Seiko "Kinetic SNP015P1" Kinematik-Quarzuhr mit ewigen Kalender ohne Wochentag und Grossdatum

Unruhe

In einer vollmechanischen Uhr ist der Taktgeber die Unruhe. Diese kreisrunde Scheibe dreht 3 oder 4 mal pro Sekunde hin- und her. 3 Vollschwingungen pro Sekunde ergeben 21600 Halbschwingungen pro Stunde, 4 Vollschwingungen ergeben 28800 Halbschwingungen pro Stunde. Mehr Schwingungen pro Zeiteinheit lassen den Sekundenzeiger glatter "laufen", es steigen aber auch die Probleme mit Schmierung  und Verschleiss. Das "El Primero" Kaliber von Zenith arbeitet mit 5 Vollschwingungen pro Sekunde, das 5R65 "Spring Drive" Kaliber von Seiko sogar mit 8 Vollschwingungen.
Bei Quarzuhren mit Zeiger springt der Sekundenzeiger, bei vollmechanischen Uhren läuft der Sekundenzeiger aufgrund seiner 3 oder 4 Bewegungen pro Sekunde. Natürlich kann eine cleverer Quarzuhr-Hersteller den Schrittmotor auch 4-mal pro Sekunde ticken lassen um am Automatik Replika Geschäft teilzunehmen.

Kaliber
Halbschwingungen pro Stunde
ETA 2840, Poljot 3133
21600
ETA 2824, 2836, 2892, ETA (Valjoux) 7750, 7751, Rolex 3135
28800

Automatik Uhr

Die Aufzug-Armbanduhr ist der Vorläufer der Automatik Uhr. Einmal täglich wird von Hand die Feder aufgezogen damit die Uhr tickt. Die Automatik Uhr lässt den Träger auch die Feder aufziehen. Die Handgelenkbewegungen lassen ein kleines Gewicht in der Automatik Armbanduhr hin- und herkreisen. Über Sperrklinken, Zahnrädern usw. wird die Feder aufgezogen.
Das Gewicht und die zusätzlichen mechanischen Teile machen ein Automatik Uhrwerk dicker als ein Aufzugs-Uhrwerk. Am dünnsten sind heute die Quarzuhren wie z.B. "Swatch Skin", einfach weil Uhren-IC, Motor und Batterie flacher zu bauen sind als Unruhe und Automatik.
Eine Automatik Uhr mit Uhrwerk Kaliber 2824 hat oft eine Dicke von 10mm. Das Uhrglas, die Zeiger, das Ziffernblatt und der Boden benötigen Höhe. Deshalb ist der Unterschied zwischen ETA 2824 und ETA 2892 an der Uhr weniger auffällig als die unterschiedliche Kaliberdicke annehmen lässt.

Kaliber
Kaliber-Dicke
Uhr-Dicke
Kaliber-Durchmesser
Uhr-Durchmesser
ETA 7750, ETA 7751
7.9mm ab 13mm
31mm
ab 38mm
Poljot 3133 7.35mm
31mm ab 38mm
Rolex 3135
6mm 12mm
28.5mm ab 36mm
ETA 2840 5.2mm
25.6mm ab 33mm
ETA 2836 5.05mm
25.6mm ab 33mm
ETA 2824 4.6mm 10mm
25.6mm ab 33mm
ETA 2892 3.6mm 9mm
25.6mm ab 33mm
ETA 2671
4.8mm

17.2mm
ab 25mm


Zeno Pilot Classic Skelett


Abbildung links: Zeno "Pilot Classic Automatic Skelett" Skelettuhr Automatik mit ETA 2836.
Abbildung mitte: Comor "Montre Transparence" Skelettuhr Automatik mit ETA 2824.
Abbildung rechts  Limes "Pharo U6366-LASK2.1E" Skelettuhr Automatik mit ETA 2892.

Damenuhr

Die oben genannten Uhrwerke haben einen Durchmesser von mindestens 17.2mm. Damit gebaute Uhren haben einen Durchmesser von 25mm ohne Krone. Das ergibt schon recht kleine, aber dicke, Damenuhren. Leider haben die Schweizer Uhrmacher die Grenzen der mechanischen Uhr lernen müssen: kleinere Durchmesser als 25.6mm bei Automatik Kaliber oder höhere Schwingungszahl als 28800 Halbschwingungen pro Stunde der Unruhe ergeben keine robusten Uhren mehr. Heute ist die Mini-Damenuhr eine Quarzuhr. Oder werte Damen, schnallen Sie ein Kaliber 7750 mit mindestens 38mm Uhr-Durchmesser und mindestens 14mm Dicke um. Erstens funktioniert eine solche Uhr und zweitens: bei körperlichen Auseinandersetzungen verleiht das zusätzliche Gewicht am Handgelenk der Ohrfeige extra Schlagkraft.

Tissot LeLocle LadiesHamilton Khaki Field Chrono 38mm

Abbildung links: 25mm Durchmesser "Tissot Le Locle T41.2.183.31" mit ETA 2671.
Abbildung rechts: 38mm Durchmesser Hamilton "Khaki Field Chrono Auto 38mm H71416753" mit ETA 7750.

Chronograph

Ein Chronograph ist eine (Automatik) Uhr mit Stoppfunktion. Dabei erledigt der Taster an der 2-Uhr Position die Start/Stopp Funktion, der Taster an der 4-Uhr Position das Rücksetzen. Zwei getrennte Messungen gehen immer über die Betätigungen Start, Stopp, Rücksetzen, erneuter Start usw. Ein Fly-Back Chronograph kann auch mit den Betätigungen Start, Rücksetzen, erneuter Start arbeiten. Beim Chronograph ETA 7750 Uhrwerk erlaubt die Mechanik kein Fly-Back.
Wie im Kapitel Ganggenauigkeit zu sehen hat das ETA 7750 kleinere Abweichungen als die anderen ETA Kaliber. Wenn eine genaue mechanische Armbanduhr gesucht wird, ist der Chronograph oft die Antwort und nicht der Chronometer. Natürlich gibt es auch Chronograph Chronometer, aber die haben ordentliche Preise!
Bei manchen ETA 7750 Uhren wird die 30 Minuten Chronograph Skala versetzt. Bei anderen wird das Uhrwerk um 180° gedreht eingebaut.




Abbildung links: Hamilton "Khaki Field Chrono Auto H71556733" mit ETA 7750.
Abbildung mitte: Tissot "Le Locle Chrono T41.1.317.31" mit ETA 7750.
Abbildung rechts: Omega "Speedmaster Date 3513.30" mit ETA 7750.




Abbildung links: Mido "All Dial Chronometer M8360.4.B1.1"  Chronometer Chronograph mit Mido 1320 (ETA 7750).
Abbildung mitte: Hamilton "X-Wind  H77666523" mit ETA 7750.
Abbildung rechts: Marcello C "Senatore 2020.5" mit ETA 7750 Basiskaliber.

Grossdatum

Die grosse Datumsanzeige (Panoramadatum) besteht aus zwei Anzeigescheiben für die 10er und 1er Stelle  und kann deshalb grössere Ziffern darstellen.

FC-325MC3P6Longines Master Collection Big Date

Abbildung links: Karstadt-Quelle "Rivado 3410443".
Abbildung mitte: Frederique Constant "Big Date - Dual Time FC-325MC3P6" mit FC-325.
Abbildung rechts: Longines "Master Collection Big Date L2.648.4.78.3" mit ETA 2896.

Datumszeiger

Manche Uhren haben im Uhrglas vor der normalen Datums-Anzeige eine Lupe eingebaut damit das Datum grösser erscheint. Eine weitere Variante ist der Datums-Zeiger (pointer date). Das ETA 7751 hat immer einen zentralen Datumszeiger, es gibt aber auch umgebaute ETA 2824, ETA 2836 und ETA 2892 Kaliber. Neben Datumszeiger gibt es auch Wochentagszeiger (pointer day).

Maurice Lacroix Cinq


Abbildung links: Zeno "Pilot Oversized Automatik Pointer" mit Basiskaliber ETA 2824.
Abbildung mitte: Oris "Oris Artelier Pointer Day 01 645 7596 4051-07 8 24 73" mit Basiskaliber ETA 2836.
Abbildung rechts: Maurice Lacroix "Cinq Aiguilles MP6328-SS001-19E" mit Kaliber ML27.

Weitere Komplikationen (Funktionen)

Mechanische Armbanduhren können noch weitere Funktionen ausführen. Es gibt Anzeigen mit längerer Zyklusdauer wie die Wochentags-Anzeige (day), die Mondphasen-Anzeige (moonphase), Vollkalender (complete calendar, triple calendar) mit Datum Wochentag und Monatsanzeige, den Jahreskalender (annual calendar) mit automatischer Berücksichtigung der unterschiedlichen Monatslänge, den ewigen Kalender (perpetual calendar) mit zusätzlicher automatischer Berücksichtigung des Schaltjahres sowie die Anzeige einer zweiten Zeitzone. Die Stoppuhr-Funktion läßt sich mit einem Schleppzeiger (Rattrapante) erweitern.
Eine Alarmfunktion macht die Armbanduhr zum Wecker. Eine Minutenrepetition erlaubt es die Uhrzeit bei Nacht auf Knopfdruck abzuhören.
Das ETA 7751 Kaliber enthält Chronograph, Vollkalender (Datum, Wochentag, Monat), Mondphase und einen zusätzlichen 24-Stunden-Zeiger (keine zweite Zeitzone). Bei Monaten mit weniger als 31 Tage muß das Datum von Hand korrigiert werden.
Das ETA 2891A9 Kaliber enthält Ewiger Kalender (Datum, Wochentag, Monat, Schaltjahr) und Mondphase. Leider ist dieses Kaliber sehr selten.
Das ETA 2896 Kaliber hat Grossdatum, das ETA 2897 Kaliber hat Gangreserve Anzeige und Kaliber ETA 7770 ist ein Schleppzeiger Chronograph.
Erfindungen für die Taschenuhr sind das Tourbillon und das Karussel. Hierbei bewegt sich die Unruhe um den Schwerkrafteinfluss der immer gleichen Lage in der Jackentasche auszugleichen. Heute werden diese Komplikationen auch in Armbanduhren eingebaut, obwohl der Arm nicht den ganzen Tag in der immer gleichen Lage sein dürfte...
Bei Uhren mit Aufzug ist die Gangreserve Anzeige sinnvoll. Heute werden auch Automatik Uhren mit Power Reserve gebaut.
Alle diese zusätzlichen Funktionen machen die Uhr teurer und oft auch dicker und schwerer.

Longines Master Collection Mondphase

Abbildung links: Comor "Classic Chronograph" mit ETA 7751.
Abbildung mitte: Omega "Speedmaster Day Date 3523.30" mit ETA 7751.
Abbildung rechts: Longines "Master Collection Chronograph, Mondphase L2.673.4.78.3" mit ETA 7751.


Aviator 2612/1223815Tophoven Tourbillon No.1

Abbildung links: Aviator "2612/1223815" mit Poljot 2612 Handaufzug mit Alarmfunktion.
Abbildung mitte: Seiko "Premier SPB003J1" Automatik mit Datum, Wochentag und Gangreserve.
Abbildung rechts: Tophoven "Tourbillon No.1" mit chinesischem? Handaufzug Tourbillon.

Einkaufsempfehlungen

"Lacoste es was es wolle, Geld spielt keine Rolex". Für diese Käuferschicht empfiehlt sich eine Armbanduhr mit dem original "Superlative Chronometer Officially Certified" Rolex Marketing-Spruch. Die Käuferschicht darunter dürfte auf "es muss ein Chronometer sein" bestehen. Noch tiefer liegt die Preislage für Ganggenauigkeit im Chronometer Bereich (-4/+6 Sekunden pro Tag) ohne Chronometer Zertifikat. Hier empfiehlt sich das ETA 7750 Chronograph Kaliber.
Einfacher für die Hersteller zu bauen und deshalb billiger zu haben ist ein dichtes Uhrengehäuse. Als Wasserdrucktest gibt es die DIN Norm 8310, als Stoßtest DIN Norm 8308 und für antimagnetisch die DIN Norm 8309. Eine Uhr welche per Musterabnahme diese drei DIN Tests bestanden hat, sollte Händewaschen ohne Probleme verkraften. Eine echte Taucheruhr sollte DIN Norm 8306 erfüllen. Hier sollte der erlaubte Wasserdruck 20bar (Wassertiefe 200m) und mehr betragen.
Wichtig für den täglichen Gebrauch ist die Kratzfestigkeit des Uhrenglasses. Echtes Saphirglas ist besser als echtes Mineralglas. Ganz besonders ärgerlich ist wenn die Zeiger abfallen oder das Uhrglas aus der Uhr fällt, zwei typische Zeichen für eine Rummelplatz Uhr.
Ebenfalls ärgerlich ist eine zu dünne Goldauflage. Je mehr Mikron (millionstel Meter, die Einheit für die Dicke der Goldschicht) umso besser. Übliche Werte sind 3 Mikron bis 20 Mikron. Noch besser sind die beschichtungsfreien Lösungen Edelstahl, Titan oder massives Goldgehäuse. Ein Titangehäuse liegt im Preis zwischen Edelstahl und massiv Gold.
Und zuletzt: Einen Glasboden muss die Uhr haben. Einmal weil Glas gut für Allergiker geeignet ist, aber viel wichtiger weil man in die Uhr hineinsehen kann. Selbst ein Laie erkennt durch den Glasboden eine batteriebetriebene Quarzuhr welche gerade als Automatik verkauft werden soll!
Wenn ich nur eine Uhr empfehlen soll, dann die Hamilton Khaki Field Chronograph Automatic. Eine ETA 7750 mit Datum und Wochentag zu einem super Preis. Die Uhr ist 15mm dick. Den Hamilton Sicherheitsverschluß habe ich gegen einen normalen Dornverschluß auswechseln lassen, dies erhöht den Tragekomfort. Ab Mitte 2006 gibt es Hamilton Uhren auch in Deutschland zu kaufen bei Kaufhof, Christ, einigen Karstadt Filialen und einigen Juwelieren.

Buran ETA 2824

Abbildung links: Russische "Buran 2824-2/2121384" mit ETA 2824 und Stahlgehäuse.
Abbildung mitte: LIFEStyle "5232" mit ETA 2824 und Titangehäuse.
Abbildung rechts: Frederique Constant "FC305MC3P9" mit Kaliber FC-303 (Basiskaliber ETA 2892) und massiv Goldgehäuse 750 (18 Karat).

Uhren über 2000 Euro

Das Preislimit für alle bis jetzt vorgestellten Uhren war 2000 Euro. Im folgenden werden einige interessante Uhren für maximal 5000 Euro Neupreis vorgestellt. Mit etwas Glück lassen sich diese Uhren bei chrono24 oder eBay günstiger finden.
Drei-Zeiger-Uhren wie die typische Rolex lassen sich leicht nachbauen. Bei den hier vorgestellten Uhren hat der Hersteller selbst auf ein gutes Preis/Leistungsverhältnis geachtet und dadurch den Nachbau mit Automatik Uhrwerk uninteressant gemacht.



Abbildung links: Maurice Lacroix "Masterpiece Flyback Annuaire Chronograph" mit Flyback Chronograph, Grossdatum und Jahreskalender
Abbildung rechts: Fortis "Official Cosmonauts Chronograph Alarm 607.22.11L" mit Chronograph, Alarm und Datum

Preise

Die Uhren auf dieser Seite haben ein Preislimit von 2000 Euro.
Quarzuhr: ab 1 Euro
Rivado Automatik: ab 60 Euro
Swatch Automatik: ab 65 Euro
Citizen, Seiko Automatik: ab 100 Euro
Replikas, NoNames: 50 bis 150 Euro, nicht mehr bezahlen!
Neue Uhr mit Uhrwerk Kaliber ETA 2824: ab 300 US-Dollar plus Versand und Zoll (Hamilton)
Neue Uhr mit Uhrwerk Kaliber ETA 7750: ab 670 US-Dollar plus Versand und Zoll (Hamilton, Tissot)
Neue Uhr mit Uhrwerk Kaliber ETA 7751: ab 1000 Euro (Comor Classic Chronograph)
Chronometer: ab 510 US-Dollar plus Versand und Zoll (Mido Commander Chronometer)
Gangreserve: ab 990 Euro (Seiko SPB003J1)

Weitere Informationen

Mehr Wissen zum Thema Uhrwerke gibt es in der 5-teiligen Artikelserie von Gisbert L. Brunner, original erschienen in der Zeitschrift "Uhren Juwelen Schmuck" im Jahr 1998. Ein Uhren Fachlexikon gibt es hier. Noch mehr Details zur Mechanik von ETA 2892 und ETA 2824 gibt es in englisch. Viele englische Artikel zu Kalibern wie ETA 7750, ETA 2842 und Rolex 3000 gibt bei "The Horologium". Viele Kaliber sind im Werksucher vom UHREN-MAGAZIN zu finden.
Neben ETA in der Schweiz sind Seiko, Citizen und Orient Watches in Japan wichtige Produzenten von Kalibern und Uhren. Die Seiko Geschichte wird hier ausführlich auf englisch beschrieben.
Die "Poor Man's Watch Forum" Top 20 Liste ist eine prima Anlaufstelle für günstige Aufzugs-Uhren, Automatik Uhren und Quarzuhren. Das Preislimit ist 1000 Dollar, die Auswahl ist weltweit, z.B. Seiko, Citizen, Hamilton, Stowa, Nomos ...
Aus der Schweiz von ETA kommen die Unitas Aufzugs-Kaliber. Die russischen Aufzugs-Kaliber heissen Poljot. Besonders der Poljot Aufzug-Chronograph Kaliber 3133 wird gelobt.
Unter www.watchcopy.com kann man sich über das Nachbau-Angebot aus Lettland informieren.

Kleine Geschichte der Armbanduhr

1427    Erfindung der Uhrfeder von Heinrich Arnold
1510    Erste Taschenuhr "Nürnberger Ueurlein" von Peter Henlein
1765    Erfindung des Unruhschwingsystems von Christiaan Huygens
1777    Erfindung des automatischen Aufzuges von Abraham-Louis Perrelet
1800    Praktische Versuche von Abraham-Louis Breguet führen zur Unruh-Spirale mit Endkurve
1801    Patentierung des Tourbillon von Abraham-Louis Breguet
1844    Erfindung der herzförmigen Scheibe zum Chronograph Rücksetzen von Adolphe Nicole
1883    Erfindung des Schleppzeiger Chronograph von Thaddäus Winnerl
1887    Patentierung der Schwingtrieb Kopplung von Sekundenrad und Chronograph von Edouard Heuer
1923    Erste Automatik Armbanduhr von John Harwood
1933    Nivarox Unruh-Feder von Dr. R. Straumann
1939    Landeron Kaliber 47 mit Kulissenschaltung für Chronograph Start/Stopp
1940    Incabloc Stoßsicherung
1948    Eterna präsentiert die "Eterna-Matic" als erste Automatik mit Kugellagerrotor
1967    ETA 7730 Handaufzug Chronograph mit Kulissenschaltung
1969    Zenith-Movado präsentieren den ersten Automatik Chronograph "El Primero". Seiko präsentiert die Quarzuhr "Astron".
1971    ETA 2761, ETA 2824 Automatik mit Kugellagerrotor und Datum
1973    ETA 7750 Automatik Chronograph mit Datum und Wochentag
1974    ETA 2836 Automatik mit Datum und Wochentag
1975    ETA 2892 Automatik mit Datum
1982    Swatch Quarz Modeuhr aus Kunststoff , ETA 2824-2, ETA 2836-2 Überarbeitung der Kaliber
1983    ETA 2892-2 Überarbeitung
1986    ETA 7751 Automatik Chronograph mit Vollkalender, Mondphase und 24-Stunden Anzeige
1990    ETA 2890-2 Ewiger Kalender mit Mondphase, ETA 2891 Automatik Ewiger Kalender
1991    Swatch Automatik
1996    ETA 2894 Automatik Chronograph (kleine Sekunde bei 3, 30min Zähler bei 9)
2002    ETA 7753 Automatik Chronograph mit "Tricompax" Zeigeranordnung, ETA 7770 Automatik Schleppzeiger Chronograph
2003    ETA 2896 Automatik Grossdatum, ETA 2897 Automatik Gangreserve

Die Zukunft der mechanischen Armbanduhr

Für Zukunftsprognosen kann die Zukunft nur aus der fortgeschriebenen Vergangenheit bestehen. Revolutionen wie z.B. die Einführung der Quarzuhr lassen sich mit Zukunftsprognosen nicht erfassen. Andererseits ist es leicht von einem Preisverfall bei Komplikationen auszugehen, wie es z.B. heute die Tourbillon Kaliber aus China zeigen.
Eine Firma wie ETA kann alle möglichen Uhrwerke bauen - Geld und Know-How sind vorhanden. ETA will aber Kaliber in hoher Stückzahl bauen. Für den Autor gibt es drei Ideen welche für zukünftige ETA Kaliber sinnvoll erscheinen:
Das klassische Tourbillon in einer Armbanduhr verbessert nicht die Ganggenauigkeit. Es ist aber schön anzusehen. Weitere Kaliber mit Grossdatum helfen den Uhrenbesitzern mit schlechten Augen, z.B. älteren Uhrenbesitzern. Die Zielgruppe jenseits von 60 Lebensjahren wird aufgrund der Altersentwicklung in Europa immer interessanter. Am wenigsten wahrscheinlich ist ein Automatik Kaliber von ETA mit Wecker. Diese Komplikation hat nicht den Sex-Appeal eines Tourbillon und nicht den Nutzen eines Grossdatums. Die Alarmfunktion bleibt ein Aschenputtel welches von Poljot im Niedrigpreis-Segment und von Vulcain und Fortis im Hochpreis-Segment bedient wird.
Die Swatch Marke Blancpain hat mit Kaliber 25 ein Automatik Tourbillon im Angebot dem für ein ETA Volks-Tourbillon nur Datum, Gangreserve-Anzeige und 7-Tage Federhaus wegzunehmen ist. Ebenfalls von Blancpain gibt es mit Kaliber 69FB einen Automatik Chronograph mit Großdatum der für ETA nur von der Flyback-Funktion befreit werden müsste.

Meine Uhren

Einige der vorgestellten Uhren besitze ich selbst. Ziel meiner Sammlung ist nicht Geldanlage oder Prestige. Mich fasziniert die Feinmechanik der Automatik, deshalb hat jede meiner Uhren einen Glasboden. Dann soll jede Uhr deutlich unterschiedlich zur nächsten Uhr in der Sammlung sein. Entweder im Uhrwerk, im Gehäusematerial, in den Komplikationen oder in der Anzeigeart (Grossdatum, Datumszeiger, ...).
Meine billigste Uhr macht mir genauso viel Freude wie meine teuerste Uhr, und ist auch fast so Gang-genau! Allgemein zum Preis: Ich versuche immer die gesuchte Kombination  (Uhrwerk, Gehäuse, Komplikation) zum günstigsten Preis zu erhalten. Natürlich entscheidet am Ende der persönliche Geschmack. Aber ist es nicht schrecklich wenn man nach dem Kauf feststellt, daß es die gleiche Qualität woanders zum halben Preis gibt? Besonders Menschen vom Typ "Dagobert Duck" leiden schwer darunter.

Uhr entmagnetisieren

Achtung: Eine Quarzuhr darf nicht entmagnetisiert werden.
Entmagnetisieren erfolgt mit einem schwächer werdenden wechselnden Magnetfeld. Das wechselnde Magnetfeld wird durch eine von Wechselstrom durchflossene elektrische Spule (Induktivität) erzeugt.  Zum Entmagnetisieren wird die Uhr langsam von dem Entmagnetisierungsgerät wegbewegt. Erst wenn der Abstand Entmagnetisierungsgerät zu Uhr mehr als 1 Meter beträgt, darf das Entmagnetisierungsgerät ausgeschaltet werden.
Es ist sinnvoll die Uhr mehrmals in verschiedenen Lagen vom Entmagnetisierungsgerät wegzuziehen. Der Erfolg der Entmagnetisierung läßt sich mit der Kompaßnadel prüfen.


Abbildung: Entmagnetisierungsgerät (Demagnetisierer)

Messung des Gang

Wie im Abschnitt "Gangabweichung" beschrieben ist der Gang der Uhr abhängig von einigen Einflüssen. Um die Uhr besser kennen zu lernen, um eine Regulierung beim Uhrmacher zu beauftragen oder um eine Regulierung selbst zu versuchen sollte man eine Gangkarte erstellen. Eine solche Gangkarte (Gangschein) benötigt eine Funkuhr mit Sekundenanzeiger (z.B. Funkuhr Wecker) als Regulator (Vergleichsuhr) sowie Papier und Bleistift.
Am besten trägt man die Automatik-Uhr mindestens einen Tag damit die Feder voll aufgezogen ist. Am Abend notiert man bevor die Uhr ausgezogen wird die Uhrzeit der Funkuhr sowie die Abweichung der angezeigten Zeit zur Funkuhr-Zeit. In der dritten Spalte wird vermerkt in welcher Lage die Uhr die Nacht verbringt. Am Morgen, wenn man die Uhr anzieht, wird wieder die Funkuhr-Zeit sowie die Abweichung der angezeigten Zeit notiert.
Nach einigen Tagen kann man mit Hilfe der Gangkarte den Einfluß der Bewegung auf den Gang sowie den Gang ohne Bewegung in verschiedenen Lagen ausrechnen.

Gangkarte für eine neu gekaufte ETA 7751 (Comor Classic Chronograph):

Uhrzeit
Gang
Lage
Trage-Dauer
Trage-Gang
10:03
+3s
Tragen
13.5h
+1s
23:35
+4s
Ziffernblatt oben

7:30
+8s
Tragen
14h
+1s
21:43
+9s
Ziffernblatt unten


7:22
+15s
Tragen
15h
+2s
22:45
+17s
Krone oben


7:27
+20s
Tragen
15.5h
+2s
22:56
+22s
Krone unten


8:05
+27s
Tragen
14.5h
+1s
22:48
+28s
Krone links


7:31
+31s
Tragen
15.5h
+3s
23:03
+34s
Krone rechts


9:56
+38s
Tragen



Die Gesamtzeit ist 6 Tage, der Gang über alle Tage ist 38s - 3s = +35s, d.h. ein Gang von +6s pro Tag.
Der Gang beim Tragen war +2.7s pro Tag (10s Gang in 88h).
Der Gang bei Nachtruhe war +10.7s pro Tag (25s Gang in 56h).

Bei der Regulierung wird der Gang um einen Wert x geändert. Wird der Gang in der Lage Ziffernblatt oben um z.B. 4 Sekunden pro Tag geändert, so ändert sich der Gang beim Tragen wahrscheinlich auch um den gleichen Wert. Diese Annahme erlaubt eine Formel für x aufzustellen. Dabei ist g1 Tragegang, t1 ist Tragezeit, g2 ist Ruhegang und t2 ist Ruhezeit jeweils pro Tag:
    0 = (g1 + x) * t1/24 + (g2 +x) * t2/24
Nach x aufgelöst ergibt sich:
    x = - g1 * t1/24 - g2 * t2/24
Die Werte der Uhr und die Tragezeit 15 Stunden sowie Ruhezeit 9 Stunden eingesetzt ergibt:
    x = - 2.7 * 15/24 - 10.7 * 9/24 = - 5.7
Der Ruhegang muss um minus 5.7 Sekunden pro Tag geändert werden. Die Uhr sollte auf 10.7 - 5.7 = +5 Sekunden pro Tag reguliert werden.

Gangkarte für Lage-abhängigen Gang ohne Bewegung für eine schon länger getragene ETA 7750 (Hamilton Khaki Field Chrono Automatic):

Lage
Gang pro Tag
bereinigter Gang pro Tag
Ziffernblatt oben
+5s
-1.7s
Krone links
+5s
-1.7s
Ziffernblatt unten
+7s
+0.3s
Krone unten
+7s
+0.3s
Krone oben +7s
+0.3s
Krone rechts +9s
+2.3s

Der mittlere Gang ist Gang über alle 6 Lagen (40 Sekunden) geteilt durch Zeit (6 Tage) gleich 6.7s pro Tag. Der bereinigte Gang ergibt sich aus gemessenen Gang minus mittleren Gang. Ein bereinigter Gang in sechs Lagen im Bereich -3s bis +3s pro Tag zeigt die sehr hohe Qualität des ETA 7750 Kaliber. Das Kaliber hat Chronometer Qualität und darf sich "fine watch" nennen. Die Swatch Massenproduktion erreicht zu relativ kleinem Preis eine Qualität welche andere Uhrproduzenten nur durch teure Handarbeit von Regulateuren erzielen.
Vor der eigenen Regulierung sollte eine neue Uhr zwei Monate lang getragen werden. Dann wird eine Gangkarte angefertigt und die Uhr gemäß dieser Karte reguliert.

Regulierung der Uhr für Anfänger

Achtung: Bei der Regulierung (Reglage, Feinstellung) kann die Uhr total beschädigt werden. Das Öffnen des Uhrgehäuses kann das Gehäuse undicht machen. Der Autor übernimmt keine Haftung! Sie lesen auf eigene Gefahr weiter.
Die ideale Armbanduhr für eine erste Regulierung hat einen Druckboden und eine Exzenterschraube am Rückerzeiger (ETACHRON). Der Druckboden läßt sich mit einem Taschenmesser (kleine Klinge) öffnen. Die Exzenterschraube verlangt nur wenig Fingerspitzengefühl für die Einstellung.

Werkzeug:
Uhrmacherpinsel
Taschenmesser (Offiziermesser)
(Baumwoll-Handschuhe gegen Fingerabdrücke)

Mit dem Pinsel wird der Bereich zwischen Druckboden und Gehäuse-Mittelteil von Schmutz gereinigt. Nun die Baumwoll-Handschuhe anziehen. Mit der kleinen Klinge des Taschenmesser wird der Druckboden an der "Nase" aufgehebelt. Die Nase fällt auf wenn man den Spalt zwischen Boden und Gehäuse-Mittelteil genau betrachtet. Meistens ist die Nase in der Nähe der 12-Uhr.
Mit der kleinen Klinge kann nun die Exzenterschraube in die gewünschte Richtung gedreht werden. Nach links drehen bedeutet die Uhr tickt langsamer, d.h. ein positiver Gang wird korrigiert. Nach rechts drehen bedeutet die Uhr tickt schneller, d.h. ein negativer Gang wird korrigiert.
Zum Abschluß den Druckboden wieder aufsetzen. Zuerst gegenüber der Nase Druckboden auf Gehäuse-Mittelteil legen und dann mit sanften Daumen-Druck auf den Druckboden im Bereich der Nase die Uhr wieder schließen.



Abbildung links: Exzenterschraube oberhalb des L des "LIFEStyle" Schriftzuges. Unruhe Rubinlager oberhalb des E.

Regulierung der Uhr für Fortgeschrittene

Die folgende Uhr hat Schraubdeckel und Rücker. Der Schraubdeckel läßt sich mit einem Werkhalter und einem Gehäuseöffner leicht öffnen. Die Regulierung am Rücker ist schwierig. Minimale Bewegung des Rückers ändert den Gang enorm. Leicht wird aus einer Uhr welche 10 Sekunden pro Tag nachgeht eine Uhr welche 2 Minuten vorgeht.

Werkzeug:
Werkhalter
Gehäuseöffner
Uhrmacherpinsel
Uhrwerksausbläser
Pinzette
Lupe
(Baumwoll-Handschuhe gegen Fingerabdrücke)

Zuerst wird mit dem Uhrmacherpinsel der Spalt zwischen Schraubdeckel und Gehäuse-Mittelteil gesäubert. Dann wird die Uhr im Werkhalter festgeklemmt. Nun wird der Gehäuseöffner angesetzt und der Schraubdeckel im Gegen-Uhrzeigersinn um eine halbe Umdrehung aufgedreht. Nun Gehäuseöffner abnehmen und den Schraubdeckel von Hand abdrehen. Mit Uhrmacherpinsel und Uhrwerksausbläser Schraubdeckel und Gehäuse-Mittelteil im Bereich der Dichtung säubern. Dabei die Dichtung nicht demontieren.



Abbildung links: Uhr mit Schraubdeckel im Werkhalter.
Abbildung rechts: Gehäuseöffner angesetzt.

Mit der Pinzette den Rücker bewegen. Rücker in Richtung Klötzchen schieben macht die Uhr langsamer (die wirksame Spiralfeder-Länge wird grösser), Rücker vom Klötzchen wegschieben macht die Uhr schneller (die wirksame Spiralfeder-Länge wird kleiner).
Das Klötzchen ist ein kleiner Metallarm welcher vom Unruhe-Lager ausgeht. Er hält das äußere Ende der Unruhe-Spirale. In der Abbildung unten zeigt der Klötzchen-Arm nach oben (Norden). Der Rücker ist ebenfalls ein kleiner Metallarm wie das Klötzchen. In der Abbildung unten ist der Rücker rechts vom Klötzchen und zeigt nach rechts oben (Nord-Osten).



Abbildung links: Uhr vor der Regulierung (-13 Sekunden pro Tag).
Abbildung rechts: Uhr nach der Regulierung (-2 Sekunden pro Tag).

Ergebnis der Regulierung

Eine ETA 7750 Chronograph Kaliber (Hamilton Khaki Automatik) war ab Werk auf -1 Sekunde Abweichung (Gang) pro Tag eingestellt. Durch die Bewegung beim Tragen ergab sich eine Abweichung von -3 Sekunden pro Tag. Nach Regulierung ist die Abweichung +1 Sekunde pro Tag. Die Uhr wird 16 Stunden pro Tag getragen und liegt 8 Stunden mit Ziffernblatt nach oben auf dem Nachttisch.
Eine ETA 2824 Kaliber (Comor Montre Transparence) war ab Werk auf +20 Sekunden Gang pro Tag eingestellt. Durch Regulierung hat sich Chronometer Genauigkeit beim Tragen erreichen lassen, wenn die Uhr mit "Krone oben" auf dem Nachttisch ruht.
Eine ETA 2892 Kaliber (Frederique Constant FC305) läuft ab Werk mit Chronometer Genauigkeit beim Tragen. Diese Uhr ist noch mehr Lage empfindlich als die ETA 2824. Auch hier ist "Krone oben" die richtige Position für die Nachtruhe.
Zum Abschluß eine Bemerkung zum COSC Chronometer Test: Das Kaliber wird in diesem Test in unterschiedlichen Lagen aber ohne Bewegung geprüft. Dies entspricht nicht den Bedingungen beim Tragen. Eine Uhr welche auf Chronometer Genauigkeit beim COSC Chronometer Test reguliert ist, kann beim Tragen eine Abweichung außerhalb der COSC Werte liefern. Eine nach Vorgaben des Trägers regulierte Uhr welche nur in der Position "Krone oben" die Nachtruhe ohne Gang besteht, ist zwar für den Benutzer "Chronometer genau", besteht aber den COSC Chronometer Test nicht.
Der Artikel "Tweaking the Mark XII" von Walt Odets ist eine ausführliche Einleitung in die Regulierung. Die hier vorgestellte Regulierung an Exzenterschraube oder Rücker ist für den Uhrmacher nur der allerletzte und einfachste Schritt. Für den Uhrmacher beginnt die Regulierung am Federhaus: Good Timing Starts at the Mainspring.