Der Trioden Amp bekommt seine eigene Lautsprecherbox. Die 2 Watt
des Trioden Amp sollen möglichst viel Lautstärke liefern, d.h. der
Wirkungsgrad der Lautsprecherbox spielt eine Rolle. Die
Lautsprecherbox enthält einen Lautsprecher. Das folgende Diagramm
zeigt den Frequenzverlauf von verschiedenen Lautsprechern der
Firma Jensen:
Die rote Linie ist Frequenzgang des Jensen MOD 6-15 Lautsprecher
mit 6" Durchmesser, die blaue Linie ist Jensen MOD 8-20 mit 8",
die grüne Linie Jensen MOD 10-35 mit 10" und die gelbe Linie ist
Jensen MOS 12-35 mit 12". Große Lautsprecher sind besser für
niedrige Frequenzen geeignet und kleine besser für hohe Frequenzen
- so die allgemeine Erkenntnis. Die gezeigten Lautsprecher liefern
alle zwischen 75Hz und 6kHz eine "Sound Pressure" von 85dB und
mehr. Der kleinste arbeitet bis 10kHz, der größte bis 55Hz. Die
Gemeinsamkeiten sind größer als die Unterschiede. Alle Jensen MOD
Lautsprecher haben eine "Delle" bei ungefähr 400Hz.
Hier der Frequenzgang des 4" Visaton R 10 S Lautsprecher mit 8
Ohm:
Der Visaton liefert zwischen geschätzt 120Hz und 12kHz eine "Sound Pressure" von 85dB und mehr.
Neben Frequenzgang sind der Wirkungsgrad und die Empfindlichkeit
wichtig. Die Werte sind für 8 Ohm Lautsprecher:
| Lautsprecher |
Resonance Frequency |
Reference Efficiency | Sensitivity@1W,1m | Total Q Factor |
| Visaton R 10 S |
135 Hz |
? |
90 dB |
? |
| Jensen MOD 6-15 |
89.9 Hz |
0.48 % | 89.9 dB | 1.23 |
| Jensen MOD 8-20 | 119.4 Hz |
0.72 % | 93.2 dB | 2.24 |
| Jensen MOD 10-35 | 107 Hz |
1.39 % | 94.1 dB | 1.75 |
| Jensen MOD 12-35 |
73.5 Hz |
1.23% |
93.7 dB |
1.54 |
Martin Lembke schreibt über Wirkungsgrad (SPL) oder Sensitivity:
"Ein Unterschied von 10dB entspricht der doppelten Lautstärke,
einer von 3dB ist gerade wahrnehmbar". Der Visaton und der kleine
6-15 Lautsprecher unterscheiden sich von den anderen
Lautsprechern. Den Visaton habe ich testweise in einen Schuhkarton
mit Außenmaße 35cm, 21cm, 12cm und Volumen 8,8 Liter eingebaut.
Der Lautsprecher ist elektrisch gesehen eine Spule (Induktivität)
in Reihe zu einem Widerstand, eine RL-Schaltung. Dieses Modell
erklärt das Ansteigen der Impedanz mit der Frequenz, aber nicht
die Resonanzfrequenz. Das Diagramm von Jensen zeigt wieder vier
Jensen MOD Lautsprecher:
Das RL-Modell beschreibt die Lautsprecher ab 200Hz. Ein
Boucherot-Glied oder Zobel-Glied
ist ein RC-Glied parallel zu dem Lautsprecher um aus der
frequenzabhängigen Impedanz des Lautsprechers einen möglichst
frequenzunabhängigen Widerstand zu machen. Meiner Meinung nach
gehört das Boucherot-Glied direkt an den Lautsprecher gelötet.
Einfach weil das Boucherot-Glied abhängig von den Lautsprecher
Parametern ist, nicht abhängig von den Verstärker Parametern.
Das RL-Verhalten kann besonders einem Verstärker mit
Gegenkopplung Probleme machen. Durch die Induktivität am Ausgang
des Verstärkers KANN eine Gegenkopplung zur Mitkopplung mutieren
und für "häßliche" Töne aus dem Verstärker sorgen. Oft nur für
bestimmte Frequenzen und Lautstärken, d.h. zwischendurch kommt
Mitkopplungs-Gekreische aus dem Verstärker.
Das Boucherot-Glied wird berechnet nach R'=R, d.h. der Widerstand
im RC-Glied ist so groß wie der Widerstand im RL-Glied, dem
Lautsprecher. C'=L/R², die Kapazität wird aus Widerstand und
Induktivität berechnet. Jensen liefert die Parameter für
Berechnung des Boucherot-Glieds. Hier für die 8 Ohm Impedanz
Varianten:
| Lautsprecher |
R |
L |
C' |
| Jensen MOD 6-15 |
6,64 Ohm |
0,43 mH |
9,8 uF |
| Jensen MOD 8-20 |
6,5 Ohm |
0,4 mH |
9,5 uF |
| Jensen MOD 10-35 |
6,7 Ohm |
0,52 mH |
11,6 uF |
| Jensen MOD 12-35 |
6,71 Ohm |
1,14 mH |
25,3 uF |
Im folgenden Schaltbild ist L1 der Lautsprecher, genau der Jensen
MOD 8-20. Das Boucherot-Glied besteht aus C1 und R1. Ich habe die
nächsten Normwerte benutzt.
Die Lautsprecher-Anschlüsse sind Speaker+ und Speaker-. Als
Kondensator darf kein "normaler" oder bipolarer Elko benutzt
werden. Am besten ist Folienkondensator wie MKP oder
Vielschicht-Keramik Kondensator. Der Verstärker wird durch
Spannungsquelle V1 simuliert.
Ist ein Boucherot-Glied nötig? Nach meinen Messungen braucht der
12" Jensen MOD 12-35 ein 6,8 Ohm/22 uF Boucherot-Glied, der
kleinere 8-20 nicht. Paul Klipsch sagt im Artikel "Klipschorns
Out of the Corner & into the limelight": "We placed an
8.2-ohm resistor in series with a 2 uF capacitor and strapped them
across the plus and minus terminals of the mid/hi crossover
networks".
Andere Autoren empfehlen das Boucherot-Glied nicht in der
Lautsprecherbox sondern im Verstärker. Falls im Betrieb das
Lautsprecherkabel abgezogen wird, dann soll das Boucherot-Glied
noch etwas Last für den Ausgangsübertrager darstellen und
Spitzenentladung verhindern.
Ein Lautsprecher "nackt" auf dem Arbeitstisch klingt bescheiden. Es gibt einen akustischen Kurzschluß zwischen der Vorderseite der Membrane und der Rückseite der Membrane. Die einfachste Lautsprecherbox ist somit eine unendlich große Wand mit einem Loch für den Lautsprecher um akustischen Kurzschluß zu verhindern. Leider ist unendlich große Wand schwer zu finden. Martin Lembke hat einen fundierten Artikel über Schallwand geschrieben. Er versteht die Kombination Verstärker und Schallwandler einmal als Energieübertragung, zweitens als Informationsübertragung. Zur Energieübertragung gehören Klirrfaktor und Frequenzgang. Zur Informationsübertragung gehört der Oberwellen-Trick: unser Gehirn kann aus den Oberwellen den Grundton "ableiten". Die Oberwellen können im Audiomaterial enthalten sein, oder können im Verstärker erzeugt werden um dem Schallwandler zu "helfen". Dies ist bestimmt Teil des "Röhrenklangs": die "richtigen" Oberwellen erzeugen.
Die zweite Lösung ist ein Kasten. Einige Boxenbauer orientieren
sich an Musikinstrumenten wie Geige, Kontrabass, akustische
Gitarre usw. und sagen: "die Wände der Box schwingen mit". Andere
Boxenbauer suchen den "absoluten" Klang und bauen die Box aus
mindestens 18mm MDF Platten damit nur die Membrane schwingt und
sonst nichts. Ich selbst bevorzuge "lebendige" Lautsprecherboxen,
d.h. das Gehäuse ist ein Resonanzkörper. Man kann am Gehäuse die
Baßtrommel mit der Hand fühlen.
Für einen ersten Test baue ich Lautsprecher in einen Schuhkarton
oder in einen Umzugkarton. Natürlich ist dieses Testgehäuse nicht
luftdicht. Und für den ersten Test benutze ich kein Dämmmaterial.
Nun kann der Lautsprecher mich in dieser "worst case" Umgebung
entweder erfreuen oder enttäuschen.
Der Lautsprecher sollte in Kopfhöhe sein. Entweder stellt man die
Lautsprecherbox ins Regal, nutzt einen Boxenständer oder baut die
Lautsprecherbox schlank und hoch. Meine Lautsprecherbox für den
Jensen MOD 8-20 ist 135cm hoch, 26cm breit und 25cm tief. Das
Volumen ist knapp 88 Liter. Die Mitte des Lautsprechers liegt
113cm über dem Boden. Der 8" Lautsprecher "braucht" keine 88 Liter
Volumen. Die Lautsprecherbox kann auch mit Höhe 125cm, Breite
26cm, Tiefe 13cm und Volumen 42 Liter gebaut werden. Die
Seitenwände der Box bestehen aus 4mm Pappel-Sperrholz. 4mm
Kiefern-Sperrholz ist auch geeignet. In den Ecken sind 20mm auf
20mm Kiefernleisten eingeleimt. Holzschrauben halten die Teile
zusammen bis der Leim fest ist. Boden und Deckel sind aus 13mm
dickem Holz. Der Boden ist 36cm auf 36cm groß und gibt
Standfestigkeit. Der Deckel ist 27cm auf 26cm um einen kleinen
Überstand zu geben. Wenn der Lautsprecher "arbeitet", dann
schwingt das dünne Pappelholz mit. Für mich ist das gut und
richtig. Meine Lautsprecherbox ist groß und trotzdem leicht.
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Bild links: Visaton R 10 S testweise in Schuhkarton gebaut
Bild mitte und rechts: Jensen MOD 8-20 in Pappel-Sperrholz Box
Die Lautsprecherbox läßt sich leicht auf Bassreflexbox umbauen.
Für den Test habe ich Bücher benutzt:

Die Öffnung ist 17cm x 3cm bzw. 8 square inch. Im Buch "Loudspeakers"
von G.A. Briggs (5. Auflage 1958) steht auf Seite 329 Information
über die Größe der Bassreflex-Öffnung: